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Gemeinderat, 69. Sitzung vom 01.07.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 94

 

arbeiten viele Menschen daran, viele Expertinnen und Experten, und wir werden da sicherlich auch erfolgreich sein.

 

Deswegen lautet auch ein Gesundheitsziel, dass wir ein Gesundheitsmonitoring brauchen. Ich sage jetzt nur als Beispiel Karies bei Kindern. Wir wissen, dass in Österreich zirka 50 Prozent der Sechsjährigen Karies haben. Wir wissen aber nicht, wir glauben es nur, dass es im 15. Bezirk schlechter ist. Wir glauben es, wir wissen es nicht genau. Es sind Beobachtungen. In Wirklichkeit haben aber in einer seriösen Gesundheitspolitik Glaubensfragen keinen Platz, sondern da muss man etwas wissen, da muss man die Daten haben und anhand dieser Daten kann man dann planen. Wir wissen, dass die Adipositas, also das Übergewicht bei Kindern zunimmt, das weiß man aus Zahlen und aus den epidemiologischen Verläufen, aber auch nicht genau, was die Altersgruppen betrifft, was die Bezirksverteilung betrifft, auch österreichweit nicht. Es ist sicher – ich vermute es auch nur – vielleicht in einem ländlichen Dorf anders als in einer Großstadt, wo wir wissen, dass es in den Großstädten etwas komplizierter und die Gesundheit in manchen Bereichen schlechter ist.

 

Wir haben die Entlassungsdiagnosen und die Aufnahmediagnosen aus den Spitälern, von den unterschiedlichen Trägern, aber wir können diese nicht verwerten, weil wir nicht wissen, wie seriös sie sind. Durch das LKF-System weiß man nicht, wie genau hier gearbeitet wird, ob jetzt zum Beispiel wirklich immer die Aufnahmediagnose genommen wird – nämlich Lungenentzündung oder Schwindel –, was der Grund für die Aufnahme war, oder ob die Grundkrankheit, die dieser Mensch hat, die chronische Erkrankung als Aufnahmediagnose genommen wird. Und das verfälscht das Bild ein bisschen.

 

Ich bin der Überzeugung, dass man hier noch sehr viel arbeiten muss – und das geschieht auch schon –, um das zu verbessern. Es gibt in Österreich ein Krebsregister, das meiner Meinung nach nicht ordentlich geführt wird. Und es wird nicht ordentlich geführt, weil die Datenqualität keine ordentliche ist. Das betrifft die Abteilungen bei allen Trägern, das betrifft nicht den KAV alleine, das ist auch sehr personenabhängig. Wer füllt denn das aus? Macht das die Stationssekretärin, macht das die Ärztin oder macht das die Ärztin rasch dazwischen, weil sie es schnell hingelegt bekommt, oder macht das weiß ich, wer, oder macht das niemand? Es gibt ja auch keine Sanktion dafür, wenn das nicht ausgefüllt wird.

 

Das sind alles Dinge, auf die man dann draufkommt, wenn man sich damit zweieinhalb Jahre auseinandersetzt. Das ist nicht vom Himmel gefallen, sondern das ist harte Arbeit von den Expertinnen und Experten, zweieinhalb Jahre lang, aus allen Trägern, Einrichtungen, Institutionen, die sich mit dem Wiener Gesundheitssystem befassen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

In den letzten Jahren nimmt die Häufigkeit von Lymphknotenkrebs zu. – Das könnte jetzt jemand wie ich behaupten. Ich weiß nicht, ob das stimmt, das weiß man nicht. Es ist mein Eindruck, weil ich auf so einer Abteilung arbeite. Aber wir können das nicht beweisen. Und deshalb brauchen wir das Gesundheitsziel, die Daten zu haben. Wir brauchen Daten, anhand derer wir erkennen, wo Defizite sind, wo Handlungsbedarf besteht und wie wir das Gesundheitswesen für in 10, 20, 30 Jahren planen müssen, damit wir dann den Anforderungen gerecht werden können, die sich dann stellen. Das ist der Sinn, das ist das Ziel und das ist sinnvoll.

 

Und ich bin sehr dankbar, dass wir das als ein Gesundheitsziel, nämlich das Gesundheitsziel Nummer 9 definiert haben. Wir haben Daten von schulärztlichen Untersuchungen, die sehr heikel sind, wo sich Eltern sofort aufregen und sagen, von meinem Kind darf überhaupt nichts weitergegeben werden. Das verstehe ich auch, es darf auch nicht von dem bestimmten Kind weitergegeben oder verarbeitet werden. Aber es muss diese Datenmenge dazu verwendet werden, damit ich sagen kann, ich habe in diesem Bezirk, in diesem Stadtteil eine Gesundheitssituation bei den Kindern, die ist so und so und daher habe ich da einen Handlungsbedarf. Das halte ich für ganz wichtig. Das ist eine ganz wichtige Sache bei den schulärztlichen Untersuchungen. Dann haben wir natürlich auch die Vorsorgeuntersuchungen, die machen teilweise die Wiener Gebietskrankenkasse, andere Krankenkassen, das betreibt auch die Stadt Wien, die MA 15. Und all das müssen wir sozusagen unter einen Hut bringen, das ist sehr wichtig.

 

Wenn ich bei den Daten bin, mache ich jetzt gleich einen Sidestep zu meiner Tätigkeit im 15. Bezirk. Das müsst Ihr euch jetzt anhören, weil das nämlich ein konkreter Fall ist – keine leere Hülse oder so ähnlich, wie Sie das so nett gesagt haben. Keine Überschriften, sondern Leben, Projekte, Aktion: Wir haben uns vor vielen Jahren damit auseinander gesetzt, dass – was wir eh wissen –, dass Armut krank macht, ganz einfach nachvollziehbar ist, wenn man sich die Statistik-Austria-Zahlen anschaut. Wie hoch ist das Durchschnittseinkommen im 15. Bezirk? – Es ist das Schlechteste von ganz Wien. Und wie ist die Lebenserwartung im 15. Bezirk? – Bei den Frauen die schlechteste und bei den Männern die zweitschlechteste. Daher ist mit Zahlen und Daten klar linear bewiesen, dass das Postulat „Armut macht krank.“ stimmt. Rolf Huber, mein Vorgänger, hat gesagt, da müssen wir etwas tun. Und dann haben wir getan. Er ist schon lange in Pension, womit ich sagen will, dass wir nicht erst gestern draufgekommen sind. Es war damals so, dass wir rot-grüne Projekte gemacht haben, und da haben Kollegin Pilz – die leider nicht mehr da ist; ich sage das, weil wir sehr gut zusammengearbeitet haben – und ich gleich die Chance genützt und im 15. Bezirk zwei rot-grüne Projekte umgesetzt habe. Und zwar auf Basis der Vermutung, dass türkisch zugewanderte Frauen weniger zur Gesundenuntersuchung gehen, dann zu spät Krankheiten erkannt werden, was sowohl individuell für die Frauen schlecht ist, als auch für das Gesundheitswesen, da es dann natürlich auch teurer ist. Und die Effizienz ist ja in diesem Fall etwas, was im Sinne der Patientinnen und Patienten ist. Deswegen haben wir ein Service eingerichtet, Vorsorgeuntersuchung, begleitet mit Sozialarbeit und sprachlicher Unterstützung – und das hat eingeschlagen. Das war nämlich

 

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