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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 23.09.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 39 von 94

 

Wieso jetzt eine neue Strategie? Die alte Strategie ist jetzt im Jahr 2015 ausgelaufen, sie bezog sich auf die Jahre 2007 bis 2015. Es ist in vorhergehenden Wortmeldungen schon gesagt worden, dass wir in einer globalisierten Welt, in einem relativ harten Konkurrenzkampf nur bestehen können mit neuen, besseren Produkten und Dienstleistungen sowie mit verbesserten Prozessen und Ideen, die sich von den alten abheben und im Wettbewerb bestehen können, nicht nur in Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene, in der EU und darüber hinaus.

 

Das bedeutet innovative Unternehmen, die Arbeitsplätze sichern und neue schaffen, und zwar nicht nur für WissenschaftlerInnen und ForscherInnen, sondern auch für Zulieferer, für Menschen, die dann im Verkauf stehen, die im Sekretariat sind, die einen Job im Marketing dieser Produkte haben, also auch ganz viel rundherum.

 

Aber Innovation betrifft eben nicht nur die Wirtschaft, sondern wenn man den Begriff Innovation umfassend versteht – und das sollte man und das tun wir auch in dieser Forschungsstrategie –, dann betrifft es auch die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, denn mit ihnen reflektiert man Veränderungen einer Gesellschaft. Diese gehen in den letzten Jahrzehnten rasant vor sich und tragen mit ihrer Forschung dazu bei, dass Innovation auch sozial akzeptiert wird.

 

Es betrifft auch soziale Innovationen, wo es nicht um eine wirtschaftliche Verwertbarkeit geht, sondern darum, dass es einen gesellschaftlichen Nutzen gibt. Und bei künstlerischen und kulturellen Innovationen gerade in einer Kulturstadt wie Wien geht es darum, dieser Stadt neue Impulse zu geben und manchmal vielleicht durchaus auch mal etwas zu verpatzen.

 

Innovation ist mittlerweile ein ziemlich inflationär gebrauchter Begriff, aber es ist kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, innovativ zu sein, ohne sich Fragen dazu zu stellen. Sondern es geht immer um die Frage: Welchen Nutzen hat eine Gesellschaft davon? Und weil viel Geld, auch öffentliches Geld in die Forschung, in Technologieentwicklung fließt, weil Forschung nicht ohne Grundlagenforschung existieren kann, die gefördert werden muss, weil sie auf den ersten Blick nichts bringt und „lange dauert“, ist es auch wichtig, den Menschen zu vermitteln, was es jedem Einzelnen bringt, aber auch, was es der Gesellschaft dieser Stadt bringt.

 

„Innovatives Wien 2020“ ist eine Strategie, die für die Menschen dieser Stadt gemacht worden ist. Es ist eine Strategie, die mit wahnsinnig vielen Menschen erarbeitet worden ist, und zwar, wie ich schon erwähnt habe, in mehreren Panels, in einem Open Forum, in zahlreichen Gesprächen, auch Einzelgesprächen mit Stakeholdern, und in einem Online-Partizipationsprozess im virtuellen Raum beispielsweise.

 

Das heißt, die Leitlinien, die die Politik in den nächsten fünf Jahren in diesem Bereich bestimmen, sind in einem wirklich breiten und intensiven Prozess entstanden. Das freut mich sehr, denn das zeugt nicht nur von einem breiten Konsens mit den hier Forschenden und unternehmerisch Tätigen, sondern es zeigt auch, dass sich einfach sehr viele kluge Köpfe Gedanken über die Zukunft der Stadt machen, dass ihnen Wien wichtig ist, das sie auch über die Zukunft dieser Stadt mit uns nachdenken.

 

Die Strategie selbst hat drei große Innovationsziele und mehrere Handlungsfelder. Ich will jetzt nicht mehr auf alles eingehen, aber doch zu den einzelnen Zielen ein, zwei Dinge erwähnen, die mir wichtig sind. Das erste Innovationsziel trägt den Titel: „Wien als Stadt der Chancen.“ Wenn Wien eine Innovationsstadt, eine innovative Stadt sein will, dann braucht es Voraussetzungen dafür, dass Menschen in diese Stadt kommen, dass Menschen diese Stadt attraktiv finden, dass man sie auch willkommen heißt.

 

Es braucht natürlich effiziente Förderinstrumente. Es braucht natürlich auch die finanzielle Unterstützung seitens der Stadt. Neu ist in der Innovationsstrategie aber, dass es auch ein Ziel der Stadt sein muss, unterstützend beim Aufbringen von privaten Mitteln zu sein. Denn wenn man jetzt schaut, wird Forschung, vor allem Grundlagenforschung, in einem hohen Ausmaß von der öffentlichen Hand finanziert; sehr oft profitieren dann Private davon, und ich glaube, man kann sich auch Modelle überlegen – aber auch das ist natürlich nicht so einfach zu gestalten –, wie nach Förderung von Forschung beziehungsweise Unternehmen, die mit einem Produkt erfolgreich sind, Geld wieder in die Stadt zurückkommen kann, das man für Neues verwenden kann.

 

Es braucht viele regionale Kooperationen, denn im Sinne von Schwerpunktsetzungen muss und kann man nicht alles machen. Das heißt, ganz wesentlich ist die Zusammenarbeit mit dem Umfeld, ob das jetzt Niederösterreich ist als Bundesland, das Wien umgibt, oder auch über die Grenze hinaus die Zusammenarbeit mit Bratislava.

 

Es braucht auch ein gutes Bildungssystem, das bereits vom Kollegen Chorherr erwähnt worden ist, vom Kindergarten über die Schule bis zu den Fachhochschulen und Universitäten. Es braucht ein Bildungssystem, das Neugier erweckt, das Menschen und Kinder kreativ sein lässt, das sie Fragen stellen lässt, denn nur wenn die Menschen, nämlich die Kinder, die Schüler und die Studenten, neugierig bleiben, werden sie auch innovativ sein, werden sie in die Forschung gehen, nur dann werden diese Fragen und diese Lösungen der Probleme sie auch interessieren.

 

Das zweite Ziel ist innovative Stadtverwaltung. Auch darauf bin ich sehr stolz. Das ist ähnlich wie bei der Smart-City-Wien-Rahmenstrategie, wo Wien als erste Stadt in die Smart-City-Strategie auch die soziale Dimension ins Spiel gebracht hat, nämlich die Frage der Lebensqualität für die Menschen und dass es „nicht nur“ eine Frage von CO2-Reduktion und Umwelt ist, sondern dass man auch inkludieren muss, wie es den Menschen damit geht, was das für die Menschen bedeutet und ob man die auch alle mitnehmen kann. Denn das Ziel muss immer eine gute Lebensqualität für alle sein.

 

Ähnlich wie bei der Smart-City-Rahmenstrategie hat bei dieser FTI-Strategie erstmals auch eine sehr starke Selbstverpflichtung der Stadtverwaltung Eingang gefunden. Es gibt jetzt natürlich schon auch zum Beispiel das

 

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