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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 23.09.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 92 von 94

 

schen Ideologie und menschlichem Kontakt unterscheiden können. Ich kann mich auch ein bisschen in sie hineinfühlen, es ist ja wirklich nicht gut mit ihr umgesprungen worden. Mir ist es auch einmal so gegangen, ich musste plötzlich hinaus, die politische Entwicklung war damals so, und es ist nicht ganz leicht, in den Beruf zurückzukehren. Ich verstehe das. Danke schön für Ihre Worte, Frau Kollegin, Sie haben einen Applaus von uns wirklich verdient! (Beifall bei der FPÖ.)

 

So, jetzt komme ich zum Caritas-Projekt. Die Caritas, die ja an sich der Wohlfahrt verschrieben ist, weitet ihr Arbeitsgebiet immer mehr aus. Vielleicht zwei, drei Sätze zur Caritas grundsätzlich: 2013, den Geschäftsbereich 14 habe ich noch nicht gehabt, hat der Caritas-Konzern – das ist nicht von mir, das hat der „Kurier“ so geschrieben – Einnahmen von 687 Millionen EUR gehabt; 687 Millionen EUR. Zum Vergleich, die katholische Kirche, der die Caritas ja irgendwie angehört, hat nur 546 Millionen EUR pro Jahr, und da ist von Kirchenerhalt bis Bezahlung von diversen Mitarbeitern sehr, sehr viel drinnen. Die Caritas, auch ein weiterer Beweis für die Richtung einer Konzern-Entwicklung, hat 13 500 Angestellte. Nicht schlecht, kann man sagen. Im Jahr 2013 hat sie 3 100 Asylanten mit 770 Caritas-Mitarbeitern betreut. Das heißt, auf je vier Asylanten kam ein Mitarbeiter. Da muss man schon manchmal fragen, wie das in dieser Form eigentlich wirklich funktionieren kann. Insgesamt, das wurde schon angesprochen, ist das ein Millionengeschäft. (GRin Mag Martina Wurzer: Das ist ein Wahnsinn! Ein Millionengeschäft!)

 

Jetzt zur Caritas in Wien. Die Caritas hat vor zwei Wochen eine OTS-Aussendung gemacht, 268 000 Menschen in Österreich können sich im Winter das Heizen nicht leisten. 268 000, das ist eine erschreckende Zahl. Und jetzt kriegt die Caritas für das Gesamtprojekt 1,1 Millionen und von uns wollen sie 193 000 für ein Spaßprojekt. Das ist ein Spaßprojekt, was hier am Brunnenmarkt geschieht. Wir haben hinten und vorne zu wenig Geld. Wir müssen hinten und vorne schauen, wie wir mit der Flüchtlingswelle fertig werden, auch auf dem finanziellen Sektor, und hier wird für ein Spaßprojekt so viel ausgegeben. Das ist das Projekt KunstSozial am Brunnenmarkt. Bei der Begründung heißt es, alle eint das Interesse an partizipativer und transkultureller Kunstpraxis, der Zugang zur Kunst wird als Menschenrecht verstanden, und so weiter. – Gut. Und was machen die jetzt wirklich? Ich will meine Rede als letzte heute nicht zu lange halten, ich bringe ihnen nur einige Beispiele, die in diesem Programm, das uns vorgelegt wurde, angeführt werden:

 

Da gibt es „Tanzkaraoke“ zum Beispiel, Besucherinnen und Besucher schlüpfen in ein Kostüm aus schwarzen Handschuhen und rosa Sandalen – ich nehme an, sie werden schon ein bisschen mehr anhaben – und tanzen die Clips nach. Ein anderes Projekt ist das Projekt „Brunnhilde“, das ist keine Wagner-Aufführung, sondern dabei handelt es sich um ein DJn Kollektiv, hat nichts mit Tarzan zu tun. Oder das Programm Klanginseln mit der mobilen Straßenmusik, Acts und mehr. Weiters – das Schönste kommt dann am Schluss – das Projekt „Tanahang“, ein Pianist und Performer namens Honiball Joseph zeigt den Dokumentarfilm „Tanahang – Duett für Körper und Klavier“. Dafür zahlen wir 109 000 oder wie viel Euro. Oder aber als letztes – nur als Genussstück, und da bitte ich die Sozialdemokratische Fraktion, gut zuzuhören, denn das werden Sie Ihren Arbeitern und Ihren Funktionären draußen gut erklären müssen. Ich lese wörtlich: Die Soloperformance von Esmarei das Bündel der Hexe. Pinkelt man im Sitzen oder im Stehen? Pinkelt ja nicht im Sitzen! Ist das ein Zimmer, eine pornographische Ausstellung? – Nein, nein, das ist eine Spermauntersuchung. Lass es dir wegschneiden! Ah, es tut es ja nicht. Was ist abgeschnitten? Wer hat abgeschnitten? Echte Frau oder echter Mann, halt deinen Mund … (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) – Herr Kollege Maresch, hören Sie zu! – … halt deinen Mund, hör dir zuerst meine Geschichte an! Dann kommt der Orgasmus. Welche Vagina ist die originalere, biologisch, antibiologisch, und dann gibt es die Tatsachen. (Weiterer Zwischenruf von GR Mag. Rüdiger Maresch.) Das ist das, was man sich traut, uns hier als Projekt vorzulegen. Und das ist das, wozu Sie zustimmen. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Das werden Sie Ihren Arbeitern draußen sehr gut erklären müssen! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.

 

19.14.57

Berichterstatterin GRin Anica Matzka-Dojder|: Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hier handelt es sich um das Kunst- und Sozialprogramm der Caritas der Erzdiözese Wien an zwei Standorten, und zwar Brunnenpassage und Viktor Adler Markt. Der Anteil der angesuchten Subvention an die MA 17 beträgt 193 000 EUR. Das ist anteilige Förderung für Sach- und Personalkosten für ein sehr, sehr sinnvolles Projekt. Wenn Sie sich hier herstellen, Herr Jung, und das wieder verreißen wie alle Integrationsprojekte, dann muss ich das ablehnen. Das ist immer im Zusammenhang mit jedem Projekt dieser Stadt, das mit respektvollem Zusammenleben, Integration und Verständnis unter den verschiedenen Gruppen und Religionen, Altersgruppen, das in irgendeiner Form etwas mit den zugewanderten Menschen zu tun hat, Sie lehnen es ab und versuchen, das in einer Art und Weise zu verreißen, das dem nicht würdig ist. (GR Mag Wolfgang Jung: Wörtlich zitiert! Wörtlich aus dem Akt! – GR Prof Dipl-Ing Dr Kurt Mörz: Lesen Sie den Akt!) Gehen Sie einmal in die Brunnenpassage, setzen Sie sich dort hin und begleiten Sie ein Projekt, einen Abend, dann werden Sie sehen, dass sie dort sehr schöne und sehr sinnvolle Sachen machen, dass sie auch eine aufsuchende Arbeit machen in einer Gegend … Mit wem immer Sie dort reden, es wird als eine Bereicherung gesehen, egal, ob das jetzt am Brunnenmarkt oder am Viktor Adler Markt ist. Dass die Jugendlichen oft ihre Projekte selber wählen und auch ihre Sprache und ihre Auseinandersetzungen mit den sozialen Themen, das müssen wir ihnen zulassen, auch diesen Jugendlichen zulassen.

 

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