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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 125

 

zusammengenommen hat, dann war sofort klar, das geht sich hinten und vorne nicht aus.

 

Dann begann das kooperative Verfahren, mit sehr vielen Entwürfen, und dann kam es zu dem Wettbewerb. Und das ist mir jetzt auch wichtig, da so als Nebensatz gesagt wurde, das ist ja kein Wunder, das hat ja bitte ein Investor gemacht, was soll denn da anderes herauskommen: Weil die Stadt eben nicht so ist, dass der Herr Bürgermeister und die Frau Vizebürgermeisterin sich zusammensetzen und sagen, jetzt schauen wir uns einmal die Entwürfe an, wir kennen da ein paar Architekten, die nehmen wir halt, da das irgendwelchen Kriterien entspricht. Nein! Wir nehmen eine Jury - und dafür habe ich mich sehr eingesetzt -, die nicht, was üblich ist, aus den üblichen Verdächtigen besteht, sondern eine internationale Jury, die nur diese Frage beantworten soll: Welches der Projekte ist an dem Ort das Beste, ja oder nein.

 

Um Gerüchten vorzubeugen, da hätten sich ein paar hineingesetzt, möchte ich Ihnen jetzt vorlesen, wer da drinnen ist: Der Vorsitzende war Prof. Markus Allmann, Architekt aus München, dabei waren der Architekt Kai-Uwe Bergmann aus Kopenhagen und Guido Hager, Landschaftsarchitekt aus Zürich und in Wien bekannt, er hat den Bednar-Park und andere Parks in Wien gemacht; da die Kammer jetzt sehr kritisiert, die Architektenkammer nominierte für die Jury Architekt Rainer Köberl; aus Berlin kamen Univ.-Prof. Wilfried Kühn und Frau Prof. Regina Leidinger, für die Stadt Wien der Herr Planungsdirektor und aus Dortmund und Wien Prof. Rudi Scheuvens, und wiederum nominiert von der Architektenkammer Erich Steinmayr aus Feldkirch. Wenn Sie wenige von denen kennen, dann ist in gewisser Weise fast das Ziel erreicht, dass nach einem internationalen Standard zu entscheiden ist, welches das beste Projekt ist.

 

Und jetzt erzähle ich Ihnen etwas aus dieser Jury. Dort wurden sehr wohl auch und in einem komplizierten Verfahren - aus Zeitgründen kann ich es nicht schildern - wirklich 24 Teams internationaler Sonderklasse eingeladen. Da wurde wirklich lang besprochen, wer eingeladen wird und wer nicht, also alle, die große, spannende Projekte auf der Welt gemacht haben, waren bei diesen 24 Teams dabei. Die erste Stufe war anonym, und es war total spannend, herauszufinden, welche Projekte - und die nenne ich jetzt nicht beispielhaft, denn sonst würde ich flapsig werden, das möchte ich heute nicht - schon in der ersten Stufe nicht genommen wurden, obwohl sie tolle internationale Namen waren und große Preisträger. Und auch wegen der Sensibilität des Hochhauses gab es eine Visualisierung und da war bei allen Projekten der Canaletto-Blick eingeblendet. Es gab ein Projekt - für das habe ich mich durchaus eingesetzt, das hat dann den dritten Preis bekommen -, das kein Hochhaus war.

 

Jetzt kommt der spannende Punkt. Ist das jetzt ein Wiener Politiker, der gegen alle Interessen sagt, ich habe eine Idee? Nein, aus einer Reihe von Gründen kamen von den Betreibern des Hotels, die argumentiert haben, warum dieses Projekt nicht optimal funktioniert, bis zur überwiegenden Meinung dieser internationalen Fachjury, diese zum Schluss, nein, das Projekt von Herrn Weinfeld ist das beste Projekt. Jetzt frage ich Sie: Was ist die richtige Art, für so einen Ort ein Projekt zu finden? Ich glaube, dass das hier - das sage ich zur Kollegin Meinl-Reisinger - eine der vorbildlichsten Vorgangsweisen war, die eine Stadt wählen kann, die Verantwortung einer internationalen Jury zu übergeben und die Verantwortlichkeit für den Prozess zu übernehmen, damit dort die besten Leute drinnensitzen (GR Mag. Wolfgang Jung: Dann brauchen wir überhaupt keine Politiker mehr!), die dann zu einer Entscheidung kommen. Das ist der Grund, warum dieses Projekt gewählt wurde.

 

Da in der Tat Stadtplanung auch ein Interessensausgleich ist, ja, damit nicht - das übersehen aus meiner Sicht manche Kritiker - eine stadtplanerische Generalinstanz über der Stadt schwebt und dann überall etwas landen lässt, gibt es dann Verhandlungen, gibt es Interessen, die aber transparent gemacht werden sollen. Und das hat dann dazu geführt, dass der unabhängige Fachbereit - und da habe ich, mit Verlaub, einige Polemiken der Architektenkammer gegen den Fachbeirat ziemlich untere Lade gefunden - dann noch gemeint hat, dass das vorgelegte Projekt in seiner Höhe und in seiner Wuchtigkeit - ich habe das jetzt nicht im Zitat dabei - zu überarbeiten ist. Und genau das ist passiert. Und dann ist nicht das passiert, was üblicherweise passiert, dass man oben draufdrückt und unten entsteht eine Kröte, sondern unter der Federführung des Architekten Weinfeld wurde der Turm auch schmäler.

 

So, und da stehen wir jetzt heute. Es ist nach wie vor legitim, zu finden, dort will ich kein Hochhaus, das ist verständlich, das kann ich auch nachvollziehen. Ich bin anderer Meinung, ich glaube, dass dieses Projekt die Möglichkeit hat, den Weltkulturerbe-Status beizubehalten. Und das ist ein wichtiger Punkt, denn ich bin gefragt worden, ob wir den kübeln wollen. - Nein, da zu Beginn, als gesagt wurde, warum Wien Weltkulturerbe werden soll, von überhaupt keiner Höhe geredet wurde.

 

Ich bringe noch ein Beispiel: Hätte man die 43 m retrospektiv schon vor 100 Jahren gehabt, hätten wir mit dem Ringturm das Weltkulturerbe verloren, denn der ist deutlich höher als 43 m. Und das von niemand in Frage gestellte Hochhaus mitten in der Herrengasse, nicht außerhalb der sogenannten Lastenstraße, ist ein Hochhaus von, ich glaube, 56 m, 16 Stockwerke, das sich sehr elegant einfügt und im Übrigen als Gegenprojekt zum Roten Wien ein sozusagen konservativer Teil der Stadtentwicklung war, über das heute aber von allen Architekturkennerinnen und -kennern gesagt wird, dass es eine wichtige Landmark ist. Ich radle jeden Tag zum Rathaus hinunter und da steht das groß als Hochhaus mitten im 1. Bezirk vor mir. Also, was ist denn das für ein merkwürdiger, nein, falscher Kriterienkatalog, ein Maßband zu haben und zu sagen, wir haben ein einziges Qualitätskriterium, und zwar nicht, was nützt es bei der Erdgeschoßzone, welche Nutzung kommt, sondern eine einzige Geschichte, bist du über oder unter 43 m. Und aus meiner Sicht, wenn das die UNESCO Welterbe-Kommission so sieht, dann glaube ich in der Tat nicht, dass es möglich ist, das zu vereinbaren. Wenn man sich

 

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