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Gemeinderat, 21. Sitzung vom 07.04.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 112

 

Meine Frage an Sie heißt: Gibt es dazu bereits Rückmeldungen aus der Belegschaft? Wie schaut das aus? Wie kommt das bei der Belegschaft an? - Danke.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.

 

Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Frau Gemeinderätin!

 

Vielen Dank für diese Frage. Denn eines muss ich sagen, so wie es die GRin Korosec vorhin gesagt hat, das Problem ist eigentlich nichts Neues. Wir kämpfen jetzt schon sehr lange darum, das gut aufzustellen und gut hinzukriegen. Genau so lange, wie wir darum kämpfen, genau so lange gibt es auch Verunsicherung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wie wird das jetzt sein? Wo komme ich hin? Wo ist mein Dienstposten? Was heißt das für mich als Sanitäterin? Was heißt das für mich als Notfallarzt?

 

Das haben wir jetzt gut hingekriegt, weil es gibt eine genaue Prozessbeschreibung. Diese hat die MA 70 nicht alleine gemacht, sondern gemeinsam mit dem Krankenanstaltenverbund. Bevor wir es an die Medien oder sonst wohin kommuniziert haben, haben Einzelgespräche mit allen stattgefunden. Dann gab es natürlich auch noch eine MitarbeiterInnenveranstaltung. Seit 1. April ist das System so umgestellt, wie es umgestellt ist.

 

Es hat uns natürlich gefreut, dass es sehr erfolgreich gelungen ist. Was man in den Wochen davor von plötzlichen Krankenständen oder Ausfällen gehört hat, war an diesem Wochenende 1. April überhaupt nicht der Fall. Alle Autos waren unterwegs. Alle Leute waren im Dienst.

 

Wenn man jetzt mit den Leuten auf den Stationen spricht, sind alle sehr zufrieden. Erstens haben sie eben eine breitere Wirkungsmöglichkeit. Sie haben bessere Perspektiven. Es sind überwiegend viele erfahrene Ärztinnen und Ärzte dabei. Aber auch im Sinne dessen, dass wir Junge finden wollen, die sich als Nachwuchs bereit erklären, in diesen stressigen Job zu gehen, hat es, glaube ich, schon an Attraktivität gewonnen, wenn man mit den Leuten in diesen ZNA spricht. Ich habe sowohl mit dem Management des KAV als auch noch einmal mit der Personalvertretung gesprochen, weil mir das sehr wichtig war. Dort sind bisher eigentlich nur positive Rückmeldungen gekommen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Dr. Koderhold, bitte.

 

10.04.49

GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Grüß Gott, Frau Gesundheitsstadträtin!

 

Es war zweifellos eine notwendige Entscheidung, die ärztliche Versorgung der Wiener Berufsrettung in den KAV zu übernehmen. Das war sicherlich klug und notwendig. Das wird aber nicht ausreichen. Dass es international zu wenige Rettungsärzte gibt, ist kein Wunder, wenn man sich den Tätigkeitsbereich ansieht. Notarzt sagt etwas über die Ausbildung, aber nicht über den tatsächlichen Tätigkeitsbereich aus. Rettungsdienste zählen zu den Einsatzdiensten, wie Polizei und Feuerwehr, und sind mit entsprechenden Belastungen verbunden. Das bedeutet, bei allem Enthusiasmus der jungen Kolleginnen und Kollegen, dass es zu bestimmten Zeiten immer einen Mangel an Rettungsdiensten, an Rettungsärzten - ich sage absichtlich, Rettungsärzte und nicht Notärzte - geben wird.

 

Es gibt in Österreich im Unterschied zu anderen Ländern die Möglichkeit, frei praktizierende Rettungsärzte auf Honorarbasis zur Versorgung einzustellen. Das ist zum Beispiel in Deutschland nicht üblich.

 

Haben Sie sich schon die zu erwartenden Personalverknappungen überlegt? Diese werden Sie sicherlich haben, denn Rettungsarzt bedeutet schwere Konfrontationen. Sie haben Gewaltverbrechen, Todesfälle, Kopfschuss, sterbende Kinder. (GR Christian Oxonitsch: Frage!) Ich war selber fünf Jahre Journalarzt. Sie können in der Nacht auch Autounfälle bearbeiten. Das ist an sich nichts Neues. Das wird von den Rettungsärzten toleriert und wird auch weiter toleriert werden. Was dazugekommen ist, sind die vermehrten tätlichen Angriffe. (GR Christian Oxonitsch: Das ist eine Fragestunde!)

 

Jetzt die Frage: Haben Sie sich überlegt, die Möglichkeit offen zu lassen, dass frei praktizierende Notärzte auf Honorarbasis die Personalsituation verstärken?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.

 

Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Herr Gemeinderat!

 

Zuerst möchte ich sagen, dass ich einen ganz großen Respekt vor all unseren Rettungskräften habe, die wir in der MA 70 haben, natürlich auch vor den Notärztinnen und Notärzten, die von der MA 70 in den Krankenanstaltenverbund gegangen sind. Gerade in dieser Berufsgruppe haben wir in den letzten Wochen und Monaten im Zusammenhang mit der Notversorgung in Wien eine Diskussion gehabt, die sehr viele negative Schlagzeilen gebracht hat und die eigentlich in den Schatten gestellt hat, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort tagtäglich leisten. Da möchte ich einmal meinen ganz großen Dank und Respekt aussprechen. Ich denke mir, es wäre sehr schön, wenn wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diesen Dank hier aus dem Gemeinderat ausrichten. Das ist wirklich eine große Herausforderung. Sagen wir es einmal so. (Allgemeiner Beifall.)

 

Was wir in den letzten Wochen gemacht haben, als wir diese Knappheit gehabt haben, ist, dass wir sehr wohl auch die Möglichkeit geschaffen haben, Ärztinnen und Ärzte über Honorarbasis in die MA 70 zu holen. Ich spreche mich aber hier noch ein bisschen mit meinem alten Hut als Personalstadträtin dafür aus, dass wir natürlich darauf schauen, dass wir einen guten Mitarbeiterstand und einen guten Ausbildungsstand in der MA 70 haben und dass wir diese Krücke, MitarbeiterInnen, Kompetenzen oder Expertisen über Honorarbasis in die Stadt zu holen, nur dann nutzen, wenn sozusagen wirklich Not am Mann und Not an der Frau ist. An sich finde ich, wir müssen das Wiener Rettungswesen so aufstellen und mit den notwendigen Personalressourcen ausstatten, dass es gut funktionieren kann und dass wir so attraktiv werden, dass wir eben mehr gewinnen können,

 

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