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Gemeinderat, 21. Sitzung vom 07.04.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 112

 

eigentlich in ganz Europa, es hat kaum Reichweiten, ist Pay TV. Es ist nicht mehr in der österreichischen Medienanalyse zu finden, auch nicht im Teletest - da ist, „by the way“, sogar OKTO zu finden. Das ist jetzt keine Meinung, das ist ein Fakt. Dazu schreibt zum Beispiel die Tageszeitung „Die Presse“, die grundsätzlich ÖVP-Projekte durchaus immer unterstützt, schon im Jahr 2011: „Der leise Abgang einer Popkultur-Ikone. MTV leidet an Quotenschwund und muss das Feld MySpace und YouTube überlassen. Die Reichweite lag zuletzt bei nur 1,8 Prozent. Ab 1. Jänner 2011 ist MTV nur mehr als Pay-Sender abonnierbar. Seiner Kernkompetenz widmet sich MTV nur mehr bei Award-Shows, bei denen man sich im Glanz von Stars sonnt, die MTV nichts verdanken - wie Lady Gaga im Fleischkostüm. Es ist herbe Ironie, dass MTV ihr Video ‚Telephone‘ als zu anstößig empfand. Gut, dass es YouTube gibt.“

 

Das sagt jetzt „Die Presse“ dazu. Ich dachte, wenn man sagt, der ganze Fokus liegt auf dem Award, vielleicht hat die ÖVP doch recht. Deshalb hab‘ ich mir nun die Berichterstattung der letzten paar MTV Europe Music Awards und explizit das 20-jährige Jubiläum angeschaut. Ich dachte, 20 Jahre MTV Music Awards, das muss doch ohne Ende gebrummt haben. Der folgende Bericht ist aus einer Stadtzeitung einer Stadt, wo tatsächlich eine lebendige Pop- und Jugendkultur herrscht, nämlich von der „Berliner Zeitung“ aus Berlin. Da ich noch Zeit habe, wie ich gerade sehe, möchte ich Ihnen den Artikel ganz kurz vorlesen, weil die Inhalte sehr viel über den derzeitigen Status dieser Veranstaltung aussagen. Nur zur Erinnerung, es handelt sich um die Jubiläumsgala, also 20 Jahre MTV Europe Musical Awards. Die Headline ist: „MTV Europe Music Awards - Die große MTV-Party ist vorbei.

 

Am Sonntagabend hat der Musiksender MTV das 20-jährige Jubiläum seiner Awards in Glasgow gefeiert. Glasgow ist eine Stadt mit langer musikalischer Geschichte, zahlreiche Künstler werden hier ausgezeichnet, unter anderem wurden dort Oasis entdeckt. Das heißt, die Stadt hat eine lebendige Popkultur. Der Beginn einer Weltkarriere, wie sie heute für streitlustige Arbeiterjungs aus Manchester wohl unmöglich wäre, wird hier beschrieben. Es waren gute Zeiten für den Pop und deshalb auch für MTV. Als der Sender ein Jahr später die European Music Awards ins Leben ruft, war er auf der Höhe der Zeit. Die absolute Referenz, wenn es um Popkultur ging. Ein Ort, an dem Maßstäbe gesetzt wurden. Damals fand die Preisverleihung in Berlin, am Brandenburger Tor, statt. 20 Jahre später wird in der deutschen Hauptstadt die ungeteilte Stadt gefeiert, während die European Music Awards in Glasgow wohl unmissverständlich zeigen, dass ihre Zeit vorbei ist. Immer wieder nimmt die Veranstaltung in kleinen Videos Bezug auf die Geschichte. Man sieht einen Wutanfall von Kanye West aus dem Jahr 2006 oder Robbie Williams, wie er sich im Jahr 2000 bei MTV für seine drei Häuser, fünf Autos und seine Supermodelfreundin bedankt. Das waren noch Zeiten! Es ist der Vergleich zu diesen Videos, der die Veranstaltung in Glasgow zu einer besonders traurigen Angelegenheit macht. Pop findet längst woanders statt als bei solchen Awards.

 

Stars sind kaum da. Deshalb haben sich die Veranstalter Mühe gegeben, auftretende Künstler und Preisträger kostensparend einzusetzen. Erster Auftritt: Ariana Grande. Erste Preisträgerin: Ariana Grande. Später bekommt sie noch einen Preis. In ihrer Mehrfachverwertung wird sie nur von der Moderatorin des Abends, der US-Rapperin Nicki Minaj, übertroffen, die auch den Preis als beste Hip-Hop-Künstlerin entgegennimmt.

 

Die anderen Preise gehen größtenteils an Künstler, die sich per Video bedanken. Katy Perry meldet sich aus Australien mit einem pinkfarbenen, bauchfreien Katzentop - wen auch immer das interessiert - und erzählt bei beiden Preisen, die sie gewinnt, wie müde sie doch sei. Als sie den Preis für den ‚Best Look‘ bekommt, betont sie, dass sie täglich fünf Stunden fürs Make-up braucht. Da passt es, dass es einen Preis für den ‚Song mit Botschaft‘ gibt. Den gewinnt nämlich Beyoncé für ihr Stück ‚Pretty Hurts‘, das den Schönheitswahn kritisiert.

 

Generell dominieren Frauen die Veranstaltung. Männer treten wie One Direction und Justin Bieber meist in kurzen Dankvideos auf - also auch nicht persönlich. Vor Ort sind sie von Slash, Jahrgang 1965, und Ozzy Osbourne, 1948, vertreten. Letzterer bekommt von Ersterem den Preis für das Lebenswerk. Und dann sind da noch U2, die so blass bleiben, dass Teile des Publikums die Gelegenheit nutzen, um endlich mal ein Bier zu holen.

 

Ansonsten steht Moderatorin Minaj, die gerade mit ihrem Lied ‚Anaconda‘ erfolgreich ist, im Mittelpunkt der Show. Eine Frau wie ein übersexualisierter Botox-Lollipop, die vor allem mit ihrem eindrucksvollen Hintern auf sich aufmerksam macht. Auf den verweisen auch andere Künstler. Etwa die Chinesin Bibi Zhou mit ‚I love your butt‘ und US-Rapper Redfoo mit der verstörenden Bemerkung, seine Anaconda würde sich angesichts dieses prachtvollen Gesäßes in das Lochmonster Nessie verwandeln.

 

Minaj selbst widmet Schottland ein paar Rap-Zeilen und betont, wie sehr sie das Land liebt. Ansonsten beeindruckt sie damit, dass keine einzige ihrer Pointen sitzt. Am Ende des zweistündigen Programms zeigt Minaj in einem Video, wie ihre Aftershowparty aussehen könnte. Es wird wild gefeiert, sie kommt einem Waschbrettbauch im Schottenrock nahe und wacht verkatert im Hotelbett auf. Nein, sagt die Minaj auf der Bühne, darauf habe sie keine Lust. Sie werde sich mit einem Tee und einem ‚Downton Abbey‘-Boxset ins Bett verkrümeln. Und damit ist die Party vorbei.“ (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)

 

Auf Grund der Reichweiten von MTV werden also definitiv nicht die versprochenen Bilder - wie sie die ÖVP verspricht - rund um die Welt gehen. Bei Life Ball und Song Contest, was Sie ja gerne vergleichen, ist es ein anderer Sender, da ist es ein Verbund von öffentlich-rechtlichen Sendern, und diese haben eine weitere Reichweite. (GR Mag. Manfred Juraczka: Kulturell hoch wertvoller Song Contest, na freilich!) Da gehen tatsäch

 

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