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Gemeinderat, 27. Sitzung vom 28.09.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 102

 

mich selber erinnern, dass viele auch aus den Bezirken, aber auch andere Politiker und andere zu mir gekommen sind und interveniert haben: Warum kann man nicht das und das errichten? Da gibt es einen wunderbaren Künstler, der kann doch auch noch etwas dazu beitragen. Mir ging es aber darum, auch einen Qualitätsstandard sicherzustellen und sicherzustellen, dass über eine eigene Jury alle Vorhaben, alle Vorschläge auch qualitativ überprüft werden und dann nicht mehr gewissermaßen dem singulären Urteil oder auch Geschmack Einzelner zu unterziehen sind, sodass man damit auch einen Qualitätsstandard sicherstellen kann.

 

Das hat eigentlich über die Jahre sehr, sehr gut funktioniert. Wir haben eine Vielzahl von hervorragenden Projekten verwirklichen können über die letzten mittlerweile 13 Jahre. Es ist in der Stadt eine große Zahl qualitativ hochstehender Kunstwerke verwirklicht worden. Ich freue mich über eine sehr, sehr gute Zusammenarbeit und bedanke mich auch ganz bewusst dafür bei den Wiener Linien. Die Wiener Linien kooperieren mit Kör hervorragend, sodass viele U-Bahn-Linien mittlerweile auch mit Kunstwerken, mit hochqualitativen Kunstwerken im öffentlichen Raum ausgestattet sind. Einige dieser Kunstwerke haben auch maßgeblich dazu beigetragen, U-Bahn-Stationen, Kreuzungs- und Knotenpunkte aufzuwerten.

 

Denken Sie nur daran, dass beispielsweise am Karlsplatz, der ja in Wahrheit der größte Bahnhof in dieser Stadt ist, was die Frequenzzahl und die Passagierzahlen anbelangt, eine Vielzahl von Kunstwerken im öffentlichen Raum platziert ist, auch und gerade an Orten, die vielleicht zu Randzeiten nicht so belebt sind. Wir haben den Karlsplatz saniert und nicht zuletzt auch durch diese dort ausgestellten Kunstwerke mit dazu beigetragen, ihn zu einem Ort zu machen, wo man nicht nur durcheilen, sondern auch durchaus verweilen kann. Dieses Beispiel beweist, glaube ich, dass Kunst auch dazu beitragen kann, öffentliche Orte aufzuwerten, ohne sie damit auch einer Kommerzialisierung zu unterwerfen. Ganz im Gegenteil. Diese Kunst im öffentlichen Raum findet jenseits des Kommerzgedankens und des Verwertungsgedankens statt.

 

Es ist auch eine Möglichkeit damit gegeben, dass Menschen sich direkt mit Kunst auseinandersetzen, dass sie Freude daran finden, dass sie stehen bleiben und nachdenken oder aber auch im quasi Normalfall vorbeigehen und dabei auch jedenfalls etwas anderes empfinden, als wenn sie durch den sonst manchmal zu sehr kommerzialisierten öffentlichen Raum eilen und laufen. Dass wir damit auch wesentliche KünstlerInnen fördern, dass wir ihnen die Möglichkeit geben, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen und auszustellen, sei zusätzlich gesagt.

 

Nicht alle diese Kunstwerke sind permanent. Ein guter Teil davon ist temporär. Es ist wichtig, dass wir in der Stadt insofern auch für Leben sorgen, als wir Kunstwerke errichten, sie dann auch wieder abbauen und an anderer Stelle wieder andere Kunstwerke errichten. Insgesamt sind auch die Rückmeldungen und die Reaktionen auf diese Aktivitäten von Kunst im öffentlichen Raum sehr, sehr gut. Es wird auch die Bevölkerung jeweils eingebunden. Wir haben bei zahlreichen dieser Projekte auch Vermittlungsaktivitäten. Es geht darum, dass man nicht irgendetwas irgendwo hinstellt und dann sagt, was damit passiert, ist uns egal, sondern wir wollen auch, dass die Bevölkerung Anteil nimmt, dass sie informiert wird - etwas ganz Wesentliches -, dass die Menschen auch wissen, was sie da sehen und sich darüber dann auch allenfalls, so sie wollen, weiter informieren können.

 

Natürlich gibt es auch den Wunsch oder auch die Notwendigkeit, auch stärker in die Stadtaußengebiete, in die Stadtentwicklungsgebiete zu gehen, aber nicht nur.

 

Kör veröffentlicht permanent in Foldern und Broschüren und natürlich auch im Internet Informationen über die jeweiligen Initiativen und Denkmäler. Es ist mittlerweile eine wirklich beeindruckende Reihe von Kunstwerken, die in der ganzen Stadt koordinierterweise errichtet wurden. Ich sage ganz bewusst „koordinierterweise“, denn das ist uns ganz wichtig. Also wie gesagt, nicht jeder geht irgendwohin und hinterlässt ein Kunstwerk, sondern wir sind bestrebt, das zu koordinieren und auch mit entsprechenden Partnern umzusetzen.

 

Bei vielen dieser Kunstwerke geht es auch um eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Wiens, mit der historischen Vergangenheit, sehr häufig natürlich auch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Alle diese Kunstwerke haben eigentlich in der Zwischenzeit große Anerkennung gefunden, auch international. Ich kann mich gut erinnern, dass es eine Zeit lang geheißen hat: Wenn man gute Kunst im öffentlichen Verkehr finden will, bei den U-Bahnen, muss man nach Neapel fahren. Dort sind zahlreiche Stationen mit großartigen Künstlern gestaltet worden. Das gilt längst auch für Wien, wo es ja ebenfalls diese integrierte Herangehensweise gibt, nicht nur von der Architektur her und selbstverständlich von der Funktionalität der U-Bahn her, sondern dass wir gleichzeitig darauf bedacht sind, dass wir die U-Bahn-Stationen entsprechend künstlerisch zu gestalten. Auch da ist Wien mittlerweile internationaler Vorreiter geworden. Abgesehen von der Anerkennung und der Anteilnahme der Bevölkerung in Wien an diesen Kunstwerken gibt es dafür ein großes internationales Interesse, Wien genießt auch auf diesem Gebiet internationales Renommee. Insofern, glaube ich, kann man nach über einem Dutzend Jahre des erfolgreichen Wirkens von Kunst im öffentlichen Raum davon sprechen, dass das eine wirklich gelungene Initiative war, ist und auch in Zukunft sein wird.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich die 1. Zusatzfrage aufrufe, freue ich mich, bei uns im Haus hier eine Gruppe von Spacelab willkommen zu heißen. Recht herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.) Wir haben gerade die Fragestunde, wo Gemeinderätinnen und Gemeinderäte an die Stadtregierung Fragen stellen können, und die werden jetzt auch diskutiert.

 

Wir kommen daher jetzt zur 1. Zusatzfrage. Diese kommt von der ÖVP. - Herr GR Dkfm. Dr. Aichinger, bitte.

 

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