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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 20.11.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 69 von 135

 

Daher bringen wir auch hier einen Antrag ein, dass ein Anreizsystem zu erarbeiten sei, das man dem Ausschuss dann vorlegt, um die Abwanderungstendenzen zu unterbinden oder zu verringern.

 

Nun zur Nachmittagsbetreuung: Es muss eine flächendeckende Nachmittagsbetreuung geben. Aber nicht die Stadt darf die Form dieser Nachmittagsbetreuung vorgeben, sondern Eltern und Lehrer sollen das selbst entscheiden. Nicht Sie, Herr Stadtrat, können wissen, welches Betreuungsmodell für die Kinder und für die Familien das beste ist, sondern die Familien selbst. Kein Einziger von uns hier kann entscheiden, welches Modell eine Familie wirklich braucht. Die Aufgabe der Stadt ist es, die Nachfrage zu bedienen. Das Modell sollen aber bitte die SchülerInnen, die Eltern und die Lehrer selbst wählen können. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Interessant ist, dass Sie zum Beispiel bei der Volksschule am Bischof-Faber-Platz, wo die Eltern enormen Druck gemacht haben, als es geheißen hat, es soll eine verschränkte Schulform geben, jetzt anbieten, dass bedarfsorientiert erhoben wird, welches Modell, also zwischen Offener Volksschule und Verschränkter Volksschule, angeboten werden soll und dies auch bedarfsorientiert anbieten. Ich möchte hier wirklich einmal den Eltern meine Hochachtung aussprechen, weil sie haben dort wirklich wie die Löwen um ihre Kinder und um die Bildungskarriere ihrer Kinder gekämpft.

 

Auf der anderen Seite möchten aber Eltern zum Beispiel das verschränkte System überhaupt nicht. Dann hört Ihr Entgegenkommen auf. Denn für Sie muss es das verschränkte Modell sein, weil Sie es wollen und nicht die Eltern. Ich bin aber davon überzeugt, dass das verschränkte Modell nicht das Modell der Chancengleichheit ist, wie es Herr Kollege Vettermann immer sagt. Allein die Zugangsregel, dass nur Kinder in einer verschränkten Ganztagsschule Platz finden, wenn beide Eltern berufstätig sind, grenzt Kinder aus Migrationsfamilien aus, wo die Mutter zu Hause ist. 9 Millionen EUR Außenstände bei der Nachmittagsbetreuung sprechen Bände. Zu guter Letzt gibt es natürlich auch Familienmodelle, wo das verschränkte Modell nicht zielführend und auch nicht entgegenkommend ist. Es gibt auch Kinder, die sich im verschränkten Modell einfach nicht zurechtfinden. Ich wiederhole jetzt extra für den Herrn Kollegen Vettermann, weil Sie immer sagen, ich bin gegen die Nachmittagsbetreuung, wir sagen Ja zur Nachmittagsbetreuung und wir sagen aber auch Ja zur Selbstbestimmung. Die Eltern geben die Form der Nachmittagsbetreuung vor und nicht die Politik! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Auch hier bringen wir unseren jährlichen Antrag ein.

 

Zu guter Letzt möchte ich noch zur Situation der Musikschulen sprechen. Diese platzen in Wien aus allen Nähten, egal, wo man hinsieht. Für knapp 1,9 Millionen Wienerinnen und Wiener gibt es 17 Musikschulen. Wien hat eine lange und vielfältige Tradition in der Kultur und in der Musik. Herr Kollege Woller hat gesagt, Kunst und Kultur ist die Stärke von Wien und das müsste eigentlich auch so bleiben. Leider ist aber die Ausbildungssituation in den Wiener Musikschulen seit Jahren mehr als nicht zufriedenstellend. In der Millionenmetropole Wien haben wir nicht einmal 15.000 Musikschulplätze. Das ist ein Armutszeugnis. Die Stadt Wien muss natürlich dafür Sorge tragen, dass der Nachwuchs im musikalischen Bereich gefördert wird. Wir müssen dafür auch die Plätze ausbauen. Das heißt, jedes Kind, das sich musikalisch weiterbilden oder auch nur die musikalische Neugier befriedigen möchte, braucht einen Platz.

 

Daher bringen wir auch folgenden Antrag ein, dass es ein Ziel geben soll, bis 2020 zumindest 10.000 weitere Musikschulplätze zu schaffen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Das sind nur einige Ansätze, die wir im Bildungsbereich haben. Denn es geht darum, zu tun, was richtig ist! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. Selbstgewählte Redezeit 7 Minuten.

 

16.31.52

GR David Ellensohn (GRÜNE)|: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Heute ist Tag der Kinderrechte. Ich beschäftige mich ausschließlich mit dem Thema Bildung. Seit dem 20. November 1989 gibt es diesen Tag der Kinderrechte. Es gibt vier Grundprinzipien bei diesen Kinderrechten, wer sie einmal durchgelesen hat: Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung, Vorrangigkeit des Kindeswohls, Berücksichtigung des Kinderwillens, Demokratie, Mitreden und das vierte, Sicherung von Entwicklungschancen. In diesen Bereich fällt natürlich der gesamte Bereich Bildung, vom Kindergarten bis inklusive Berufsleben, hinein.

 

Wir haben diese Woche in Wien Gelegenheit, noch sehr ausführlich über die Kindergärten zu sprechen. Wir sind vier Tage gemeinsam in diesem schönen Raum und haben am Mittwoch und am Donnerstag, glaube ich, mehrere Stunden vor uns, in denen wir uns über den Kindergarten unterhalten. Deswegen hier nur in aller Abkürzung. Vielleicht ist es bis Mittwoch oder bis Donnerstag herstellbar, wo die Kindergärten sind. Mich interessieren immer die Best-Practice-Modelle und das Schlechteste natürlich auch, um es zu vermeiden. Aber wo ist es viel besser als in Wien? Wo, glauben Sie, sind die Vorzeigekindergärten in Österreich? Wie könnte man es anders machen? Unter Berücksichtigung natürlich sowohl der pädagogischen Konzepte als auch Öffnungszeiten, Schließtage, et cetera, wo ist es besser? Bei den Schließtagen habe ich nichts gefunden. Bei den Öffnungszeiten habe ich nichts Besseres gefunden. (GRin Sabine Schwarz schüttelt den Kopf.) Aber wenn Sie welche haben - Frau Schwarz schüttelt den Kopf -, interessiert mich das eh immer. Vielleicht gibt es wenigstens ein paar Dörfer, die es anders machen. Aber vielleicht gibt es auch größere Einheiten, Städte, von denen man etwas lernen kann. In diesen Bereichen, die ich gerade aufgezählt habe, ist mir nichts untergekommen. Was ich schon sehe, ist, und da muss man jetzt differenzieren, ich glaube, dass es bei nahezu allen, nein, ich sage, ich hoffe, dass es bei allen Parteien Leute gibt, die das ernst meinen, wenn sie sagen, eigentlich möchten sie, dass der Kindergarten die Ausbildung so gut hinbringt, dass es allen etwas nutzt, die dort sind und dass man es so macht, dass es für alle Familien möglich ist. Das bedeu

 

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