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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 15.12.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 125 von 138

 

Stadt nach der gleichen Zugangsmöglichkeit für Männer und Frauen zu beleuchten.

 

Wenn von Seiten der Opposition der Vorwurf kam und auch immer wieder kommt, dass wir Männer, Buben immer aussparen, die männliche Bevölkerung, den männlichen Teil der Bevölkerung immer links liegen lassen, so frage ich Sie: Jetzt haben wir diesen Akt hier vorliegen, diesen tollen Verein, der so wertvolle Arbeit leistet - hier wird jetzt auch nicht mitgestimmt! Also ich verstehe das nicht, was da vorgeht.

 

Wie gesagt, die Arbeit von poika abzulehnen, ist meiner Meinung nach falsch. Sie verwehren sich hier einem Schritt mehr in Richtung Gleichstellung. Denn wenn wir uns poika genauer anschauen: Eltern, MultiplikatorInnen, also hier vor allem LehrerInnen und JugendarbeiterInnen, männliche Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren erfahren in Workshops, in Beratungen bei poika Wichtiges zum Thema männliche Identitäten, Sexualität, Sexualpädagogik (Ruf bei der FPÖ: Nicht von dem Verein, bitte!), Gewaltprävention, Entwicklungspsychologie, Berufsorientierung, und vieles mehr.

 

Erst vor Kurzem, nämlich am 13. November, war eine wunderbare Tagung am FH Campus Wien, gemeinsam von poika und MEN veranstaltet, nämlich „Papa macht mit“. Das möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Es ist da ganz stark um die Theorie und die Praxis zu Väterbildern und Beteiligungsprozessen in Familien gegangen. Es ist da auch eine tolle Zusammenfassung als Broschüre herausgekommen, die würde ich Ihnen auch sehr nahelegen.

 

Ich denke nämlich: Muss es uns nicht allen darum gehen, dass es Gleichberechtigung gibt, dass es eine gerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit gibt? Ist es uns nicht allen wichtig, dass Männer sich vermehrt an sogenannten Care-Tätigkeiten beteiligen? Und ich frage mich: Woher und warum auch diese Angst, sich dem zu nähern oder sich näher mit dem zu befassen? Aber - na gut.

 

Zu Ihrem Antrag noch ein paar Sätze im Konkreten: Im Beschlusstext wird um eine Klarstellung gebeten. Ich würde deshalb auch bitten, auf die Website der Stadt Wien zu klicken, hinzusurfen und dort auch zu lesen, was die Stadt Wien selbst veröffentlicht: zu dem Bereich Gender, Gender Mainstreaming oder auch dem Unterschied zum englischen Wort „sex“ dort veröffentlicht

 

Betreffend den Forderungspunkt der gendergerechten Medizin kann ich nur sagen, dass unsere Gesundheits- und Frauenstadträtin eine Garantin dafür ist, dass Gender Medicine hier in Wien gelebt wird und danach gearbeitet wird. Ich möchte Sie an dieser Stelle auch schon sehr herzlich für den nächsten Frauengesundheitsbeirat vom 4. Mai nächsten Jahres einladen.

 

Abschließen möchte ich mit einem Zitat von der großartigen Simone de Beauvoir. Vielleicht können Sie sich ihr großartiges Werk, nämlich „Das andere Geschlecht“, noch zu Weihnachten wünschen. Einige Sätze darin zu lesen, wird sicher zur Klarstellung von Gender und Sex beitragen, etwa wenn man dort liest: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird dazu gemacht.“

 

Mit diesem Satz der großartigen Simone möchte ich schließen, und ich bitte um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Dominik Nepp, MA: Das ist retro!)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag. El-Nagashi zum Wort gemeldet. Sie haben das Wort.

 

22.46.49

GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE)|: Ja, Sie haben sich leider nicht sehr schlau gemacht zu diesem Thema. Ich verstehe auch Ihren Antrag nicht ganz, aber ich gehe dann gerne noch auf einige Punkte des Antrags ein.

 

Sie möchten eine Erarbeitung eines Kriterienkatalogs für Vereine, die die Förderung von dekonstruktivistischer Gendertheorie zum Ziel haben. Ich selber kenne jetzt keine Vereine, die die Förderung von dekonstruktivistischer Gendertheorie zum Ziel haben; ich würde sie gerne kennen lernen. Ich weiß jetzt auch nicht, was für Kriterien Sie sich für die Vereine wünschen in der Hinsicht. Vielleicht, wie dieses Ziel besser erreicht werden kann, über welche Kriterien.

 

Unabhängig von diesem Punkt oder Ihren Forderungen ist das, was Sie hier behaupten und als Wissenschaft darstellen oder als wissenschaftlich belegt darstellen, schlichtweg falsch. Ihre Vorgängerin, die Frau Kugler, hat einen Master in Gender Studies und hat sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Was Sie hier zusammengetragen haben, ist - einfach, um es noch einmal deutlich zu sagen - falsch! (Zwischenruf von GRin Mag. Caroline Hungerländer.)

 

Sie zitieren hier einen Artikel im „Standard“ mit dem Titel „Geschlechtsidentität ist biologisch nachweisbar“. Das verleitet natürlich zu einer einfachen Schlussfolgerung, nämlich, dass eine binäre Geschlechtsidentität biologisch nachweisbar wäre, was allerdings nicht in dem Artikel steht und auch nicht in der Forschung, auf die sich der Artikel bezieht, die Sie ja auch schon zitiert haben. Hier steht: „Geschlechtsidentität ist biologisch nachweisbar“, aber von zwei Geschlechtern ist hier nicht die Rede.

 

Sie haben sich mit der Studie ein wenig beschäftigt, also wissen Sie ja, was hier beforscht wurde. Und zwar wurden Forschungen mit transidenten Personen durchgeführt, die selber zum Teil auch forschen. Was festgestellt wurde, ist (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Darüber habe ich nicht geredet! Ich habe gesagt, man kann es sich nicht aussuchen!), dass auf einer biologischen Ebene den transidenten Personen, auf einer Forschungsebene in Erfahrung gebracht werden konnte (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Das ist nicht, worüber ich geredet habe!), dass eine Mittelstellung zwischen den Geschlechtern bereits da war, vor einer Hormonbehandlung und auch während einer Hormonbehandlung. Das war die Ebene dieser Forschung. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: ... nicht aussuchen!)

 

Aber ich möchte auch nicht viel zu lange bei diesem Thema oder dieser Forschung bleiben. Gehen wir zu anderen Forschungen, Sie haben auch andere Forschungen erwähnt. (Ruf bei der FPÖ: Bleiben Sie beim Thema ...) Beim Thema bleibe ich schon. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Nein, nein, das ist kein Themenwechsel.

 

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