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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 25.06.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 73 von 149

 

wirklich ganz deutliche Sprache, ein ganz deutliches Auftreten und eine ganz deutliche Integrationsarbeit. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Noch möchte ich den Punkt Weiterentwicklung des Frauenbilds ansprechen. Das, was uns von der Politik oft als Frauenbild vermittelt wird, hat recht wenig mit dem Frauenbild des Lebens zu tun. Ich bin selbst eine Frau. Ich liebe es, eine Frau zu sein, und ich denke, vielen Frauen geht es ebenso. Wir lassen uns sehr ungern in Schubladen stecken. - Männer lassen sich übrigens auch nicht gerne in Schubladen stecken, aber jetzt ist ja von Frauen die Rede. - Jede Frau hat das Recht, ihr Lebensmodell zu wählen. Also sollten wir als Frauen selbstbewusst auftreten und sagen, wir haben uns für dieses oder jenes Lebensmodell entschieden, und es ist auch gut so, wir haben nicht in allen Bereichen die gleichen Bedürfnisse wie Männer.

 

In der Frauenpolitik muss man einen ganz großen Schritt machen. Zum Beispiel ist das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Jahr 2018 kein Frauenthema mehr, es ist ein Familienthema. (GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS: Es wäre schön, wenn es so wäre!) Ich denke, dass wir als Politiker da wirklich einen Schritt machen und das auch so kommunizieren müssen. Wenn wir es die ganze Zeit nur auf ein Frauenthema reduzieren, wird sich nicht viel ändern. Da würde ich mir wirklich mehr Weitblick von Rot-Grün wünschen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Wenn ich dann lese, wie toll die Stadt Wien ist, weil sie frauenfreundlichen Wohnbau macht, dann kann ich gar nicht mehr lachen. Ich habe mir echt überlegt: Was ist ein frauenfreundlicher Wohnbau? Was kann, wenn man in einer gleichberechtigten Partnerschaft lebt, bei Frauenbedürfnissen anders sein als bei Männerbedürfnissen? Und ich darf da zitieren, was in den Berichten der Stadt Wien vorliegt: „Frauengerechter Wohnbau bedeutet, gezielt die Alltagsmuster von Frauen und deren Ansprüche zu berücksichtigen. Wesentliche Ziele eines frauengerechten Wohnbaus sind daher die Erleichterung von Haus- und Familienarbeit.“ - Und das im Jahr 2018! Die Erleichterung von Hausarbeit und die Erleichterung von Familienarbeit ist also für die Stadt Wien Grund, eine Wohnung zu bauen, die, weiß nicht, eine größere Küche, ein Zimmer für eine Waschmaschine hat, oder was auch immer, und das ist dann frauenfreundlich! Das ist ein Bild, das höchst antiquiert ist. Ich würde Sie wirklich bitten, dass Sie diesen Satz aus Ihren Papieren streichen. (Beifall bei der ÖVP und von GRin Elisabeth Schmidt.)

 

Jede Frau, jeder Mensch hat das Recht, sich frei zu entscheiden, wie sie oder er leben möchte. Wenn eine Frau sagt, ich möchte Karriere machen und ich verzichte auf Kinder, ist das genauso gut ihr Recht, wie wenn eine Frau sagt, ich möchte beides, oder wenn eine Frau sagt, ich lebe gerne als Hausfrau und Mutter. Was die Politik aber machen muss, ist, aufzuklären, welche Konsequenzen der eine oder andere Weg haben kann, wenn du ihn einschlägst. Weiters muss die Politik für alle Lebensmodelle ein Sicherheitsnetz anbieten, sodass es, wenn es die Frau braucht, da ist.

 

Lassen Sie mich noch etwas zum Thema schwarze Zahlen und Weitblick für Wien sagen. Es geht um die Frauenarbeitslosigkeit in Wien. Renate Brauner meint in ihrer Funktion als Frauenvorsitzende der SPÖ-Wien, Wien biete österreichweit die besten Voraussetzungen für Frauen am Arbeitsmarkt, die höchste Dichte an Jobs mit Karriereaussichten. Wenn ich mir aber die aktuellen Zahlen der Frauenarbeitslosigkeit in Wien anschaue, sehen wir, dass wir weit über dem Österreichschnitt sind. 11,3 Prozent aller erwerbstätigen Frauen sind in Wien arbeitslos. 2009 waren es noch 28.600 Frauen, 2017 sind es über 51.000, fast 52.000 Frauen. Da frage ich mich schon, wo hier die besten Voraussetzungen für Frauen wohl sind.

 

Ich habe jetzt nur noch 48 Sekunden. Daher überspringe ich jetzt einiges und möchte gerne auf die Frauenhäuser zu sprechen kommen. Die feiern heuer ein großes Jubiläum, es gibt sie seit 40 Jahren. Wie nötig Frauenhäuser leider immer noch sind, zeigen die aktuellen Zahlen. Wir sehen, dass die Aufenthaltstage von Frauen und Kindern in Frauenhäusern weiterhin steigen, dass die Gesamtkontakte und die Gewaltnotrufe ebenfalls gestiegen sind. Wir haben natürlich auch Bestätigungen sowohl von der damals zuständigen Stadträtin Frauenberger als auch von der Geschäftsführerin, Frau Brem, die das in einem Interview gesagt hat, dass die Plätze sehr knapp werden, besonders in den Stoßzeiten wie Weihnachten und Neujahr, und dass es ein fünftes Frauenhaus braucht. Wir haben 2016 schon einmal einen Antrag dazu eingebracht. Wir haben jetzt auch kurz darüber gesprochen. Ich danke herzlichst dafür. Ich werde noch einmal einen Antrag einbringen, bitte aber um Zuweisung an den zuständigen Ausschuss, dass ein fünftes Frauenhaus in Wien realisiert wird. Vielen Dank! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Mag. Huemer zu Wort gemeldet. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten.

 

17.16.41

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE)|: Schönen Nachmittag! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen!

 

Kolleginnen explizit mit kleinem „i“, denn ich werde heute mit weiblichen Sprachendungen sprechen. Ich finde, es entspricht einmal der Geschlechtergerechtigkeit, dass wir hier im generischen Femininum sprechen. (GR Armin Blind: Was?) Die Männer sind selbstverständlich mitgemeint. Unsere Frauenpolitik in Wien verfolgt das Ziel ... (GR Armin Blind: Haben Sie eine Deutsch-Matura? - GRin Martina Ludwig-Faymann: Was war das jetzt? - Weitere Rufe und Gegenrufe zwischen Grünen und SPÖ einerseits und fpö andererseits.) - Ich glaube, Sie schaffen das, oder? Wenn es Frauen schaffen sollen, sich in einer männlichen Endung wiederzufinden, dann werden Sie es sicher auch schaffen, sich in einer weiblichen Endung wiederzufinden, nicht? Frauen in Wien sollen ein ökonomisch unabhängiges, eigenständiges und selbstbestimmtes, sicheres und gesundes Leben führen können. Das ist uns als rot-grüne Stadtregierung wichtig, denn Gleichstellung ist unser Ziel. Leider, leider ist das ein sehr steiniger Weg, ein Bohren sehr,

 

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