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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 26.06.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 4 von 101

 

Kunst und Kultur, und bitte dann heute noch um sofortige Abstimmung.

 

Was wir auch sehen, ist, dass wir eigentlich Förderungen fortschreiben. Wir haben in den letzten Jahren erlebt, dass man keine Entscheidungen mehr getroffen hat, sondern vielmehr bestehende Förderungen und Fördersysteme fortgeschrieben hat. Das hat aber natürlich immer den Effekt, dass Neues ein Stück weit auf der Strecke bleibt. Da gibt es auch so etwas wie das Senioritätsprinzip. - Mir fehlt eine Seite meiner Rede. Sie werden das jetzt spontan erleben müssen. Es ist halt so. - Dieses Senioritätsprinzip heißt, dass jemand, der schon einmal Förderungen bekommen hat, sie immer wieder bekommt. Das ist natürlich in einer Stadt, die auch davon lebt, dass Neues entsteht, dass junge Künstlerinnen und Künstler eine Chance bekommen, letztlich hinderlich. Ich will eigentlich nicht, dass das sozusagen einfach nur fortgeschrieben wird und nur, weil einer einmal eine Förderung bekommen hat, gesagt wird, das ist eine gute Idee, wir schauen uns niemals wieder an, ob das eigentlich sinnvoll ist, ob das wirksam ist und Junge kommen eigentlich überhaupt nicht zum Zug. (GR Dipl.-Ing. Dr. Gara bringt der Rednerin die fehlende Seite ihres Manuskriptes.) - Danke! Das ist jetzt der Seitenträger. Danke vielmals! Großartig! (Beifall bei den NEOS.)

 

Also, innovativen Projekten sollte man eine Chance geben.

 

Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie auch die Notwendigkeit angesprochen haben, qualitative Räume beispielsweise für die Off-Szene zu schaffen, dass man sagt, nicht immer nur im kleinen Kellertheater - nichts gegen kleine Kellertheater -, sondern dass man sozusagen auch wirklich große Räume für die freie Szene öffnet. Das wäre tatsächlich ein wichtiger Schritt. Dabei möchten wir Sie ganz massiv unterstützen. Einen Gedanken möchte ich mitgeben: Man kann natürlich auch bestehende Räume partiell für diese freie Szene öffnen und so eigentlich in einen guten Austausch treten. Das fände ich durchaus spannend.

 

Ein Thema, das ich immer wieder angesprochen habe, betrifft den Bereich der bildenden Kunst. Wir bilden sehr viele Menschen, junge Menschen, hochqualitativ in Wien aus. Aber viele verlassen dann Wien, weil sie hier - betrifft übrigens auch die Musikszene - keine idealen Ateliers vorfinden, weil sie keine idealen Proberäume vorfinden und weil sie auch, ich sage jetzt einmal, keine Szene vorfinden, in der sie sich wohl fühlen.

 

Wir diskutieren auch oft zum Thema Nachtwirtschaft. Das klingt vielleicht absurd, aber es ist natürlich schon auch ein Thema, warum zum Beispiel viele junge Künstlerinnen und Künstler gern nach Berlin gehen, weil dort einfach ein vitales künstlerisches, kreatives Nachtleben stattfindet, wo sie miteinander in Austausch treten. Das darf man nicht unterschätzen. Aber sie gehen auch ins Ausland, und darüber muss man sich ernsthaft Gedanken machen, und ich habe das schon oft diskutiert, weil sie zu wenig Markt vorfinden. Nur auf Förderungen abzustellen und gerade im Bereich der bildenden Kunst zu sagen, ich kriege halt ein Projekt gefördert, ist zu wenig. Sie wollen auch verkaufen. Sie wollen auf Leute treffen, die sozusagen ihre Kunst in dem Sinn wertschätzen, dass sie in gewisser Weise auch einen Markt vorfinden.

 

Etwas, das Sie völlig zu Recht angesprochen haben, ist das Thema, dass die Kultur in den Flächenbezirken Wiens unterrepräsentiert ist. Das ist natürlich ein Stück weit logisch, dass sich Institutionen, auch die sogenannten großen Kulturtanker, in der Innenstadt finden. Ich glaube, dass es an sich logisch ist, wenn man auch touristisches Publikum anzieht, dass man sagt, das ist alles fußläufig, et cetera. Aber in einer Stadt, wo wir eigentlich schon ein Prinzip haben, dass wir überall, an allen Ecken und Enden, Kunst und Kultur zugänglich machen wollen, halte ich es für sehr wichtig, einen Schritt in Richtung einer Strategie zu machen, wie wir Kunst und Kultur mehr in die Flächenbezirke bringen und eine wirkliche Stärkung der Kulturszene vor Ort erreichen können. Ich weiß, Sie haben das in Ihren Interviews aufgegriffen, eine neue Referentin dafür eingesetzt und Projekte angekündigt. Wir möchten Sie von unserer Seite auf diesem Weg wirklich unterstützen.

 

Natürlich auch die Frage der Seebühne, die der Herr Bürgermeister angesprochen hat: Es ist mit 70 Millionen EUR ein recht teurer Seebühnentraum. Das wird man sehen. Ich habe hier schon einmal gesagt, es wird maßgeblich davon abhängen, wie die Programmierung ist. Grundsätzlich glaube ich, dass es auch größere Institutionen braucht. Aber hier ist dann eigentlich die entscheidende Frage die der hochqualitativen Programmierung. Das möchte ich klar sagen.

 

Ich freue mich auch, dass Sie gesagt haben, Sie wollen das System der Förderungen durchleuchten. Auch das halte ich für sehr wichtig, sich genau anzuschauen, wer in welchen Aufsichtsräten, in welchen Jurys sitzt. Ich finde es toll, wenn sich Leute ehrenamtlich für Kultur engagieren. Aber letztlich geht es hier auch darum, echte Kompetenzen hineinzubringen. Das finde ich einen richtigen Schritt.

 

Sie haben schon einige Baustellen angegriffen, nicht nur in Interviews, sondern es ist auch schon etwas passiert. Das möchte ich tatsächlich anerkennen, weil das ist meines Erachtens nach sehr flott. Das kann man durchaus auch einmal lobend sagen. Ich finde es sehr gut, dass sich jetzt bei den Wiener Festwochen etwas tut. Ich gratuliere - ich hoffe, ich spreche ihn jetzt richtig aus, das stellt mich vor eine große Herausforderung - Christophe Slagmuylder herzlich zur Bestellung, jetzt einmal interimistisch! Ich glaube, es war ein richtiger Schritt, hier gemeinsam die Reißleine zu ziehen, weil es einfach, sagen wir einmal so, unter dem vorherigen Intendanten eher mittelmäßig funktioniert hat.

 

Sie haben die Probleme im Volkstheater offen angesprochen. Das halte ich ebenfalls für richtig. Natürlich werden wir uns da in einer Stadt wie Wien mit sozusagen der Nationalbühne, dem Burgtheater, die Frage stellen müssen: Was ist eigentlich das Angebot eines Volkstheaters daneben? Auch das ist historisch gewachsen und hat durchaus eine gute historische Komponente. Aber es ist heutzutage hinterfragenswürdig, was man dort tut. Wir haben vorgeschlagen, ob das Volkstheater nicht ein Ort sein kann, der sich eben auch partiell der

 

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