«  1  »

 

Gemeinderat, 38. Sitzung vom 26.06.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 101

 

freien Szene öffnet. Da gab es schon erste Ansätze, eine Kooperation mit der Brunnenpassage, glaube ich. Das sind zumindest einmal Ansätze. Ich halte es auf jeden Fall für wichtig, sich das zu überlegen.

 

Auch neue Perspektiven für die Kunsthalle zu entwickeln, halte ich für richtig.

 

Jetzt komme ich zu den Vereinigten Bühnen Wien, weil es gibt keine kulturpolitische Rede, ohne die Vereinigten Bühnen Wien anzusprechen. Man muss sie einfach immer wieder gesondert herausgreifen, weil auch im Jahr 2017 die Vereinigten Bühnen Wien mit 39 Millionen EUR wieder rund die Hälfte des gesamten Fördervolumens für darstellende Kunst in dieser Stadt erhalten haben. Das ist ein riesengroßes Ungleichgewicht, drei große Theaterhäuser versus die gesamte restliche Wiener Szene für darstellende Kunst, und das sind weit über 100 Theater und Theatergruppen, die dann um die zweite Hälfte dieses Budgettopfs kämpfen müssen. An diesem Ungleichgewicht, diesem Riesen-Gap, müssen wir dringend arbeiten und uns natürlich die Frage stellen, welcher Bereich des Musicals - vor allem des Musicals, ich rede jetzt weniger von der Oper - so hoch subventioniert sein muss. Ich weiß, dass es auch an den Häusern liegt. Aber dann müssen wir uns bitte diese Frage stellen, weil 39 Millionen EUR einfach ein Batzen Geld sind und es simpel unfair ist, einen Bereich so hoch zu fördern, der in anderen Teilen dieser Welt am Markt einfach funktioniert.

 

Ich habe in der letzten Rede die Kennzahlen kritisiert. Die Kennzahlen, die von der Wien Holding erst kürzlich veröffentlicht wurden, zeigen glücklicherweise, dass es eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr gibt. Aber man muss fairerweise, ohne jetzt qualitativ etwas bewerten zu wollen, schon auch einmal darüber reden, dass es halt ein bisschen eine Cashcow ist, wenn man sozusagen Austropop-Hits verwurschtet und mit „I am from Austria“ eine Produktion schafft, die dann vielleicht den Ansprüchen eines wirklich hochwertigen, qualitativen Musicals, weiß ich nicht, nicht so entspricht, vorsichtig formuliert.

 

Gerade bei den Vereinigten Bühnen Wien braucht es jedenfalls eine Wirkungsorientierung der Mittelverwendung. Wir brauchen hier eine qualitative und quantitative Gesamtevaluierung. Diese wurde schon oft versprochen. Ich weiß auch, dass sie gemacht wurde, aber nicht wirklich veröffentlicht wurde. Es braucht ein Zukunftskonzept. Dazu braucht es transparente quantitative wie qualitative Evaluierungen. Dann können wir sagen, das wollen wir für die Zukunft und das wollen wir nicht. Aber so weiterzuwurschteln, ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.

 

Deshalb bringe ich noch einen Antrag ein, bezüglich einer Gesamtevaluierung der Vereinigten Bühnen Wien. (Beifall bei den NEOS.)

 

Ich möchte noch einen Punkt ansprechen, der mir ein bisschen zu kurz kommt. Das ist die Frage des Qualitätsmanagements, insbesondere bei größeren Institutionen. Ich rede jetzt nicht von kleinen Vereinen, die sich wahrscheinlich wirklich schwer tun, sozusagen ein echtes Qualitätsmanagement hineinzubringen. Aber bei größeren Institutionen, die wir fördern, kann man das erwarten. Es gibt meines Wissens nach eine einzige Institution in Wien, die sich selbst freiwillig ISO-zertifizieren lässt. Diese ISO-9001:2015-Zertifierung ist ein international anerkannter Standard für Qualitätsmanagementsysteme. Es ist wirklich einzigartig. Das war das Konzerthaus. Sie haben sozusagen von sich aus diesen Weg gewählt. Das ist ein sehr großer Prozess, ein sehr aufwändiger Prozess, sich ISO-zertifizieren zu lassen. Aber es ist phantastisch! Ehrlich gesagt, das sollte der Standard für sämtliche größere Institutionen und eine Selbstverständlichkeit sein, dass man hier auch ein entsprechendes Qualitätsmanagement hineinbringt.

 

Deshalb bringe ich den Antrag noch ein. Ich habe Ihnen vorher den falschen gegeben. ISO-Zertifizierung, insbesondere der Vereinigten Bühnen Wien. (Beifall bei den NEOS.)

 

Dann möchte ich noch sozusagen einen letzten Punkt als Wunsch anmerken. Es betrifft die transparente Kommunikation. Wir haben immer wieder Anfragen an Ihren Vorgänger gestellt. Ehrlich gesagt, wenn man keine Antworten kriegt, dann kann man vielleicht damit leben. Aber sozusagen verschriftlicht sinnbildlich den Mittelfinger gezeigt zu bekommen, halte ich schon für schwer problematisch. Ich habe zum Beispiel einmal gefragt, ich glaube, bei den Festwochen war es, wie die Produktionen evaluiert werden. Da stand einfach nur drinnen, durch Veranstaltungsbesuche wird evaluiert, und so. Kennzahlen haben wir keine bekommen. Da gibt es wirklich Luft nach oben, was sozusagen die Beantwortung der Anfragen der Opposition angeht. Es ist ja ein Recht, das wir haben. Es ist auch ein Kontrollrecht, das nicht nur in der Bundesverfassung, sondern auch in der Stadtverfassung verankert ist. Ich bitte hier einfach um mehr Transparenz bei der Beantwortung.

 

Weil ich hier schon dabei bin, bitte ich natürlich auch um ein bisschen mehr Transparenz im Kulturbericht, nicht nur, dass er gestern halt wieder sehr gach gekommen ist. Ich wünsche mir bei den Beteiligungen der Stadt die Kennzahlen selbstverständlich im Kulturbericht. Ich finde es gut, dass man Frauen- und Männeranteil ausweist. Es sind Kreisdiagramme. Aber, ganz ehrlich, natürlich interessieren mich auch ganz andere Kennzahlen. Das ist meines Erachtens nach ganz wichtig.

 

Im Übrigen interessieren mich auch die Kennzahlen der Holding. Immer so zu tun, als wäre sie nicht Teil der Kunst- und Kulturpolitik der Stadt, und Sie sagen, das ist MA 7 und das ist Holding und darin haben wir überhaupt nichts von den Vereinigten Bühnen Wien, vom Jüdischen Museum, et cetera, ist einfach nicht nachvollziehbar. Das ist alles Kunst- und Kulturpolitik. Daher wünsche ich mir natürlich auch einen akkuraten Bericht gerade über diese Beteiligungen, die sozusagen über die Holding im Eigentum der Stadt Wien sind. Das wäre ganz spannend.

 

Ein Allerletztes noch, dann komme ich schon zum Schluss: Wir haben hier kaum eine kulturpolitische Debatte, weder hier im Haus noch in den Ausschüssen noch sonst irgendwie. Ich halte das aber für wesentlich. Ich halte es auch für fruchtbringend, diese zu führen.

 

Wenn wir uns wirklich die Frage stellen, wohin denn die Kunst- und Kulturpolitik gehen soll, dann müssen wir

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular