Gemeinderat, 39. Sitzung vom 27.06.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 85
Vorlage des Plandokumentes zu. Wir kritisieren, dass Sie mit dem vorliegenden Plandokument diese Chance der Neuüberarbeitung, der Neugestaltung vertan haben und der rot-grüne Fleckerlteppich, der sich in manchen anderen Situationen wie der Parkraumbewirtschaftung, et cetera durchzieht, jetzt auch in dieser Hinsicht angekommen ist.
Mein Appell wäre, dass man, gerade was großräumige Konzepte betrifft, eine gesamtheitliche Sicht an die Dinge anlegt, um die Sichtweite ein bisschen herauszuzoomen, nicht nur starr mit dem Blick jetzt beispielsweise auf das Wien Museum, sondern sich städtebaulich größere Blickwinkel anzusehen. Deswegen können wir auch heute zu dem vorliegenden Plandokument nicht unsere Zustimmung geben. Es ist sehr schade, dass hier diese Chance vertan wurde. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Dipl.-Ing. Margulies.
GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich erlaube mir, für unseren Planungssprecher Christoph Chorherr, der aus persönlichen Gründen jetzt nicht hier ist, einzuspringen. Ich werde mich auch nicht rein auf die Sicht der Flächenwidmung und auf kulturpolitische Überlegungen beschränken, sondern lediglich ein paar Anmerkungen machen. Bei einem gebe ich der Kollegin Olischar recht: Selbstverständlich hätte man für den gesamten Karlsplatz ganz andere Lösungen ins Auge fassen können, und wir diskutieren das auch immer wieder. Nur, da hätte die Opposition getobt, denn eine wirkliche Lösung, um aus dem Karlsplatz, der einer der größten Plätze in Wien in der Gesamtheit wäre, einen urbanen Lebensraum zu machen, würde damit enden, dass die Autos, die dort eigentlich relativ wenig verloren hätten, verbannt werden und man versuchen würde, andere Strecken zu finden, um den Karlsplatz in seiner Gesamtheit neu zu gestalten, neu zu dimensionieren. Das wäre aber ein anderes städtebauliches Projekt und darum ist es jetzt auch nicht gegangen.
Ich will nicht wissen, wie Sie sich aufgeregt hätten, wenn wir gesagt hätten: Schauen wir, dass wir die Autos von der Zweierlinie wegbekommen, schauen wir, dass wir die Autos von der Wiedner Hauptstraße wegkriegen, und so weiter, und so fort. (GR Anton Mahdalik: Dann muss man sie in die Luft sprengen!) - Nein, es geht ja auch nicht von einem Tag auf den anderen, da setzt man sich einmal hin und überlegt, wie man das gemeinsam gestalten kann. Aber selbstverständlich gäbe es andere Versionen für innerstädtische urbane Plätze.
Jetzt kommen wir zum Karlsplatz in seiner Dimension zurück, wie er jetzt ist. Ich kenne ihn relativ gut, nicht nur, weil ich direkt im Zentrum Wiens aufgewachsen bin, weil ich auf der TU studiert habe, hat er mich wirklich viele, viele Jahre begleitet. Gerade der Teil beim Wien Museum, gerade der Teil beim Winterthur-Gebäude zählt wahrscheinlich in seiner jetzigen Ausgestaltung wohl nicht zum allerschönsten Teil, den der Karlsplatz zu bieten hat - sagen wir es einmal so.
Jetzt habe ich ein bisschen das Gefühl - ich meine, ich verstehe es aus Sicht der Opposition -, dass Sie tatsächlich kompromissunfähig sind. Wir alle haben hier herinnen ein Ja zum neuen Wien Museum gesagt. Wir wollen es, es hat einen Entwurf gegeben, und ich glaube, der ist dann sogar einstimmig hier herinnen zur Kenntnis genommen worden. Ein Teil dieser Einstimmigkeit war, dass die Brücke zum Winterthur-Haus abgerissen wird. Jetzt glaube ich, dass es gelungen ist, in der Letztversion tatsächlich eine Verbesserung zum ursprünglichen Plan herauszufinden und dass das Abrücken von der Karlskirche dem gesamten städtebaulichen Ensemble gut tut. Nichtsdestoweniger: Hat irgendjemand von Ihnen erwartet, dass der Eigentümer des Winterthur-Hauses sagt, es ist für mich vollkommen okay, wenn ihr mir ein Drittel meiner Kubatur wegnehmt, ich bin so ein guter Mensch - so funktioniert das im Kapitalismus nicht -, ohne dass ich irgendwo wieder etwas dazubekomme. Das heißt, jedem und jeder hier im Saal herinnen war klar, dass wir uns entweder das Winterthur-Gebäude kaufen, was wir uns in der jetzigen Situation einfach nicht leisten können, nicht leisten wollen, wie auch immer, oder man versucht, gemeinsam mit dem Eigentümer eine Lösung zu finden. (GR Anton Mahdalik: Es fließt ja alles ins Sozialbudget!)
Ich glaube, die jetzt getroffene Lösung einer Freistellung des Wien Museums, inklusive Umbau, inklusive neuer Platzgestaltung, inklusive eines Abrückens des Winterthur-Gebäudes von der Karlskirche ist ein gangbarer Kompromiss. Niemand sagt, es ist der Weisheit letzter Schluss, aber es ist ein gangbarer Kompromiss, uns dem Ziel, das wir alle gemeinsam einstimmig hatten, nämlich das Wien Museum am Karlsplatz umzubauen und neu zu bauen, einen Schritt näherzubringen.
In diesem Sinne sind beide heutigen Beschlüsse folgerichtig, um die letzten notwendigen Beschlüsse für die Umsetzung des Wien Museums, an der uns allen etwas liegt, und wofür ich mich recht herzlich bedanke, dass es in dieser Periode jetzt gelungen ist, tatsächlich fertigzustellen und umzusetzen. Ich kann daher wirklich nicht nachvollziehen, warum Sie auf Ihrer 100-Prozent-Vorstellung beharren und nicht erkennen wollen, dass, wenn man gemeinsam an einer Lösung arbeitet, man auch eine gute gemeinsame Lösung finden kann, die vielleicht nicht zu 100 Prozent den eigenen Interessen entspricht, aber in einer Art und Weise unseren gemeinsamen Interessen entspricht, dass es uns allen gut tun würde. - Danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Fürnkranz.
GR Georg Fürnkranz (FPÖ): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Das war ja wieder einmal eine Offenbarung dessen, was die GRÜNEN unter Politik in der Stadt verstehen. Wenn man darüber diskutiert, wie ein Platz gestaltet werden kann, dann ist das Einzige, was Ihnen einfällt, dass die Autos weg müssen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Sie haben einfach nicht zugehört!) - Doch, ich habe zugehört. Wenn Sie etwas vorgelegt hätten, dann wäre der entscheidende Punkt gewesen, dass die Autos dort weg müssen, und wir hätten uns darüber aufgeregt.
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