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Gemeinderat, 45. Sitzung vom 28.11.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 51

 

Frau Kollegin Matiasek hat dann in ihren Ausführungen überhaupt die FPÖ-Männer als die große Ausnahmeerscheinung auf diesem Globus dargestellt (GRin Veronika Matiasek: Nein, das habe ich nicht gemacht!), was ich Ihnen nicht abnehme, weil die Statistik auch dagegenspricht. Aber - und das haben wir immer so gehandhabt oder wollten auch immer die Diskussion dort hinbringen - auch die Väter sind im selben Ausmaß verantwortlich für all das, was Kinder halt einfach mit sich bringen und ja, auch schön ist. Darum wollen wir, dass Familienpolitik eben nicht ausschließlich und überhaupt im Frauenressort angesiedelt ist oder Frauenpolitikerinnen sich mit Familienpolitik zu beschäftigen haben, sondern alle Ressorts sich damit zu beschäftigen haben, wenn es um Vereinbarkeit geht.

 

Da würde ich Sie bitten, dass Sie auch einmal in den westlichen Bundesländern in Österreich hinschauen, dort gibt es nämlich die Probleme, wenn es um Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht, und zwar für Mütter und Väter, wenn es keine Kinderkrippen gibt, wenn es ganz wenig Kinderbetreuungseinrichtungen gibt, die auch die Qualität bieten, vor allem, was die Öffnungszeiten betrifft. Wir hier in Wien - und das haben ja auch selbst Sie von der Opposition heute schon gesagt - haben hier doch eine andere Situation. Ihre schöne Geschichte über die Windeln und alles, was damit zu tun hat, ist eben nicht nur die Drillingsmutter, sondern wenn es nach mir geht auch der Drillingsvater, der sich mit diesen zu beschäftigen hat. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

So, dann haben Sie vom altbackenen Kampffeminismus gesprochen. (GRin Veronika Matiasek: Ja!) Meine Güte, dieser altbackene Kampffeminismus hat all das geschaffen, was Ihnen und den Töchtern und den jungen Gemeinderätinnen und den vielen jungen Wienerinnen und auch schon älteren Wienerinnen in dieser Stadt irgendwie möglich ist. Dieser altbackene Kampffeminismus einer Johanna Dohnal beispielsweise hat in diesem Land gemeinsam mit Männern der Sozialdemokratie im Übrigen damals all das geschaffen, wo wir überhaupt erst ansetzen können und daran anschließen können. Jetzt klingt altbackener Kampffeminismus vielleicht in Ihren Reihen recht gut, ehrlich gesagt, aber wenn man sich es konkret anschaut, dann glaube ich, liegen wir dann schon wieder auf einer Linie.

 

Ich möchte Ihnen auch einen Kulturtipp geben, Kollegin Matiasek und auch vor allem der Kollegin Schmidt, da Sie ja gesagt haben, das sind so Kulturaktionen im Frauenbereich und überhaupt. Ich möchte Ihnen den Kulturtipp geben: Schauen Sie sich den Film „Die Suffragette“ an. (GRin Veronika Matiasek: Schon geschehen!) - Na, wenn Sie ihn schon gesehen haben, dann wundert mich, ehrlich gesagt, überhaupt, was Sie hier kritisieren (GRin Veronika Matiasek: Ich habe es mit den Freiheitlichen Frauen angeschaut!), denn auch die Suffragetten vor mehr als 100 Jahren haben oft zu sehr aufsehenerregenden und aktionistischen Formen gegriffen, um international endlich das durchzusetzen, von dem wir heute alle profitieren und was wir heute alle gemeinsam feiern, nämlich ein Frauenwahlrecht, ein Frauenwahlrecht, das wir seit 100 Jahren in diesem Land haben.

 

Glauben Sie mir, es war nicht die Einsicht der Männer oder der Mächtigen, die zu diesem Frauenwahlrecht vor 100 Jahren geführt hat, sondern es waren die vielen, vielen großartigen mutigen Frauen, die zum Teil zu Aktionen gegriffen haben, um eben dieses Aufsehen zu erregen, aufzuschreien, zu demonstrieren, gemeinsam international hier zu kämpfen. (GRin Veronika Matiasek: Natürlich!) Das waren die Kampffeministen, von denen Sie zuerst geredet haben, die altbackenen, die es ermöglicht haben, dass wir heute in Österreich unter anderem auch ein Frauenwahlrecht haben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenruf von GRin Mag. Caroline Hungerländer. - Die Rednerin stößt ein Wasserglas vom Rednerpult. - Zwischenrufe bei der FPÖ.) - Das passiert mir jetzt schon zum zweiten Mal. Untersetzer! Die Physik ist es, genau.

 

Jetzt noch einen Satz allen groß voran, wenn man von den Frauenvereinen und ich weiß nicht, was alles, redet: Gleichstellungspolitik und Frauenförderungspolitik ist Politik gegen Gewalt an Frauen. Wir Vertreterinnen aller Parteien haben ja Anfang nächster Woche die Gelegenheit, ein Frauenhaus zu besuchen und uns über diesen Inhalt oder anderes zu unterhalten. Vielleicht können wir in den nächsten Wochen und Monaten auch einmal ausführlicher darüber sprechen, warum es so wichtig ist, diese Frauenvereine zu fördern, warum es so wichtig ist, aktive Arbeitsmarktpolitik für Frauen zu machen, warum es so wichtig ist, zu schauen, wie das mit den Karenzzeiten, wie das mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist, wie das auch mit aufsehenerregenden Aktionen von Frauen gemeinsam ist, warum das alles so wichtig ist, um letztendlich echte Gleichstellung auch hier bei uns in Österreich und in Wien zu erreichen. Echte Gleichstellung würde uns letztendlich auch im Kampf gegen Gewalt vieles erleichtern und es vor allem den betroffenen Frauen viel leichter machen, sich erst gar nicht in furchtbaren Situationen wiederzufinden beziehungsweise sich letztendlich dann auch eigenständig, selbstständig und selbstbewusst aus Gewaltbeziehungen zu befreien. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Das Thema häusliche Gewalt ist im Mittelpunkt, das stimmt, und zwar nicht, weil uns die andere Gewalt nicht wichtig ist. Das ist schon wieder so etwas, ganz im Gegenteil, natürlich will niemand von uns hier, dass es auch zu Situationen im öffentlichen Raum kommt, die Frauen beziehungsweise auch Männern oder Jugendlichen oder Kindern gefährlich werden können, nur, die Statistik spricht eine andere Sprache. Mein Kollege Schober hat es Ihnen hier mit Zahlen genannt. Es ist nicht unsere Statistik, es ist die Statistik Ihres Innenministers, die uns das sagt und die uns auch zeigt, dass es häusliche Gewalt ist, die für Frauen am meisten vorkommt und am gefährlichsten ist. Das heißt überhaupt nicht, dass man den anderen Bereich ignoriert, aber das müssen wir, wenn wir von Sicherheit von Frauen reden, in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen. Das sind nicht unsere Zahlen, das sind Ihre oder unsere gemeinsamen Zahlen.

 

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