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Gemeinderat, 48. Sitzung vom 27.02.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 71 von 100

 

auf die einzelnen Säulen eingehen, denn das Dach und das Fundament sind das, was den Rahmen herstellt, nämlich die Menschenrechte, und das ist auch eine Haltung betreffend Willkommenskultur, also der fragmentarische Punkt, der es auch in Ihren Antrag geschafft hat.

 

Die einzelnen Säulen des Integrationskonzeptes bilden natürlich auch den Rahmen für unsere Maßnahmen und für die einzelnen Projekte, die umgesetzt werden. - Die erste Säule bezieht sich auf den Spracherwerb, auf Deutsch und auf Mehrsprachigkeit, und es ist sehr wichtig, beide Bereiche nebeneinander zu stellen, den Deutsch-Spracherwerb zu fördern und zugänglich zu machen, aber auch eine Mehrsprachigkeit anzuerkennen und wertzuschätzen. In diesem Zusammenhang gibt es verschiedene Maßnahmen, die mit unterschiedlichen Zielgruppen gesetzt werden.

 

Zwei Zielgruppen, die ich besonders hervorheben möchte, sind einerseits Frauen und andererseits Jugendliche. Für diese zwei Zielgruppen gibt es besondere Maßnahmen. Der Herr Bürgermeister hat das auch schon in seiner Anfragebeantwortung betont, und ich glaube, es gibt hier ein Missverständnis.

 

Herr Wölbitsch steht jetzt da hinten. Es geht um die Frage: Wann nehmen Frauen Deutschkurse in Anspruch? Ich würde diese Frage aber noch ergänzen: Wann werden Deutschkurse von Frauen auch erfolgreich abgeschlossen? - Ich weiß nicht, woher Sie die Information haben, dass das dann der Fall ist, wenn es eine Zwangsmaßnahme ist! Tatsächlich ist nämlich die Teilnahme dann besonders erfolgreich, wenn es für Frauen möglich ist, an den Deutschkursen zu partizipieren, wenn sie zugänglich sind.

 

Zugänglich bedeutet, dass es zum Beispiel Kinderbetreuungsangebote gibt, wenn sie an einem Ort stattfinden, der für die Frauen tatsächlich auch von der Lokalität her ein zugänglicher Ort ist. Dafür gibt es als Best Practice die Deutschkurse, die wir als „Mama lernt Deutsch“-Kurse umsetzen. Wichtig ist aber auch, dass sie in einem sozialen Raum stattfinden, wie zum Beispiel in den Vereinen und in den vielen MigrantInnenorganisationen, die Deutschkurse anbieten, seien es LEFÖ, Peregrina, Orient Express oder Miteinander Lernen. (VBgm Dominik Nepp, MA: Hat ja bis jetzt eigentlich toll geklappt!)

 

Diese Vereine sind darauf spezialisiert, nicht nur Deutschkurse anzubieten, sondern auch einen sozialen Rahmen und Unterstützung. Oft haben diese Vereine auch Beratungsangebote oder bieten zum Beispiel psychosoziale Begleitung und auch Gewaltberatung an. Wenn sie umfassend und ganzheitlich unterstützen und eine Integrationsbegleitung machen können, dann können diese Angebote von Frauen in Anspruch genommen und die Kurse auch erfolgreich abgeschlossen werden. - Das ist die Säule Deutsch-Spracherwerb.

 

Im Bereich der Mehrsprachigkeit gibt es Angebote wie etwa LesepatInnen, die die Mehrsprachigkeit schon bei Kindern und Jugendlichen unterstützen und weiter fördern, und wir sind tatsächlich davon überzeugt, dass die Jugendlichen beziehungsweise alle Menschen in dieser Stadt mehrsprachig sein könnten und sollten und dass das etwas ist, das wünschenswert ist und das wir auch fördern möchten.

 

Die zweite Säule stellen Bildung und Arbeit dar. Es geht um die Frage: Wie ist es möglich, an Bildung und am Arbeitsmarkt zu partizipieren? - Es gibt in diesem Bereich Angebote, mit welchen der Erwerb von Schlüsselqualifikationen und von Basisqualifikationen gefördert wird. Diese Angebote fokussieren insbesondere auf die Zielgruppen Jugendliche und Frauen. Das Jugendcollege und das Frauencollege sind zwei Maßnahmen, die wir setzen, um die berufliche Qualifikation zu fördern und die Orientierung betreffend Einstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen.

 

Die dritte Säule betrifft Zusammenleben und Partizipation, und ich möchte jetzt noch einmal ganz deutlich betonen, dass Integration eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung liegt. Dabei geht es um das gesellschaftliche, kulturelle und soziale Leben, und es ist wichtig, hier auch Angebote zu haben, damit man daran teilnehmen kann.

 

Das ist aber auch der Bereich, wo es um die Zusammenarbeit mit den Vereinen geht. Die Vereine, die wir unterstützen und die Finanzierungen bekommen, erfüllen in diesem Sinn eine ganz wesentlich Aufgabe, nämlich diese soziale Partizipation und diese Teilhabe zu fördern.

 

Die vierte Säule - auch das hat der Herr Bürgermeister schon angesprochen - ist die Versachlichung im Sinne einer Messbarkeit und auch im Sinne von Information. Hier ist Wien beispielhaft mit dem Integrations- und Diversitätsmonitor: Es gibt über einen Zeitraum von zehn Jahren Daten, die im Integrationsbereich und im diversitätspolitischen Bereich in einer systematischen Form zusammengetragen, erhoben und analysiert werden.

 

Sie werden sich vielleicht noch erinnern, weil wir auch den Integrations- und Diversitätsmonitor hier bereits diskutiert haben: Einer der wesentlichen Bereiche, der identifiziert wurde, ist die fehlende Partizipationsmöglichkeit, und dieser fehlenden Partizipationsmöglichkeit wird mit dem Integrationskonzept der Stadt Wien starke Beachtung geschenkt, und es wird mit entsprechenden Maßnahmen versucht, ein Gleichgewicht herzustellen.

 

Dieses Integrationskonzept ist von bestimmten Leitlinien begleitet beziehungsweise ergeben sich daraus auch bestimmte Leitlinien, mit denen wir dann unsere Projekte und Maßnahmen umsetzen. - Das grundsätzliche Verständnis für ein solches Integrationskonzept ist, dass Wien eine Einwanderungsstadt ist. Und daraus leitet sich ab, dass wir aktiv - und zwar proaktiv und gestalterisch - eine integrationsorientierte Diversitätspolitik umsetzen. Das heißt, wir fokussieren auf die Chancen und auf die Potenziale, die mitgebracht werden, und streichen diese hervor. Wir diskutieren aber auch die Fragen, welche Herausforderungen sich daraus ergeben.

 

Die Basis dessen sind zwei Elemente, nämlich einerseits ein respektvoller Umgang im Miteinander und mit den einzelnen persönlichen Lebensführungen und Entscheidungen der Menschen in dieser Stadt. Die andere Grundlage, die ganz wesentlich ist, ist die inhaltliche

 

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