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Gemeinderat, 50. Sitzung vom 25.04.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 34 von 36

 

Teamarbeit, vielleicht mehr Zeit, sich wirklich nur der Medizin zu widmen, wo die Verwaltungsarbeit eine andere Struktur macht, vielleicht auch, um mehr Zeit für die Familie und mehr Planbarkeit zu haben. Es gibt viele Menschen, viele junge Kolleginnen und Kollegen, die vor allem auf dem Land nicht mehr tätig sein wollen, und das hören wir in allen Berichten, weil diese Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit zu belastend und mit einem Familienleben in Wirklichkeit nicht vereinbar ist. Wie gesagt, ich bin dankbar für jeden, der weitermacht, und jede, die neu anfangen will. Aber es gibt nicht so viele. Da kann auch ein Gesetz unter Umständen schuld sein. Damit habe ich mich noch nicht so genau befasst, warum jetzt genau weniger Allgemeinmedizin machen werden wollen. Ich glaube, dass es wie immer unterschiedlichste Gründe gibt, nämlich vielleicht auch die Gründe, dass die Spezialfächer für viele einfach interessanter sind oder interessanter scheinen und es deswegen auch nicht so viele gibt, die Allgemeinmediziner werden wollen.

 

Ich glaube, dass es einfach unterschiedliche Organisationsformen geben muss, zum Beispiel eben Primärversorgungseinheiten oder Gruppenpraxen. Es wurde zum Beispiel, weil da irgendwie immer gesagt wird, es wird nichts gemacht, zur Steigerung der Allgemeinmediziner schon in der Ausbildung in Kooperation der MedUni Wien und der Stadt Wien ein Exzellenzprogramm für das klinisch-praktische Jahr, das alle im 6. Studienjahr abwickeln müssen, nämlich ein Jahr im Spital, eben ein Spezialangebot gemacht, entweder 8 oder 16 Wochen in einer niedergelassenen Lehrordination mitzuarbeiten, und zwar mit Aufwandsentschädigung. Es ist nicht so, dass man da einfach gratis arbeiten kann. Das kann man sich nicht mehr leisten, wenn man erwachsen ist und schon fünf Jahre studiert hat. Also mit Aufwandsentschädigung. Da haben sich schon einige gemeldet. In dieser Spezialausbildung wird auch bei vielen dann das Interesse noch vertieft. Es werden dort auch Module angeboten, die für die niedergelassene Praxis so wichtig sind, nämlich die Einrichtungen in Wien kennen zu lernen, die Gesundheits- und die Sozialeinrichtungen, den FSW, den PSD und zum Beispiel auch die Gesundheitszentren der Wiener Gebietskrankenkasse, weil wir immer mit Zusammenarbeit argumentieren und weil wir die Zusammenarbeit aber auch seit Jahren schon pflegen, nicht nur darüber reden und bedauern, dass es nicht geht. Es geht vieles zu wenig rasch und vieles zu wenig gut noch, aber die Zusammenarbeit wird gepflegt.

 

Zum Beispiel verlängerte Öffnungszeiten im kinderärztlichen Bereich: Da gibt es auch Zuzahlungen des Wiener Gesundheitsfonds. Ziel sind 17.000 Stunden zusätzlich pro Jahr. Es gibt eine Ansiedlungsförderung für Allgemeinmedizin und Kinder- und Jugendheilkunde, die auch durch den Wiener Gesundheitsfonds für bestimmte, als ökonomisch unattraktiv empfundene Standorte gilt, weil die Standorte, die beliebt sind, braucht man nicht zu fördern. Allgemeinmedizinische Akutordination AKH als Stichwort. Kindermedizinisches Zentrum Augarten wird auch im Rahmen der Landeszielsteuerung zusatzfinanziert. Die Frequenzen sind von 59.000 im Jahr 2016 auf 92.000 im Jahr 2017 gestiegen. Kinderärztlicher Wochenendnotdienst im AKH und im KFJ. Da wollte ich nur auf den Kollegen Wiederkehr auch hinweisen, der gesagt hat, es geschieht da nichts.

 

Ich möchte - nächstes Stichwort - eine Zukunftsvision, die aber schon eingeleitet wird. Unser Stadtrat Hacker hat etwas aus der Erkenntnis vorgeschlagen, dass sehr viele Patientinnen und Patienten dort, wo sie hingehen, wenn sie Beschwerden haben, abgewiesen werden oder ihnen zumindest gesagt wird, sie gehören dort nicht hin, weil man eine Spezialambulanz ist und sie mit ihrer normalen Bluthochdruckkrise dort nicht hingehören. Aber wir behandeln sie. Weggeschickt wird niemand. Aber dass sie dort nicht hingehören, ist, glaube ich, etwas, und das habe ich von Anfang an sehr unterstützt, das es nicht geben darf. Deswegen sind die Erstversorgungsambulanzen geplant. Derzeit finden in den Wiener Fondskrankenanstalten mehr als 4,5 Millionen ambulante Kontakte statt, 260.000 davon in den Notfallambulanzen, der Rest in den Fach- und Spezialambulanzen. Es ist natürlich verständlich, dass die Leute dort hingehen, weil man weiß, wenn man zum Praktischen Arzt in einer Randzeit geht, ist nicht offen oder man kommt mit fünf Überweisungen wieder heraus. Das liegt in der Natur der Sache. Wenn etwas Komplizierteres ist, das abklärungsbedürftig ist, brauche ich eine Überweisung ins Röntgen. Dann brauche ich eine Überweisung unter Umständen zu einem Internisten, der eine fachspezifische Ausbildung hat, was weiß ich, Kardiologie zum Beispiel. Bis alle Befunde zusammengetragen sind, kann man froh sein, dass man es überlebt hat, wenn es etwas Ärgeres ist. Oder wenn es etwas Harmloses war, war die Zeit dann eigentlich umsonst. Ich bin daher guten Mutes, dass in diesen Erstversorgungsambulanzen, wo man dann hingehen kann, wenn man in den Randzeiten zum Beispiel massive Bauchschmerzen hat, abgeklärt wird, das ist jetzt etwas Schwerwiegendes, sodass ich stationär aufgenommen und vielleicht sogar gleich operiert werden muss, oder aber es ist eine nicht schwerwiegende Sache, die auch in den nächsten Tagen weiter abgeklärt werden kann. Dann - und das ist das Neue und der Paradigmenwechsel - ist geplant, dass diesen Menschen, die weiterverwiesen werden, nicht gesagt wird, sie sollen zum niedergelassenen Praktischen Arzt oder zur niedergelassenen Praktischen Ärztin gehen, sondern eine Weitervermittlung zu einer niedergelassenen Einheit vorgeschlagen und unter Umständen im besten Falle - und das würde ich gut finden - sogar schon ein Termin vereinbart wird. Das finde ich eine großartige Sache. Ich werde alles dazu beitragen, dass es zu diesen Erstversorgungsambulanzen kommt.

 

Ich möchte jetzt zur onkologischen Versorgung kommen. Da habe ich leider nicht mehr viel Zeit. Ich habe schon oft gesagt, die zweithäufigste Todesursache nach den Herzkreislauferkrankungen sind onkologische Erkrankungen. Dass es in diesem Bereich enorme Fortschritte gegeben hat, ist auch bekannt. Die personalisierte onkologische Therapie ist das Stichwort. Die individuellen genetischen Abweichungen und die Ausbildung von bestimmten Eiweißen, zum Beispiel an den Zelloberflächen der bösartigen Zellen, können mittlerweile bestimmt

 

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