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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 25.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 87 von 103

 

das nur, um Ihnen ein Gesamtbild davon zu geben, was die Wissenschafts-, Forschungs- und Entwicklungsförderung der Stadt Wien betrifft.

 

Etwas, worauf wir auch sehr stolz sind, ist Matching Funds, eine Zusage der Stadt Wien, dass wenn wissenschaftliche Einrichtungen Drittmittel auftreiben, wir von der Stadt hier verdoppeln. Das ist ein super Anreizinstrument und nimmt zunehmend Fahrt auf. Wir haben hier sehr einträgliche Zahlen. Ihnen ist allen bekannt, dass die Stadt Wien ein wirklich sehr renommierter und wichtiger Wissenschaftsstandort ist. Über 200.000 Studierende gibt es in Wien, über 45.000 Menschen arbeiten in der Wissenschaft. Wir haben 800 forschende Unternehmen. 250.000 Menschen sind in wissensintensiven Dienstleistungen tätig - also eine extrem erfreuliche Bilanz.

 

Vielleicht noch eines: Das europäische Forschungsrahmenprogramm „Horizon 2020“ bestätigt auch, dass für alle Unternehmungen im Bereich Forschung, die ihren Sitz in Wien haben - also die Hälfte dieser Forschungen von „Horizon“ an Unternehmungen und wissenschaftliche Einrichtungen in Wien geht. Also, Wien ist ein extrem dynamischer Ort für Wissenschaft und Forschung und österreichische Spitze, das kann man einfach so sagen. Von Seiten der Stadt Wien sind wir natürlich sehr stolz auf diese Einrichtungen und bedanken uns. Ich möchte mich auch hier sehr bedanken, nämlich für all die WissenschaftlerInnen, für die Studierenden, ForscherInnen, die an dieser Dynamik, an dieser volkswirtschaftlich relevanten Größe für Wien mitarbeiten. Natürlich möchte ich auch an dieser Stelle großen Dank an die MitarbeiterInnen der MA 7, die hier auch extrem viel an Abwicklungsarbeit und Prüfarbeit leisten müssen. Vielen, vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Wien bekennt sich immer gern und immer wieder zur Freiheit und Autonomie der Wissenschaften. Sie wissen, die CEU wird im Herbst in Favoriten starten. Das ist gut für Wien, wenn auch natürlich sehr schlecht für Budapest, aber so ist es jetzt einmal. Wir werden das Beste daraus machen, dass wir hier mit der CEU einen weiteren sehr relevanten Player im wissenschaftlichen Sektor gut einbinden können. Ich freue mich schon sehr darauf, dass wir hier neue Perspektiven aufbringen können.

 

Die aktive Rolle der Stadt Wien zeigt sich auch im zuletzt formulierten Kooperationsabkommen, das der Herr Bürgermeister mit 23 RektorInnen von Fachhochschulen und Universitäten unterzeichnet hat. Also nicht nur die ursprünglich monetäre Leistung, sondern auch das gesamte Bekenntnis zu den Universitäten und Fachhochschulen ihnen zur Hand zu stehen, sie zu unterstützen, ist ein ganz wichtiges Bekenntnis dieser Stadt.

 

Ich möchte auch kurz das Thema Standortpolitik ansprechen. Es gibt eine ganz aktuelle Studie vom WWTF gemeinsam mit der Urban Innovation Vienna. Interessant daran ist, dass dort Städte verglichen werden, die mit Wien konkurrieren können, Berlin beispielsweise oder München oder Amsterdam. Es wird die Frage gestellt: Was machen die Städte jeweils gut, und was könnte Wien beispielsweise davon lernen beziehungsweise wo sind wir schon top? Ganz klar ist der Faktor hohe Lebensqualität. Ich sage an dieser Stelle immer: Wir, nämlich Rot-Grün, machen Wissenschaftspolitik, indem wir ganz gute Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen, und eine dieser Rahmenbedingungen ist natürlich diese Lebensqualität. Aber Lebensqualität reicht heutzutage im internationalen Wettbewerb nicht aus. Wir dürfen uns da gar nicht darauf ausruhen. Wir können hier viel Unterstützung bieten, nämlich bei Dingen, die vielleicht gar nicht viel Geld kosten, aber wahnsinnig viel bringen. Eine dieser Unterstützungsmöglichkeiten für Wien wäre, und das hat mich selbst irgendwie überrascht, ein klares Narrativ zu entwickeln, einen Claim: Wofür steht diese Wissenschaftsstadt? Wofür steht Forschung und Entwicklung in dieser Stadt? Ich glaube, hier hinzuschauen, das könnte sich lohnen.

 

Ebenfalls lohnen könnte es sich, hier klarere Schwerpunkte zu setzen - Die Instrumente der Stiftungsprofessuren wurden angesprochen -, oder auch breiter zu unterstützen, wenn es darum geht, die vielgefragten IKT-Kräfte auszubilden und auch hier Frauen für diesen Beruf mehr zu begeistern. Insgesamt ganz notwendig ist die Kooperation zwischen Universitäten, der Stadt Wien und Unternehmen. Hier gibt es eine klare Empfehlung, das, was hier schon vorhanden ist, noch weiter auszubauen. Unter den Soft-Faktoren ebenfalls ganz wichtig: Offenheit, Diversität, Willkommenskultur, Sprachkompetenz und der Wohnungsmarkt. Also auf vielen, vielen Ebenen ist Wien hier sehr gut aufgestellt, aber wir wissen, es gibt hier noch einiges zu tun.

 

Dieser Bericht weist auch etwas auf, das ich hier auch erwähnen möchte, nämlich die chronische Unterfinanzierung der Universitäten. Warum ist das so schlimm für Wien? Weil hier volkswirtschaftliches Potenzial liegen gelassen wird. Was bedeutet, wenn Universitäten unterfinanziert sind? Das bedeutet, dass sie im Ranking eine schlechte Studienplatzfinanzierung mitnehmen. Obwohl sie gute Arbeit leisten, werden sie hier einfach schlechter gerankt. Es ist für international tätige ForscherInnen oder auch Unternehmen relevant, wo Wien steht. Die schauen nicht, wer irgendwo auf 100. Stelle ist, sondern die schauen: Wer sind die Besten der Besten? Also hier erleidet Wien einen volkswirtschaftlichen Schaden, weil der Bund die Universitäten schlecht finanziert. Dass sich das für die ForscherInnen selbst auch schlecht auswirkt, weil sie mehr Arbeit aufwenden müssen, um Drittmittel aufzutreiben und hier wieder weniger für die Forschung und das Renommee der Uni tun können, das ist sozusagen ein Teufelskreis.

 

Ich möchte aber nicht sozusagen über die Rolle der Wissenschaft und der Standortspolitik sprechen, sondern auch darauf hinweisen, dass die Wissenschaft auch eine große Bedeutung für das Wohl der Gesellschaft hat und möchte zwei große Herausforderungen herauspicken, ganz klar: Klimawandel und Digitalisierung. Die Rolle der Wissenschaft ist in beiden Fällen, in beiden Bereichen ganz relevant. Auch für uns als PolitikerInnen, denn wir brauchen faktenbasierte Unterlagen, um für die Zukunft relevante Entscheidungen und keine falschen Entscheidungen zu treffen.

 

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