Gemeinderat, 60. Sitzung vom 25.11.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 100
Ähnliches anbieten. Alleinstellungsmerkmal wäre in der Wiener Theaterlandschaft das Zauberwort. Versuchen Sie, die Theaterlandschaft, ich spreche jetzt natürlich von den großen Theatern, dahin gehend zu strukturieren, dass die einzelnen Theater in Wien Alleinstellungsmerkmale aufweisen, dass die Besucher und Besucherinnen wissen, was sie erwartet, wenn sie bestimmte Theater besuchen. Dazu ist es natürlich notwendig, Gespräche mit dem Bund aufzunehmen. Mit dem Bund deshalb, weil der Theaterbesucher ja nicht unterscheidet, ob er in ein Wiener Theater oder ein Bundestheater geht. Nehmen Sie die Gespräche auf und finden Sie ein gemeinsames Konzept für Wien.
Der Wiener ist ein gelernter Theaterbesucher, und der Wiener will auch, dass seine Erwartungshaltungen erfüllt werden. Machen Sie Theater für das Publikum und nicht gegen das Publikum. Lassen Sie vor allem solch vernichtende Stadtrechnungshofberichte für die Wiener Theater nicht mehr zu. (Beifall bei der FPÖ.) Daher, die Zeit rennt mir davon: Klare Strukturen und Positionierung der einzelnen Theater, Erfüllung von Erwartungshaltungen, keine Zwangsbeglückung, vor allem in den etablierten Theatern. Kunst soll neugierig machen, zum Nachdenken bringen und gut tun, aber nicht überfordern und nicht belasten. Vielleicht eines noch: Wir befinden uns auch nicht am freien Markt. Wir reden da über Steuergelder. Sie haben natürlich auch die Verantwortung dafür, dass die Steuergelder dem Steuerzahler zu Gute kommen und auch die Bedürfnisse und Wünsche des Steuerzahlers berücksichtigen. Das Steuergeld ist nicht dazu da, einzelnen Protagonisten Selbstverwirklichungsmöglichkeiten einzuräumen, sondern den Besuchern und Besucherinnen auch das zurückzugeben, was sie mit ihrem Steuergeld finanzieren.
Die großen Brocken der Förderungen müssen auch beim Steuerzahler einen Mehrwert haben, das Steuergeld darf da nicht verschwendet werden. Die großen Theater sollten auch dem Steuerzahler etwas zurückgeben. Daneben gibt es selbstverständlich noch genug Raum, und den soll es auch geben, für Experimentiermöglichkeiten und für eine engagierte Szene. Wir halten das für ganz wichtig, ja. Kultur soll nicht den politischen Willen abbilden - da stimme ich mit Ihnen überein, das haben Sie in einem „Kurier“-Interview auch so gesagt - und nicht die sozialen Aspekte entscheidend miteinfließen lassen, denn die Kultur wird sicher nicht die Probleme lösen, die die Politik nicht lösen kann.
Kultur braucht Vielfalt, Experimentiermöglichkeit und eine engagierte Szene. Nur, da stellt sich die Frage: Wie bleibt die Szene engagiert? Ich glaube, dass es wichtig ist, dass diese Szene auch Eigeninitiativen setzt, dass man den Künstlern von der Politik her den Freiraum und die Rahmenbedingungen gibt. Aber Künstler von staatlichen Förderungen abhängig zu machen, Künstler an den Tropf der Subvention zu hängen, genau das erstickt die Kreativität. Genau das erstickt die Eigenleistung. (Zwischenruf von GR Ernst Woller.) - Nein, na hören Sie mir weiter zu. Wenn Sie zuhören, kommt es schon. Ich habe nur ganz wenig Zeit, deshalb muss ich jetzt noch ein bisserl schneller reden. - Sorgen Sie dafür, dass sich die Künstler entfalten können und auch die entsprechende Anerkennung bekommen.
Wie kriegen denn die Künstler die Anerkennung? Das ist natürlich einerseits, dass sie von ihrer Idee überzeugt sind, selbst Sponsoren suchen und selbst aktiv in die Szene hineingehen. Einfach nur Anträge bei der MA 7 zu stellen, die MA 7 und die Stadt Wien als Selbstbedienungsladen zu sehen, das, glaube ich, unterstützt und fördert nicht die Kreativität des Einzelnen. Ich glaube, dass es vielleicht dann auch mit den Besucherzahlen wieder funktioniert, wenn die Künstler da insoweit engagierter sind, dass sie die Leute von ihrem Projekt überzeugen. Es gibt ja viele Künstler, die am freien Markt gut weiterkommen. Schauen Sie sich André Heller an. Der hatte jetzt eine tolle Idee, in den toten Weichenschächten unter dem Stephansplatz diese Wunderkammer zu machen. Der braucht keine Subvention von der Stadt Wien, der hat Kontakte, der redet mit privaten Investoren. (Zwischenruf von GR Ernst Woller.) Ich finde, man sollte die Künstler einfach dazu motivieren. Künstler darauf zu reduzieren, Anträge bei der MA 7 zu stellen, finde ich schade, finde ich auch falsch. Ich glaube auch nicht, dass das gescheit ist, Künstler nur an den Subventionstropf zu hängen.
Um das abzukürzen, weil mir die Zeit davonrennt: Das ist der eine Aspekt. Der andere Aspekt ist, dass ich Sie noch einmal an Ihr Versprechen erinnern möchte, die Musikschulen mehr zu unterstützen und zu fordern, auch wenn mir bewusst ist, dass das nicht in dieses Budget fällt, sondern StR Czernohorszky betrifft, aber vielleicht können Sie bei ihm ein bisserl mehr Druck machen. Es wäre wichtig, die Musikschulen mehr zu fördern, denn wir wissen, wie wichtig Musik ist, wie wichtig Musik auch im sozialen Zusammenhalt ist. Mein Kollege wird dann wieder unseren jährlichen Antrag, dass wir pro Bezirk zumindest eine Musikschule wollen, einbringen. Ich erinnere auch an den Antrag, den wir erst im Oktober gestellt haben, dass man - sei es mit Wiener Wohnen, der StRin Gaál, oder mit Privaten - Verhandlungen aufnimmt, um in Erdgeschoßlokalen Proberäume für Musiksuchende zu schaffen und den Musiksuchenden günstig zur Verfügung zu stellen.
Frau Stadträtin! Finden Sie daher klare Worte gegenüber Ihrem Kollegen StR Czernohorszky betreffend Musikschulen. Treffen Sie die diesbezügliche politische Entscheidung und handeln Sie, bevor die Musik in Wien ein Nischenprogramm wird. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war 11 Minuten. Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Straubinger. Ich erteile es ihr.
GRin Mag. Sybille Straubinger, MBA (SPÖ): Vielen Dank. Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich bin ja eigentlich niemand, die über Zahlen spricht, aber ich finde, bei einem Kulturbudget von 279 Millionen, das sich so deutlich erhöht hat, um 26 Millionen EUR im Vergleich zum letzten Voranschlag, muss man auch ein bissel über Zahlen sprechen.
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