«  1  »

 

Gemeinderat, 62. Sitzung vom 20.12.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 25

 

erbe-Gebiet verwirklicht werden können, tanzt sie nach der Pfeife eines Immobilienentwicklers und Projektentwicklers, der aus verständlichem Eigeninteresse nur eines im Sinn hat, möglichst hohen Gewinn aus dem Projekt zu erzielen.

 

Für den Bürgermeister geht es mittlerweile um Schadensbegrenzung. Für die GRÜNEN, die gerade wieder dank günstigen Klimabedingungen salon-, sprich, regierungsfähig werden, geht es ebenfalls darum, das gewonnene Vertrauen nicht wie Vassilakou gleich wieder zu verspielen. Wenn Sie da nicht einen dramatischen Schwenk machen, Höhenreduzierung vornehmen lassen oder überhaupt zurück zum Anfang und ein neues Projekt entwickeln, bleibt Wien auf der Strecke, und Sie werden sich ein Denkmal gesetzt haben, von dem man eigentlich sagen müsste, es wird kein Denkmal sein, sondern es wird ein Mahnmal sein, und die Wiener und Wienerinnen verlieren einen Teil ihres Stadtbilds, einen Teil ihrer Seele, ein wunderbares Projekt und dazu ist auch der Welterbe-Titel passé. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Im Wesentlichen gibt es hier nur zwei Stakeholder, nämlich die Stadt Wien und den Projektbetreiber. Stakeholdern, die immer wieder von Ihnen ins Treffen geführt werden, auf deren Interessen man achten muss, wie das Konzerthaus, das ein neues Vorfeld verdient oder der Wiener Eislaufverein, müssen Sie eigentlich erst einmal erklären, warum ich den Eislaufverein nur retten kann und warum ich dem Konzerthaus nur einen schönen Vorplatz ermöglichen kann, wenn ich ein Hochhaus baue und das Hotel InterContinental noch vergrößere, dass die Kubatur stimmt, warum das notwendig ist, um diese wunderbaren Dinge wie Eislaufverein und Konzerthaus am Leben zu erhalten oder zu retten. Dasselbe ginge ohne Hochhaus, ohne Weltkulturerbe-Verlust viel einfacher und sicherlich für die Stadt Wien und für manche Projektbetreiber auch billiger. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Es wird, wenn Sie da so weiter machen, nur einen Gewinner geben, aber viele Verlierer, Wahlverlierer, denn die Wienerinnen und Wiener werden natürlich für so ein Projekt bei der kommenden Wahl die Rechnung präsentieren. Sie werden nicht vergessen, wer das Weltkulturerbe verspielt hat und das kulturelle Erbe Wiens so missachtet hat. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner hat sich Herr GR Woller zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

10.00.00

GR Ernst Woller (SPÖ)|: Sehr geehrte Damen und Herren des Wiener Gemeinderates! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren auch vor dem Livestream!

 

Es ist zugegebenermaßen ein schwieriger Gordischer Knoten, den wir am Areal Heumarkt und Eislaufverein zu lösen haben. Das Areal Heumarkt und Eislaufverein ist tatsächlich ein besonderer Ort in unserer Stadt, mitten im Zentrum, mit besonders wichtigen Institutionen, mit viel Tradition: Das Wiener Konzerthaus ist seit 110 Jahren an dieser Stelle einer der Leuchttürme der Wiener Kultur- und Musikstadt. Der Wiener Eislaufverein ist fast 150 Jahren an diesem Standort, und weil es wenige wissen, das Eistanzen, der Wiener Rundtanz auf dem Eis, ist seit letztem Jahr auch immaterielles Kulturerbe der UNESCO geworden. (Beifall bei der SPÖ.) Es ist auch das Hotel InterContinental, das dort seit 55 Jahren steht, ein wichtiger kultureller Ort. Das InterContinental war das erste internationale Hotel in Wien nach der Staatsvertragsunterzeichnung, noch mitten im Kalten Krieg, und war immer ein Treffpunkt der Welt, ein Tor zur Welt, es haben sich viele wichtige Menschen der Gesellschaft, aber auch der Politik, wie Gorbatschow, Clinton, Bush, Margret Thatcher hier eingefunden, die Rolling Stones waren im InterCont genauso wie Johannes Paul II. Es war schon die Adresse Nummer 1 und es war auch immer Konferenzzentrum, es haben viele wichtige politische Konferenzen im InterCont stattgefunden.

 

Das Areal Heumarkt-Eislaufverein ist aber auch ein Ort, der dringend saniert gehört. Das deshalb, weil es seit sieben Jahren im Planungsprozess ist, natürlich in diesen sieben Jahren niemand eine Sanierung vorgenommen hat und es daher jetzt in einem Zustand ist, wo es ganz dringend saniert und entwickelt werden muss. Es ist ein langer Prozess, seit zwölf Jahren, ich habe es gestern schon gesagt, 2007 wurde das Areal unter dem ÖVP-Innenminister Günther Platter an Private verkauft, interessanterweise nicht an WertInvest, sondern an andere Private, und es hat dann einige Male den Besitzer gewechselt. Die Stadt Wien hat immer auf den Eislaufverein aufgepasst, da der damalige Planungsstadtrat Rudi Schicker einen Baustopp verordnet hat, sodass es nicht möglich war, die Fläche des Eislaufvereins zu verbauen.

 

Seit 2012 läuft nun hier ein langes und transparentes, kooperatives städtebauliches Verfahren, mit Einbeziehung aller Beteiligten, aller Stakeholder, vieler Experten, und es hat immer einen öffentlichen Diskurs gegeben. Es gibt kaum ein Projekt, das so transparent und offen diskutiert wurde, seit sieben Jahren, wie dieses Projekt am Heumarkt und Eislaufverein. Es gab dann einen zweistufigen internationalen Architektenwettbewerb mit über 100 Büros, die eingeladen wurden, 24, die sich an der 1. und 6 Architektenbüros, die sich an der 2. Etappe beteiligt haben. Das Siegerprojekt von Isay Weinfeld hat ein Konzept vorgesehen, das aus Turm, Scheibe, der Hotelscheibe, und Platte, dem Konferenzzentrum, besteht. Die Entscheidung traf damals eine 13-köpfige internationale Jury, in der Tojner - um es deutlich zu sagen - genau eine Stimme hatte.

 

Es war eine einstimmige Entscheidung für dieses Projekt von Isay Weinfeld und in der Jurybegründung stand drinnen: Qualität des Projekts geht vor Höhe, wörtlich: Qualität geht vor Höhe. Es war die Idee, dem Ringturm mit 74 m auf der einen Seite des Welterbes einen Zwilling auf der anderen Seite des Weltkulturerbes entgegenzusetzen, und damit wurde damals 74 m Höhe entschieden.

 

Nun, es kam dann zu einer ersten Redimensionierung - was an und für sich auch nicht ganz selbstverständlich ist - auf 66 m, und auf Grund dieser Entscheidung gab es dann im Juni 2017 hier im Wiener Gemeinderat den Beschluss eines Flächenwidmungsplanes und eines städtebaulichen Vertrages mit dem Investor, der

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular