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Gemeinderat, 1. Sitzung vom 24.11.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 21 von 45

 

Wiener Wein gut zum Trinken ist und das Naherholungsgebiet ganz wichtig für die Bevölkerung ist.

 

Wir haben aber beispielsweise auch ein Wiener Bier, für das 80 Prozent der Braugerste in Wien erzeugt werden, 80 Prozent der Braugerste für ein Wiener Bier. Also wir sind da ziemlich gut ausgerüstet, vom Wiener Wasser über Wiener Wein bis Wiener Bier, wir könnten uns bei manchen Gemüsesorten fast autark versorgen, ganz im Gegenteil, wir haben eine Gurkenproduktion von 260 Prozent, das heißt, wir exportieren Gurken in andere Bundesländer, und das in einer Millionenstadt.

 

Warum ist das so wichtig? Ich könnte jetzt sagen, na gut, warum verbauen wir das nicht alles, es gibt so einen starken Druck am Wohnungsmarkt? Wir könnten jeden Quadratmeter mit Wohnungen, aber auch mit Arbeitsplätzen, mit verschiedenen direkt nachgefragten Nutzungen der Grundstücke verbauen, aber das hat schon aus mehreren Gründen seinen Sinn: Zum einen ist es wichtig für das Klima in unserer Stadt und andererseits können wir die Wiener Bevölkerung auf kurzem Weg versorgen. Wir sprechen immer von einer Smart City, von einer intelligenten Stadt der Zukunft: Das ist ein wunderbares Beispiel, dass sich viele Wienerinnen und Wiener quasi vom Feld das Gemüse und das Obst holen, sich da unmittelbar versorgen können, und dass es viele Teile unserer Stadt gibt, wo Landwirtschaft eine große Rolle spielt.

 

Das funktioniert immer dann gut, das darf ich als Kleingärtner erwähnen, wenn es viele Bienen gibt. Man bedenke, dass wir am Rathausdach Bienenstöcke haben, die biologischen Honig erzeugen. Warum ist das bemerkenswert? Weil biologischer Honig voraussetzt, dass die Bienen, die im Zentrum einer Großstadt unterwegs sind und biologischen Honig schaffen, dort Lebensqualität - für die Bienen, aber auch für die Menschen - vorfinden. Ein besseres Zeugnis könnten wir gar nicht ausgestellt bekommen. Wir haben sogar einen Bienenhonig, den man bezirksweise unterscheiden kann. Im 15. Bezirk schmeckt der Honig mehr nach Lavendel, weil die Bienen die Lavendelfelder besuchen, im 1. Bezirk im Rathaus schmeckt er mehr nach Rosen, weil die Bienen im Volksgarten unterwegs sind. Das ist ein Zeichen, dass der Unterschied in unserer Stadt gegeben ist, dass die Vielfalt gegeben ist, das nutzen die Bienchen, aber das gefällt auch den Menschen, würde ich behaupten. Ich sage immer: Wo es den Bienen gut geht, geht es auch den Menschen gut. Daher freue ich mich, dass die Sozialpartnerschaft in Wien gut funktioniert und dass auch die Landwirtschaftskammer bei uns eine große Rolle spielt.

 

Wenn wir über die zukünftigen Aktivitäten dieser Regierung sprechen, dann sehen wir auch immer über den Tellerrand hinaus. Wir betreiben eine sehr aktive Stadtaußenpolitik, unterstützen die Bundesregierung und ihre Aktivitäten im internationalen Zusammenhang. Aber wir haben oft schon bemerkt, dass es manchmal auf nationaler Ebene Spannungen gibt, die wir dann durch eine Kooperation auf Städteebene etwas entkrampfen können. Daher ist es wichtig, dass wir uns in diesem Regierungsprogramm vorgenommen haben, dass wir unsere Funktion als internationale Metropole, als Standort vieler internationaler Organisationen - ich denke an die UNO, wir sind der einzige UNO-Standort in der Europäischen Union, aber auch an viele andere internationale Organisationen - weiter ausbauen und pflegen, denn wir verstehen uns auch als eine sehr aktive Stadt in einem gemeinsamen Europa.

 

Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit meinem Amtsvorgänger, Bgm Dr. Michael Häupl, in Brüssel war, um dort für die Interessen der Städte zu lobbyieren. Ich habe damals einen sehr aktiven EU-Kommissar vorgefunden, den wir auch direkt ansprechen konnten, der nämlich ein Verständnis für die Rolle der Städte in Europa gehabt hat. Das war - den Jüngeren vielleicht nicht mehr so Bekannte, aber wir, die älter sind, Manfred, wir können uns noch gut an ihn erinnern - Gio Hahn, der als Gemeinderat und Stadtrat hier im Rathaus tätig war und deshalb auch gewusst hat, wie wichtig es ist, dass Städte in der Europäischen Union eine Rolle spielen. Wir haben seit dieser Zeit eine Urban Agenda entwickelt und versuchen, auch deutlich zu machen, dass nicht nur mehr Menschen in den Städten in Zukunft leben, sondern dass Städte auch das Laboratorium für die Entwicklung der Gesellschaft sind und wir davon ausgehen, dass die Städte auch in Zukunft in einem gemeinsamen Europa eine größere Rolle spielen müssen.

 

Auch das werden wir uns in der nächsten Legislaturperiode vornehmen. Nicht zu vergessen, dass wir neben unseren Aufgaben im regionalen Umfeld in Österreich, in der Ostregion, diese europäische Tradition pflegen und auch ausbauen wollen. Das hat natürlich auch den Vorteil, dass wir Maßnahmen für den Tourismus, für den Tourismusstandort setzen, denn das ist ein besonders geschüttelter Teil unserer Wirtschaft. Jeder neunte Job in Wien ist im Bereich des Tourismus und in der Freizeitwirtschaft zu finden, also daher ist es notwendig, dass wir die Wertschöpfung gerade in diesem Bereich erhöhen.

 

Die Lebensqualität unserer Stadt und die Notwendigkeit, auch die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen, habe ich angesprochen. Wir sind auf einem guten Weg, auch was die Umweltbedingungen in unserer Stadt betrifft. Warum? Wir haben in Wien 70 m² versiegelte Fläche pro Wiener oder Wienerin. Das ist ein Spitzenwert in Europa und ist auch der beste Wert im Bundesländervergleich. Wir haben sehr viel intakte Natur, viele Naherholungsgebiete, beispielsweise 63 km freien Wasserzugang, beispielsweise Donauinsel, Alte Donau. Welche Millionenstadt hat das schon? Die Donauinsel war ja auch einmal umstritten, heute sind wir heute froh, dass wir sie haben, dass wir da konsequent geblieben sind und einen Hochwasserschutz sichergestellt haben, aber auch ein Naherholungsgebiet für die Wienerinnen und Wiener. Das muss man erhalten und auch weiter ausbauen.

 

Noch vor einigen Jahren war der Grünflächenanteil in der Stadt 50 Prozent der gesamten Grundfläche, jetzt sind es 53 Prozent. Jetzt werden Sie fragen: Wie ist das möglich? Wie ist es möglich, dass wir mehr Wohnungen

 

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