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Gemeinderat, 1. Sitzung vom 24.11.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 45

 

Zwei Personengruppen sind mir - ich darf sagen, uns gemeinsam - besonders wichtig: Das sind die ganz Jungen, die eine Lehrstelle suchen und jetzt besondere Schwierigkeiten haben, da viele Betriebe, die vielleicht früher ausgebildet haben, das jetzt auf Grund der wirtschaftlichen Lage nicht tun. Mir liegen vor allem auch die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Herzen. Es fällt mir immer schwer, zu sagen, das sind jene über 50, denn ich empfinde diese eigentlich nicht als ältere Arbeitnehmer - schon aus einem gewissen Eigeninteresse -, aber am Arbeitsmarkt werden sie so gesehen. Das finde ich deshalb ungerecht, weil es oft besonders motivierte, engagierte Menschen mit viel Lebenserfahrung sind, die auch viel einbringen können. Daher habe ich mir vorgenommen, im Rahmen der Joboffensive 50plus besonders um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. Wir werden das auch mit zusätzlichen Fachkräftezentren - die wir errichten - tun, wobei es vor allem darum geht, genau zu schauen, inwieweit es möglich ist, diese Frauen und Männer durch Aus- und Weiterbildung auch in neue Berufsgruppen zu bringen. Da baue ich ganz besonders auch auf die Kooperation mit dem Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Förderungsfonds WAFF, der schon in der Vergangenheit bewiesen hat, dass er in der Lage ist, als wichtiges wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisches Instrument Akzente zu setzen. Ein solches Instrument gibt es in dieser Form nur in Wien, mittlerweile wird von anderen Städten versucht, das zu übernehmen, darauf sind wir stolz. Gerade jetzt, in dieser Krisensituation, wird der WAFF ganz besondere Herausforderungen zu meistern haben.

 

Wir haben uns vorgenommen, mit der Strategie Wien 2030 - Wirtschaft & Innovation smarte Lösungen für den städtischen Lebensraum des 21. Jahrhunderts zu entwerfen, urbane Lebensqualität mit klimatauglichen und leistbaren Maßnahmen zu verbinden, die Wiener Unternehmen mit Hochschulen und Universitäten zu verbinden, vor allem auch in den Bereichen, für die Wien besonders steht. Ich darf diesbezüglich an die Gesundheitsmetropole Wien, an die medizinische Schule, für die Wien berühmt ist, gerade jetzt in der Krise erinnern, wo sich zeigt, dass Wiener Unternehmen auch an der Entwicklung eines Impfstoffs, von medizinischen Produkten, die gerade in der Krise besonders wichtig sind, beteiligt sind.

 

Es ist auch deshalb bedeutsam, da wir die internationalen Handelsketten, die gerade jetzt in der Krise erschüttert worden sind, hinterfragen und schauen müssen, ob es nicht gerade in der kritischen Infrastruktur notwendig ist, dass wir in Österreich, vielleicht sogar in Wien, selbst Produkte herstellen, die man in der Krise besonders benötigt. Welch internationaler Wettbewerb losgebrochen ist, als es darum gegangen ist, Masken oder Schutzmaterial im internationalen Markt zu finden oder zu requirieren, haben wir erlebt, daher ist es gerade in diesem Bereich wichtig, zu schauen, inwieweit es gelingt, Produktionsstätten in Wien zu erhalten beziehungsweise auszubauen, sehr oft auch in Kooperation mit universitären und wissenschaftlichen Einrichtungen.

 

Wir haben schon vor einiger Zeit als eines unserer Ziele angekündigt, dass wir Digitalisierungshauptstadt Europas werden wollen. Ich sage ganz offen, da haben wir noch ein bisschen Luft nach oben, aber wir haben auch schon einiges erreicht. Wir nehmen uns vor, dass wir die Digitalisierung in neuen Lebensbereichen umsetzen. Gerade jetzt, als es in der Corona-Krise im Homeoffice, im Homeschooling auch darum gegangen ist, digitalisierte Möglichkeiten zu nutzen, sieht man, wie wichtig es ist, dass wir alle unsere selbstgesteckten Ziele erreichen.

 

Das gilt auch für das Regierungsprogramm, das wir uns vorgenommen haben. Wir sind eine Kultur- und Kreativmetropole und haben gerade in der Krise viele Kulturschaffende sehr unmittelbar durch Stipendien oder beispielsweise dadurch, dass wir die Subventionen für Veranstaltungen, die auf Grund der Corona-Krise nicht stattfinden konnten, nicht zurückgefordert haben, aber wir haben gesehen, dass es notwendig ist, auch besonders hinzuschauen, wie gerecht jene Menschen entlohnt werden, die im Kulturbereich tätig sind. Da gibt es gravierende Unterschiede. Wir sehen in den Medien immer nur die Spitzenverdienerinnen und -verdiener in der Kulturszene, aber es gibt hunderte Menschen in unserer Stadt, die im Kulturbetrieb sehr stark mit Selbstausbeutung unterwegs sind.

 

Da wollen wir mit gerechter Bezahlung agieren und auch sicherstellen, dass alle jene, die Subventionen von uns beziehen, dann auch mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so verfahren, dass sie auch eine entsprechende Abgeltung ihrer Leistungen bekommen.

 

Ein starker Schwerpunkt unserer Tätigkeit wird die Klimamusterstadt Wien sein. Wir haben uns vorgenommen, dass wir viele Maßnahmen setzen, um den Klimawandel zu stoppen, oder zumindest zu verringern und gleichzeitig auch umzugehen mit den Auswirkungen des Klimawandels, der insbesondere auch in der Großstadt spürbar ist. Da gibt es viele Punkte, die wir uns im Programm vorgenommen haben, und ich bin überzeugt, dass es gelingen wird, Wien da auch im internationalen Vergleich deutlich in den Vordergrund zu rücken.

 

Das wird auch in Kooperation mit den Sozialpartnern gehen. Ich betone das deshalb öfter, weil ich überzeugt bin, dass dieses Miteinander unterschiedlicher Interessensgruppen für die Zukunft unserer Stadt ganz, ganz wichtig ist. Das gilt für die Arbeiterkammer und die Gewerkschaften, es gilt aber auch für die Wirtschaftskammer, ich darf sagen, auch für die Industriellenvereinigung, die normalerweise nicht bei den Sozialpartnern dabei ist, und sogar für die Landwirtschaftskammer.

 

Jetzt werde ich oft bei internationalen Diskussionen gefragt: Landwirtschaftskammer in einer Millionenstadt wie Wien? Ich bin dann immer sehr stolz, Bürgermeister in einer Stadt zu sein, der darauf hinweisen kann, dass wir 14 Prozent der gesamten Grundfläche in Wien landwirtschaftlich nutzen. Bekannt ist, dass wir die einzige Millionenstadt sind, die nicht nur einen nennenswerten Weinbau hat, sondern sogar einen sehr guten Wein herstellt, dass wir sogar eine eigene DAC-Regelung für den Wiener Gemischten Satz haben und dass dieser

 

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