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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 10.12.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 45 von 106

 

was die touristische Entwicklung betrifft. Es gab im Sommer überall in Österreich relativ viel Tourismus, nur nicht in den urbanen Bereichen. Städte müssen anders behandelt werden als die Ferienhotellerie, deshalb brauchen wir in der Stadt von der Stadt Hilfspakete, die direkt dort ankommen, wo sie hin müssen.

 

Die Wirtschaft wird ja oft als Motor der Gesellschaft und des täglichen Lebens bezeichnet. Wenn wir bei dem Vergleich bleiben, dann ist der Tourismus eigentlich der Akku beziehungsweise der Treibstoff für diesen Motor. Kein anderer Bereich sorgt so verlässlich und regelmäßig dafür, dass immer wieder viele Menschen zu uns kommen, unsere Stadt besuchen, damit auch das Wohlbefinden in unserer Stadt steigt. Die lebenswerteste Stadt der Welt, dieses Attribut verdient Wien zu 100 Prozent, aber dafür braucht es auch eine funktionierende Wirtschaft und vor allem einen funktionierenden Tourismus.

 

Jeder neunte Job in Wien ist direkt mit dem Tourismus verbunden und indirekt sind es natürlich noch viel, viel mehr. Obwohl der Tourismus und die Freizeitwirtschaft für unsere Stadt, für die Wirtschaft, die Beschäftigung, das Lebensgefühl und die Gesundheit derartig wichtig sind, findet sich halt im Programm der Wiener Stadtregierung oder der Fortschrittskoalition leider nur Altbekanntes und Fortgeschriebenes. Also nichts, das mir im Speziellen oder den Betrieben und den Beschäftigten wirklich Mut machen würde.

 

Was ist da drinnen zum Thema Tourismus? - Es ist die Erweiterung des Messe- und Kongressstandortes in Richtung Messe Plus. Von mir ein großes Ja dazu, das ist eine wichtige Entwicklung, wir müssen Wien als Kongressstandort stärken. Wir haben in den letzten Jahren das Privileg gehabt, viele Kongresse in unserer Stadt begrüßen zu dürfen und hatten eigentlich sogar schon das Luxusproblem, dass wir zu große Kongresse abweisen mussten, weil die Infrastruktur nicht ausgereicht hat. Dafür ist das System Messe Plus erarbeitet worden, aber wie gesagt, es ist schon in den letzten Jahren erarbeitet worden, da ist jetzt nichts Zukunftsträchtiges mehr drinnen. Das wäre schon State of the Art, das hätten wir uns schon in der Vergangenheit gewünscht. Die Visitor Economy Strategy, auch ein Punkt im Koalitionsübereinkommen, natürlich auch mit der Wirtschaft gemeinsam ausverhandelt, ist eine wichtige Strategie, aber auch State of the Art und nichts Zukunftsweisendes.

 

Eine Stadtseilbahn: Beim Thema Stadtseilbahn habe ich natürlich zwei Mal hinschauen müssen. Von meiner Seite gibt es ein großes Bekenntnis zum Thema Seilbahnen in der Stadt, es ist eine urbane Entwicklungsmöglichkeit, es ist eine großartige Möglichkeit, auch touristische Landmarks zu erschließen. Ich wünsche den NEOS alles Gute. Aus der Vergangenheit weiß ich, dass sich beim Thema Stadtseilbahn in der Stadt relativ wenig bewegt, vielleicht wird ein bisschen mehr als ein Arbeitskreis oder eine Evaluierung daraus. Ich persönlich würde mich sehr, sehr darüber freuen.

 

Ja, um es ganz konkret zu sagen, Papier ist geduldig. Die Überschriften und die Prosa im Koalitionsübereinkommen lesen sich sehr gut, aber mir und den 14.000 Wiener Betrieben im Tourismus und der Freizeitwirtschaft und den knapp 100.000 Beschäftigten dort ist halt Altbekanntes und das eine oder andere Luftschloss ein bisschen zu wenig. Mit Überschriften, aber ohne Mut, werden sich der Tourismus und die vielen kleinen Betriebe wahrscheinlich nicht erholen und nicht zu alter Stärke zurückfinden.

 

Ich bin selbst Unternehmer im Tourismus und weiß, dass es einfach eine bunte und vielfältige Tourismusindustrie braucht. Jedem Unternehmer und jeder Unternehmerin wäre es einfach lieber, jetzt selbstbestimmt zu arbeiten, sich nicht darüber Gedanken zu machen, wie abhängig man eigentlich von Förderungen ist, wie notwendig es ist, dass einem durch die Krise geholfen wird. Unternehmerinnen und Unternehmer sind es gewohnt, selbstständig, nämlich selbst und ständig zu arbeiten, zu denken, zu agieren. Sie sind jetzt einfach durch diese Pandemie in die Situation gerutscht, auch von Hilfen abhängig zu sein. In dieser Abhängigkeit sollte man ihnen größtmögliche Unterstützung zukommen lassen.

 

Die Touristiker, die Unternehmerinnen, die Unternehmer schauen aber in die Zukunft, wie gesagt, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Auch wenn mit dem Einsetzen der ersten Impfungen natürlich die Auswirkungen für den Tourismus noch lange nicht zu Ende sein werden, da es lange dauern wird, bis sich zuerst ein Binnenmarkt und dann ein europäischer Markt etablieren werden. Bis wir dann wieder interkontinentale Gäste begrüßen dürfen, wird noch eine lange Zeit vergehen, aber nichtsdestotrotz müssen wir jetzt die Zeit, die wir haben, nützen und als Chance sehen, jetzt müssen wir Weichen stellen und hier in diesem Saal auch an morgen und an übermorgen denken, und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen, damit der Tourismus in Zukunft wieder zu der Stärke kommen kann, die er schon hatte.

 

Wie können wir diese Weichen stellen? - Da gibt es ein paar Schlagworte, die sehr, sehr einfach und auch unbürokratisch umzusetzen wären: Ermöglichen statt verhindern: Einem Unternehmen in der Stadt nicht die Weihnachtsbeleuchtung verbieten, weil sie plötzlich nach 20 Jahren das erste Mal den Verkehr stört. Vorsprung schaffen: Jetzt in die Märkte hinausgehen und internationale Gäste davon überzeugen, dass wir die Ersten sein werden, die nach der Krise wieder in voller Stärke für unsere Gäste da sind, ein Event Board einsetzen, das sich jetzt darum kümmert, dass internationale Events wieder in diese Stadt kommen und Wien als die Event-Stadt wahrgenommen wird, die sie eigentlich sein soll. Wir wünschen uns die internationalen Kongresse zurück, müssen an der Infrastruktur arbeiten. Nur so und mit diesen gemeinsamen Anstrengungen können wir es schaffen, Wien zu der Welthauptstadt des Tourismus zu bringen, die sie schon war, die sie wieder werden soll und die sie auch verdient zu sein.

 

Ich appelliere ganz besonders auch hier an die NEOS, die sich ja immer schon für liberale Öffnungszeiten stark gemacht haben, unserem Antrag der Tourismuszone, der an die Zukunft gerichtet ist, zuzustimmen. Mir ist schon völlig klar, dass es jetzt keine Touristen in

 

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