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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 11.12.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 101

 

auch handschriftlich Mut machen wollen. Ich habe 100 Briefe mitgebracht, vorfrankiert für Sie. Das ist die Möglichkeit für Ihr persönliches Briefing. Ich gebe das nachher den Kultursprechern. Sie müssen das nicht annehmen, aber es ist eine Möglichkeit. Ich möchte Sie dazu gerne einladen, und ich würde mich sehr freuen, wenn sich viele an dieser Idee beteiligen.

 

Geschätztes Hohes Haus! Liebes Rathaus! Werte Abgeordnete! Werte GemeinderätInnen! Da sind wir nun am Ende einer für uns alle persönlichen Reise im Wahlkampf und am Beginn einer gemeinsamen Reise. Und wie in einem großen Orchester sitzen hier 100 Menschen. Nicht jeder kann die erste Geige spielen. Manche werden mit Pauken und Trompeten untergehen.

 

Auch wenn das Instrument, das mir gegeben ist, im Vergleich zu Ihrem vielleicht kleiner und weniger bedeutend ist, so habe ich dennoch eine laute und für manche auch vertraute Stimme, die ich für die Wiener und Wienerinnen einsetzen werde. Wir alle kennen den Spruch: Der Ton macht die Musik. Das Erste, was wir alle für die Kultur tun können, ist unsere Gesprächskultur. Damit können wir sofort beginnen. Das kostet nichts, das belastet auch nicht das Budget.

 

Wir sind die neue Volkspartei. Wir sind wieder da. Ich zähle auf Sie alle! - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war 14 Minuten. Ich darf die Redner der ÖVP bitten, das zu berücksichtigen. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dr. Schmid. Selbstgewählte Redezeit 11 Minuten. Bitte.

 

9.58.41

GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ)|: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister!

 

Kollege Eppinger hat jetzt irgendwie gerufen: Wir Türkisen sind alle wieder Türkis, und zwar in Wertschätzung. - Da fühle ich mich jetzt aber nicht ganz angesprochen.

 

Kollege Eppinger! Du bist ein geübter Radiomoderator und hast große Erfahrungen in dieser Welt. Du weißt, dass wir zumindest einer Meinung sind in dem Punkt: Kultur ist ein Hit. Kultur muss ein Hit sein. Aber in der Musikszene ist es schon auch so, dass zwischen dem Hit und dem Flop nur ein sehr schmaler Grat liegt. Daher meine ich: Konzentrieren wir uns jetzt auf die Kulturpolitik in Wien, denn das ist ein Hauptthema beziehungsweise ein ganz ein wichtiges Thema.

 

Zunächst zu meinem Vorredner noch ein Wort: Natürlich sind wir ganz stolz auf die Wiener Philharmoniker und freuen uns über jeden Erfolg, den die Wiener Philharmoniker in der Welt haben. Wir sehen dem Neujahrskonzert mit großer Freude entgegen. Wir sind aber auf das Orchester der Stadt Wien, die Wiener Symphoniker, genauso stolz, und wir als Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitiker werden sie mit ganzer Kraft unterstützen.

 

Kultur ist ein Hauptthema in Wien - haben wir bereits gesagt -, Kultur ist ein Hit, das unterstütze ich. Vergessen wir aber in diesem Zusammenhang die Wissenschaft nicht. Die Wissenschaft ist genauso ein wichtiges Thema des Ressorts der Frau Stadträtin und wir können auch über die formale Kompetenz in der Wissenschaft hinaus sicher sehr wertvolle Akzente setzen oder Verbindungen herstellen. Politik ist zwar sozusagen auch die Bereitstellung der entsprechenden Mittel, aber nicht nur, sondern Politik bedeutet ja auch, sich für etwas einzusetzen, öffentliche Meinung zu erzeugen, öffentliche Stimmung zu erzeugen und danach zu trachten, auch etwas durchzusetzen.

 

Kultur in Wien ist immer ein Wechselspiel der Beachtung von Tradition und Moderne. Kultur ist ein sozialer Faktor - das haben wir heute schon vielfach gehört -, Kultur ist auch ein wirtschaftlicher Faktor - darüber gibt es überhaupt nichts zu sagen -, und Kultur ist ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor, denn Kultur muss auch Fragen stellen, muss neugierig machen, muss Kinder neugierig machen, muss vernetzt sein, muss interdisziplinär sein, muss den Bildungsbereich betreffen, den Wissenschaftsbereich - Kollege Weber hat das vorher so schön ausgesprochen. Kultur muss widerspenstig sein, Kultur muss Provokationen setzen - das ist ganz wichtig -, Kultur muss zum Nachdenken und zum Reflektieren anregen.

 

Dieses große Angebot, diese Vielfalt und diese vielfältigen Möglichkeiten der Beteiligung haben wir in Wien. Und das Budget ist Faktum und Tatsache, dass es unter schwierigsten Bedingungen zu einer Erhöhung des Budgets gekommen ist. Da ist dem Herrn Bürgermeister zu danken, der Frau Stadträtin, dem Herrn Wirtschaftsstadtrat auch zu danken, dass das möglich ist. Das ist ein politisches Bekenntnis. Wenn man in so schwierigen Zeiten und in der Krise sagt, wir investieren in Kultur, dann ist das ein politisches Signal, das man nicht hoch genug schätzen kann.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Kultur darf auch kein Luxusprodukt sein. Kultur darf nicht dazu führen, dass hohe Barrieren aufgebaut werden, über die man nicht hinüberkommt. Kultur darf nicht das Programm bestimmter gesellschaftlicher Eliten sein, sondern Kultur muss für alle zur Verfügung stehen. Daher ist es unsere Aufgabe, alles zu tun, um den Weg zu Kunst und Kultur frei zu machen, zu ermöglichen, zu öffnen. Und das gelingt in Wien in vorbildlicher Art und Weise.

 

Ich möchte Ihnen eine kleine Geschichte dazu erzählen. Ich war vor einiger Zeit im Institut für Molekulare Biotechnologie, damals noch beim Prof. Penninger. Dort ist es ungefähr so wie im Spitzensport, man schaut in der ganzen Welt herum, wo Top-WissenschaftlerInnen arbeiten, und versucht, die dann nach Wien zu bringen - den einen aus Singapur, die andere aus Sydney, jemanden aus Südamerika, et cetera. Da gibt es einen Markt an SpitzenwissenschaftlerInnen, die oft viele Angebote haben und selbst entscheiden können, ob sie nach Kanada, nach Amerika, irgendwo nach Europa oder an irgendeinen Ort in Asien gehen. Wir haben dort mit einigen jungen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen gesprochen, und die Frage war immer: Warum kommen Sie nach Wien? Vielleicht ist in Kanada auch das Gehalt ein bisschen besser, oder in Amerika, warum haben Sie sich für Wien entschieden? - Natürlich war es auch die Lebensqualität, die hohe Zufriedenheit der Wienerinnen und Wiener mit ihrer Stadt, aber in jedem einzelnen

 

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