Gemeinderat, 3. Sitzung vom 16.12.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 101
Trotzdem haben wir uns mit unserem Koalitionspartner, mit den NEOS, so wie bei allen anderen Bereichen am Medienstandort Wien darauf geeinigt, dass wir hier ganz klar evaluieren, uns von mir aus auch noch einmal diese Vorwürfe anschauen - es ist ja kein Ding -, und dann gemeinsam entscheiden, wie wir nach 15 Jahren Community TV in dieser Stadt einen so schönen und klaren Ausblick für ein Sendeformat bringen, das es in anderen Staaten und Städten so nicht gibt. Es gibt in Hamburg Vergleichbares, es gibt in Berlin Vergleichbares, es gibt ein paar andere Städte, Alex und Tide möchte ich nur aufzählen. Setzen Sie sich einmal damit auseinander.
Vielleicht ist es auch spannend, darüber nachzudenken, warum Sie so ungern Okto TV sehen. Erstens einmal an den Kollegen von heute Früh: Lockdown steht für Ausgangssperre. Das findet man im Internet, Lockdown steht für Ausgangssperre. Wir haben heute in der Früh die Situation gehabt, dass der Kollege gefragt hat, ob es eine Übersetzung für Lockdown gibt. Es stimmt natürlich, Okto TV ist mehrsprachig, aber auf Okto TV findet man viele Sendungen auf Englisch, das ist jetzt nicht unbedingt das, was Sie wollen.
Es gibt die Homepage von Okto, nämlich die Heimatseite, wo es täglich auch mehrere Tausend Zugriffe im fünfstelligen Bereich gibt. Das ist der gesamte On-Demand-Bereich. Und die Zahlen von Okto TV sind inzwischen im fünfstelligen und bei Spitzen im sechsstelligen Bereich. Und auch das sind Zahlen, sehr geehrte Damen und Herren - das haben ÖVP oder FPÖ einfach verschwiegen -, die einsehbar sind.
Worum geht es uns denn bei der ganzen Geschichte, und warum stehen wir so sehr zu einem Community Fernsehen und einem Community Radiosender, wie es in Wien Community Radio Orange gibt. Wir stehen einfach wirklich dazu, dass Menschen aus unterschiedlichen sozialen und sozioökonomischen Herkünften selber demokratiepolitisch in dieser vierten Macht des Staates, nämlich in der Medienlandschaft, etwas tun können, sich positionieren können, sich selber finden und erfinden können, sodass sie sich anschauen können, was es überhaupt bedeutet, in der Öffentlichkeit eine Meinung zu positionieren.
Es gibt schon einen Grund, warum ÖVP und FPÖ nur diese Zezerl hier herausgesucht haben, um Okto TV schlechtzureden. Das sind natürlich Medien- und PR-Profis, die wissen, was es bedeutet, eine Saat in der Öffentlichkeit zu säen, so wie wir es heute erlebt haben. Genau das ist es, was junge Menschen in dieser Stadt auch lernen sollen, aber eher, um es zum Positiven, zum Guten, zum Richtigen zu nutzen, nämlich als Keim der Hoffnung.
Für viele junge Menschen, die bei Okto TV ehrenamtlich arbeiten, sind das die ersten Berührungspunkte. Ich selbst komme aus der niederschwelligen Kinder- und Jugendbetreuung. Ich selbst weiß, wie sehr es für manche Menschen notwendig ist, ganz, ganz einfach zu beginnen, damit sie sich in unserer freien Gesellschaft so richtig gut entwickeln können.
Viele Menschen, die bei Okto TV begonnen haben, sind jetzt in anderen journalistischen Bereichen tätig. Sie bekommen in der Ausbildungsschiene mit, was Medienrecht und Urheberrecht bedeuten und wo man in der Richtung weitertun kann, um sich zu professionalisieren. Natürlich ist es aber auch in der Community - es heißt Community TV - sehr essenziell, das Feedback innerhalb des Senders und rundherum von den Ehrenamtlichen und den Angestellten zu bekommen.
Okto TV hat in den letzten Jahren Lehrlinge ausgebildet, Praktikantinnen und Praktikanten und auch Menschen aus dem AMS aufgenommen, ausgebildet und vernünftige Arbeitsplätze geliefert. All diese Dinge haben Sie einfach komplett ignoriert und komplett beiseite gelassen - und das Ganze bei einem Medienkanzler, bei einem PR-Kanzler, der gerade eine viertel Milliarde für sein misslungenes PR-Kommunikationskonzept des letzten Dreivierteljahres verbrennt.
Darüber haben Sie nämlich auch nicht geredet. Es ist in Ordnung. Während der Zeit von Lockdown I und Lockdown II, als ÖVP und FPÖ anscheinend wenig bis gar nicht ferngeschaut haben, weil sie irgendetwas anderes gemacht haben - ich schicke Ihnen einfach die Plattform, wie gesagt, das ist eine Heimatseite, das findet man im Netz auf der Homepage ganz easy - hat Okto TV die ersten Wohnzimmerkonzerte mit Nino aus Wien gebracht. Über die Wiener Klubszene, den Zustand der Wiener Klubszene, über die wir hier im Saal schon gesprochen haben, hat Okto als erster Sender so richtig gut informiert. Wir reden bei der Nachtwirtschaft von einem Umsatzvolumen von acht Milliarden österreichweit, alleine in Wien zirka zwei Milliarden. Wir reden hier über wirtschaftlich relevante Bereiche und über Arbeitsplätze in unserer Stadt, und das ist etwas, wo Okto ganz am Anfang in der Informationspolitik dabei war. Das finde ich großartig.
Wir reden auch darüber, dass Okto mit Woop ein virtuelles Klassenzimmer auf die Beine gestellt hat. Ich weiß, Sie sind nicht auf Twitch, aber Twitch ist eine Plattform ähnlich wie YouTube, wo ein paar Hunderttausend Gamerinnen und Gamer unserer Stadt jeden Tag sind. Da hat Okto eine Kooperation gemacht, um Zuseherinnen und Zuseher des jungen und mittleren Alters für ein virtuelles Klassenzimmer zu erreichen. All das sind Dinge, die Sie ignoriert haben.
Genau diese Inhalte im Hier und Jetzt gehören genauso diskutiert, und nicht mit Ihren falschen Behauptungen vor einer Untersuchungskommission, sondern genau mit den Erkenntnissen, die wir hier und heute haben. (Zwischenruf.) - Ich habe das vorhin schon abgehandelt, Herr Kowarik, genau die Geschichte mit den Rückstellungen der MA 13 und der MA 5. (Zwischenruf.) Sie haben Ihre Geschichte vor der Untersuchungskommission begonnen, und wir fangen unsere Geschichte vor allem jetzt an, nach der Untersuchungskommission. Wir schauen uns gemeinsam mit dem Koalitionspartner die Weiterentwicklung, die Möglichkeiten an. Wir stehen aber ganz klar zu Community TV, wir stehen dazu, dass jeder Mensch in dieser Stadt, wurscht, von wo er ist, Mensch in dieser Stadt und Wiener und Wienerin ist.
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