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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 16.12.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 80 von 101

 

angeknabbert werden, das finde ich eigentlich unerträglich. - Ich habe Ihre Wortmeldung vorher nicht verstanden, aber wir können vielleicht danach noch ins Gespräch darüber kommen.

 

Es geht heute um die vielen Förderungen im Bereich der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit, und da sind einige wichtige Wortmeldungen und einige wichtige Gesichtspunkte schon erwähnt worden. Ich möchte jetzt auch noch einmal betonen, wie wichtig gerade in diesen Zeiten auch die außerschulische Kinder- und Jugendbetreuung ist. Sie wissen, dass zum Beispiel die Oberstufenschülerinnen und -schüler seit fast einem Jahr keinen normalen Schulunterricht mehr hatten, auch jetzt im Präsenzunterricht nicht vorgesehen sind - zumindest einmal die Maturaklassen -, aber gerade jene Altersgruppe, die wahrscheinlich besonders Ansprache braucht, die in einem Alter ist, neue Wege zu gehen, natürlich viel ausprobieren will, dabei ist, selbst den eigenen Weg zu finden, braucht hier momentan ein besonders gutes Angebot. Und diese außerschulischen Vereine und Organisationen und Initiativen leisten das, da ist ganz viel Expertise da, da ist auch ganz viel Erfahrung da. Ich bin froh, dass damit vor allem Jugendliche, die gerade in dieser Selbstfindung sind, die auch natürlich viel gefährdeter sind, einen falschen Weg einzuschlagen - wenn man die Entwicklungsprozesse betrachtet -, einen Anker haben, an den sie sich wenden können, und wo sie auch lernen, wie man mit Konflikten, die in einer Gesellschaft natürlich auch normal sind, umgeht - denn wenn in einer Stadt wie Wien verschiedene Nationalitäten, Herkunftsländer aufeinandertreffen, dann gibt es natürlich ganz automatisch Konflikte. Ich glaube, da wird gute Arbeit geleistet, vielen Dank auch an dieser Stelle an alle, die hier tätig sind.

 

Was die Anträge betrifft: Ja, es macht durchaus Sinn, dass es hier viele verschiedene Kooperationspartner und Vereine gibt. Was die Eingliederung in den Magistrat betrifft: Das haben wir auch in der Oppositionsarbeit immer so gehalten und unsere Meinung vertreten, dass wir das nicht sehr sinnvoll finden, es soll auch durchaus geöffnet und breit sein. Eine Evaluierung, wie wir sie uns auch selbst vorgenommen haben, ist durchaus sinnvoll, man muss sich Dinge immer wieder ansehen und man kann sie immer wieder verbessern, und das werden wir auch sicher machen.

 

Ich möchte dann noch auf einen Beschlussantrag der FPÖ näher eingehen beziehungsweise hier auch erklären, warum wir dem nicht zustimmen werden, da geht es um Schulschwimmen. Es ist das Thema Bäder ja auch in dieser Geschäftsgruppe verankert, und das ist in Bezug auf Schülerinnen und Schüler ein ganz wichtiges Thema. Ihre vorgebrachten Argumente zur Einführung eines verpflichtenden Schwimmunterrichts sind natürlich absolut richtig und schlüssig, jedes ertrunkene Kind ist eines zu viel, jedes Menschenleben, das durch Prävention gerettet werden kann, ist es wert, hier seine Bemühungen zu vertiefen, definitiv und auch ganz klar. Deshalb ist es auch das Bemühen der Stadt und der Schulen in Wien, die Teilnahme an Schwimmkursen zu ermöglichen, auch ohne finanzielle Belastung.

 

Diese Erkenntnis ist jetzt nicht neu, ich habe mir das genauer angeschaut und habe gesehen, es wurde schon 1922/1923 eingeführt. Das war jenes Jahr, in dem das Schülerschwimmen in Wien versuchsweise eingeführt wurde. Ab dem Jahr 1926/1927 wurde das Schulschwimmen schon in 216 Wiener Schulklassen in 8 Bezirken zur dauernden Einrichtung, in den folgenden Jahren auch auf weitere Bezirke ausgeweitet, bis es dann kriegsbedingt leider ausgesetzt und eingestellt werden musste. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam es dann zur Wiederaufnahme des geregelten Schulbetriebs und auch der Wiederaufnahme des Schulschwimmens, nachdem man die Hallenbäder der Stadt wiederaufgebaut hat. Seit 1926 ist der Schwimmunterricht für PflichtschülerInnen in Wien obligatorisch vorgeschrieben.

 

Sie wissen, was obligatorisch heißt. Das Wiener Schulschwimmen ist ein Pflichtprogramm, alle Schülerinnen, alle Schüler von öffentlichen Schulen und Privatschulen mit Öffentlichkeitsrecht, die eine 3. Klasse Volksschule besuchen, beziehungsweise in der Sonderschule sind es die 3. und die 4. Klasse, besuchen einen Schwimmkurs und nehmen daran teil. Es hat jeder Schüler/jede Schülerin im Schnitt neun Schwimmtermine, die Gesamtzahl der SchülerInnen ist auf vier Turnusse in zwölf Wiener Bädern organisiert, die Teilnahme ist kostenfrei. Dazu auch noch interessant ist die Statistik: Die Zahl der Nichtschwimmer vor dem Schulschwimmen ist relativ konstant mit 50 Prozent. Ich finde das eigentlich eine erschreckend hohe Zahl, dass bis zur 3. Volksschulklasse, das sind Kinder im Alter von 8, 9, maximal 10 Jahren, 50 Prozent nicht schwimmen können, auf Grund des Schulschwimmens reduziert sich das auf 30 Prozent. Jetzt kann man sagen, bringt vielleicht nicht ganz so viel, aber wenn man sich dann nur die Kinder anschaut, die bis zu 15 m schwimmen können, ohne zu ertrinken, dann sind es nur noch 11 Prozent Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmer. Das ist auch noch zu viel, überhaupt keine Frage, aber ich glaube, da wird mit diesem verpflichtenden Schwimmunterricht wirklich Vorschub geleistet.

 

Ich kann also festhalten, dass dieser Beschlussantrag, so wie er ausformuliert ist, das Ziel, das Sie damit verfolgen, und die damit verbundene Maßnahme seit nunmehr 94 Jahren umgesetzt sind. Und ja, ich freue mich, das auch hier bekannt zu geben. Natürlich werden wir, was das Schulschwimmen betrifft, dran bleiben, werden noch weitere Schwimmkurse anzubieten, auch was die späteren Jahre und auch was den gesamten Pflichtschulbereich betrifft. Man muss immer sehen, dass man noch mehr anbietet, und man sollte auch auf die Schulen zugehen, vor allem für jene Kinder, die vielleicht in der 3. Volksschulklasse noch nicht da waren. Das halte ich für ein ganz wichtiges Anliegen und das werden wir uns sicher weiter ansehen. - Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächste gelangt Frau GRin Mag. Malle zu Wort. Ich erteile es ihr.

 

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