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Gemeinderat, 63. Sitzung vom 29.01.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 99

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin gemeldet ist Frau GRin Huemer. Ich erteile ihr das Wort.

 

11.53.01

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE)|: Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte KollegInnen! Ich begrüße auch die Zuseherinnen und Zuseher auf der Tribüne und alle, die uns via Livestream folgen.

 

Zu allererst möchte ich ein Happy Birthday und Congrats an den Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, oder wie wir ihn kurz liebevoll WAFF nennen, ausrichten. Denn, meine sehr geehrten Damen und Herren, vor 25 Jahren, am 27. Jänner 1995 wurde die Einrichtung des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds hier in diesem Haus genehmigt. Also die Aktuelle Stunde hat somit schon auch ein historisches Moment, dem wir hier heute mit dem Schwerpunktthema Wiener Arbeitsmarktpolitik, WAFF-Dotation auch Ehre erweisen.

 

Ich gratuliere also dem WAFF von dieser Stelle einmal ganz herzlich. Er ist ein einmaliger und sehr unverzichtbarer Partner, wenn es um den Kampf gegen Arbeitslosigkeit und um die Sicherung von Beschäftigungsfähigkeit geht. Herzlichen Glückwunsch zum 25-jährigen Bestehen von mir und natürlich auch von meinem Klub, den GRÜNEN in Wien. Fritz Meißl ist als Geschäftsführer schon sehr viele Jahre tätig, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr engagiert, also herzliche Glückwünsche auch an die Menschen, die den WAFF sozusagen zu diesem Erfolgssystem, zu diesem Erfolgsinstrument machen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Man kann durchaus einmal applaudieren, danke.

 

Ich selbst bin ja erst seit vier Jahren hier im Gemeinderat tätig, aber was ich soweit einmal sagen kann, ist, dass der WAFF und die aktive Arbeitsmarktpolitik heute genauso wichtig sind wie noch vor 25 Jahren. Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit, insbesondere auch Jugendarbeitslosigkeit, es wurde ja schon angesprochen, auch die Unterstützung von atypisch Beschäftigten, der berufliche Wiedereinstieg von Frauen oder grundsätzlich die berufliche Aus- und Weiterbildung von Erwachsenen sind heute Themen und waren vor 25 Jahren genauso aktuell. Wir haben es mit fehlenden Ausbildungsplätzen zu tun, wir haben es noch immer mit Diskriminierung, veralteten oder nicht mehr anerkannten Qualifikationen zu tun.

 

Was es auch gibt, dass natürlich durch die Digitalisierung ein Strukturwandel mit extremer Geschwindigkeit voranschreitet. Das am Puls der Zeit Bleiben ist umso mehr erforderlich. Die betriebliche Weiterbildung ist insbesondere für Frauen ein Thema, weil sie da weniger zum Zug kommen und weniger partizipieren können. Also um Chancengleichheit zu schaffen, unterstützt die öffentliche Hand Frauen besonders bei der Weiterbildung. Auch ein noch immer nicht gelöstes Thema ist der Karriereknick nach der Kinderkarenz und die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern. Also wir haben die Arbeitsmarktprobleme noch bei Weitem nicht überwunden. Leider, leider! Darum ist es wichtig, wie schon vor 25 Jahren, dass wir an der Seite der Wiener Beschäftigten stehen.

 

Es wurde schon gesagt, die Dotation für den WAFF für 2020 beträgt an die 30,87 Millionen EUR, aber das ist nicht die gesamte Summe, die den Wienerinnen und Wienern für das kommende Jahr für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen seitens des WAFF zur Verfügung steht, nein, das ist viel mehr, es sind über 72 Millionen, die in die Maßnahmen fließen werden. Geschätzte 33.500 Wienerinnen und Wiener, über 900 Unternehmen werden an dieser Maßnahme partizipieren können.

 

Insgesamt kann man dazu sagen, dass geschätzt wird, dass über 57 Prozent aller TeilnehmerInnen Frauen sein werden und dass 53 Prozent, jedenfalls mehr als die Hälfte der Mittel, auch Frauen zu Gute kommen. Also eine sehr positive Bilanz. Es zeigt sich hier, wie gut der WAFF Gender Budgeting umlegt und Gender Mainstreaming anwendet. Also ich finde, Wien kann sich da wirklich glücklich schätzen, ein Instrument wie den WAFF zu haben, denn er ist österreichweit wirklich einzigartig und einmalig.

 

Wir haben es heute schon in der Aktuellen Stunde gehört, wir gehen wirklich herausfordernden Zeiten entgegen. Es ist die Klimakrise, es ist die Digitalisierung, die uns beschäftigen, also zwei große Themen und beide kommen in einem unheimlichen Tempo daher, bei dem man fast nicht mehr mitkommt. Man kann keine Zeit verlieren, sondern muss handeln. Ich denke, dass neben der Digitalisierungsoffensive, die schon gefahren wird, dem WAFF zukünftig auch in der Frage der Klimapolitik, der Veränderung, der Transformation in der Ökologisierung der Wirtschaft eine neue und bedeutende Rolle zukommen wird, aus meiner Sicht zukommen wird müssen, denn es gilt, Transitionsrisiken abzufedern und auch die neuen Beschäftigungs- und Qualifikationsanforderungen zu schulen und zu ermöglichen. Denn ich glaube, es ist für uns alle wichtig, dass Wien nicht nur eine Klimahauptstadt, sondern grundsätzlich eine Nachhaltigkeitsmetropole wird. Unter Nachhaltigkeit verstehe ich auch nachhaltig gute und existenzsichernde Jobs und keine prekäre atypische Arbeit.

 

Was ich, und da schließe ich an meinen Vorredner an, am WAFF ganz besonders schätze, ist das Credo: Unterstützen und Fördern. Das ist ein Credo, das auf freier Entscheidung, auf Freiwilligkeit, auf Kostenlosigkeit basiert und sich aus meiner Sicht ganz stark von Zwang und Strafe abgrenzt. Was immer als „Anreiz“ kommuniziert wird, das ist eigentlich Euphemie. Lernen tut man freiwillig, lernen tut man ohne Druck. Ich glaube, was Erwerbsarbeitslose, die sich weiterqualifizieren wollen, oder überhaupt Menschen, die sich der Weiterbildung stellen, brauchen, ist sozusagen dieser Raum, diese Freiwilligkeit, das Angebot, die Unterstützung und keineswegs Zwang.

 

Da spreche ich beim WAFF gerne von Kunden und Kundinnen. Und die KundInnenzufriedenheit bestätigt sozusagen im Feedback, dass der WAFF gut ankommt, denn die Zufriedenheitswerte sind wirklich enorm hoch.

 

Wenn ich in diesem Zusammenhang noch an die Aussagen von Kollegen Juraczka anschließen darf: Ich glaube, es macht schon einen großen Unterschied, ob Menschen gezwungen werden und in ihrer Existenz

 

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