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Gemeinderat, 63. Sitzung vom 29.01.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 32 von 99

 

Ornig, ich muss Ihnen widersprechen: Wir haben kein Bildungsproblem bei den Frauen. Frauen haben die höheren Berufsausbildungsabschlüsse, was jedoch das Problem ist, ist, dass sie die Abschlüsse nicht verwerten können und dass Unternehmen vielleicht eher einen Mann vorziehen, bevor sie eine höherqualifizierte Frau nehmen. Das ist eine andere Frage, als die Sie gesagt haben, nämlich dass es bei den Frauen um das Thema Bildung ginge. Nein, das ist soweit nicht der Fall.

 

Wien bietet mit der Kinderbetreuung, der öffentlichen Infrastruktur, den besseren Verdienstchancen, der höheren Erwerbsquote, mehr Vollzeitarbeitsplätzen, guten Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen grundsätzlich ein viel besseres Bild oder eine bessere Möglichkeit, sich am Arbeitsmarkt zu etablieren. Im Vergleich zu den Männern geht es den Frauen aber tatsächlich nicht so gut, wie wir es uns wünschen, und darum braucht es hier Unterstützung und Anschub. Gerade auch - weil wir das heute schon besprochen haben - um den Digitalisierungs-Gap zu verhindern beziehungsweise ihn klein zu halten, braucht es Unterstützung, damit diese geschlechtsspezifischen Disparitäten nicht verstärkt werden, sondern wir sie beseitigen können.

 

Und was macht der WAFF ganz spezifisch? - Das Kernstück ist das Programm FRECH - Frauen ergreifen Chancen. Da gibt es finanzielle Unterstützung, individuelle Beratung, es gibt Qualifizierungsangebote, es gibt Möglichkeiten, die IKT-Kompetenzen zu verbessern, und es gibt - jetzt weiß ich nicht, ob ich das schon gesagt habe - natürlich auch die Förderung von Ausbildung mit Geld. Bei der Karenz und beim Wiedereinstieg ist ganz spezifisch, dass es immer die Kinderbetreuung mit dazu gibt. Auch auf die Mädchen wird ein spezifischer Fokus gelegt, wenn es darum geht, in der überbetrieblichen Lehre die geschlechtsspezifische Berufswahl aufzubrechen. Es gibt ein eigenes Spacelab, eine eigene Produktionsschule für Mädchen, wo sich der WAFF auch ganz aktiv einbringt.

 

Mädchen, Jugendliche: Ja, Herr Ornig - er ist ja gar nicht mehr da -, über die Lehre müssen wir reden. Warum ziehen sich Betriebe bei der Ausbildung immer mehr zurück und rufen gleichzeitig nach Fachkräften? Das ist ein ganz spannendes Thema. Es würde jetzt den Rahmen sprengen, darüber wirklich ausführlich zu diskutieren, aber vielleicht können wir das einmal an anderer Stelle tun, denn so einfach ist die Sache nicht. Da müssen wir auch die ganze Bildungslandschaft und Ausbildungslandschaft in Wien mit einbeziehen, und da kann man ein anderes Bundesland eigentlich nur schwer mit Wien vergleichen. Ja, die Lehre ist ein Thema. Ich war vor Kurzem bei einer Tagung, die der WAFF im Rahmen der Ausbildungsgarantie für Jugendliche mitveranstaltet hat. Expertinnen und Experten setzen sich jährlich zusammen, um genau die Situation für Jugendliche zu besprechen, weil sie zum Teil tatsächlich in einer sehr schwierigen Situation sind, wenn sie den Berufseinstieg schaffen wollen, aber von Unternehmen eigentlich nur Ablehnung und Absagen bekommen. Dort war ganz berührend, zu sehen, wie Jugendliche selbst ihre Situation erleben. Sie haben das dort im Rahmen eines Schauspiels geschildert und haben zum Ausdruck gebracht, dass sie zum Beispiel nicht als NEETs bezeichnet werden wollen, dass sie ganz normal eine Lehre machen und eine Lehrstelle haben wollen. Das ist so eindeutig gewesen und soll uns wirklich Motivation sein, hier verstärkt tätig und noch aktiver zu werden.

 

Neben der Unterstützung von Frauen ist der WAFF natürlich auch ganz stark - ich habe es schon gesagt - in der Unterstützung von Jugendlichen: Es gibt das Jugendcollege, die überbetriebliche Lehre ist ein ganz großer Themenblock, ebenso auch die muttersprachliche Erstberatung beziehungsweise muttersprachliche Unterstützung für Zugewanderte, denn der Grundsatz Integration ab Tag 1 gilt auch im WAFF, und dort gibt es selbstverständlich auch ein sehr gutes Angebot.

 

Was im kommenden Jahr noch ein Schwerpunkt sein wird und was wir fortsetzen werden, sind die 1.000 Arbeitsplätze durch die Joboffensive 50plus und die Digitalisierungsoffensive. Wir werden den Qualifikationsplan Wien 2020 weiter unterstützen und auch schauen, dass die Ausbildung „on the job“, beispielsweise in Pflegeberufen oder auch neu in IT-Berufen, vorangetrieben wird. Auch da sind 1.500 neue Ausbildungsplätze festgelegt. Das Besondere an dieser arbeitsplatznahen Qualifizierung ist, dass es neben einer abgeschlossenen Berufsausbildung dann auch gleich einen fixen Job gibt. Es ist also ein tolles Angebot, das der WAFF da liefert.

 

Abschließend möchte ich sagen, dass es auch in Zeiten wie diesen natürlich unserer Solidarität den Menschen gegenüber braucht, die von diesen Transformationen, von diesen Übergängen, von diesen Unsicherheiten und prekären Lagen betroffen sind, und dass wir als rot-grünes Wien - ich denke, ich kann da in unser beider Namen sprechen - den Betroffenen unsere Unterstützung weiter zukommen lassen werden. Wir GRÜNEN stehen für aktive Arbeitsmarktpolitik, wir stehen für gute Jobs, wir stehen für gute Einkommen, wir stehen für eine Weiterbildung, wir stehen für ein Weiterbildungsrecht, ehrlich gesagt, und dafür braucht es auch darüber hinaus noch Modelle, durch die Vereinbarkeit mit dem Beruf - jenseits von Kindergarten, sondern beispielsweise durch kürzere Arbeitszeiten - auch ermöglicht werden kann, aber das ist wieder ein anderes Thema.

 

Heute ist es wichtig, einfach einmal Danke zu sagen, Danke an den WAFF für 25 Jahre tolle Arbeit, Danke dafür, im Kampf gegen Arbeitslosigkeit, im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit, für Weiterbildung, für Ausbildung ein verlässlicher Partner zu sein. Die Subvention für den WAFF ist natürlich mehr als gerechtfertigt und verdient hier Zustimmung. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schütz. Ich erteile es ihr.

 

12.12.53

GRin Angela Schütz (FPÖ)|: Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Vorausschicken möchte ich, dass auch wir Freiheitlichen dem Poststück mit der Dotierung von 30,8 Millionen EUR an den WAFF selbstverständlich zustimmen werden. Ich glaube, dass in dieser Position auch absoluter

 

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