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Gemeinderat, 65. Sitzung vom 28.02.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 66 von 73

 

fehlungen der WHO und nicht mit den Empfehlungen der Schweiz korrelieren.

 

Es gibt in Österreich und in Wien eine deutlich breitere Indikationsbereitschaft. Ich würde jetzt nicht sagen, dass laut österreichischer und Wiener Einschätzung alles, was Augen hat und sich bewegen kann, geimpft werden soll, aber es kommt einem fast schon so vor. Das ist wie dieser Sketch von Niavarani: Wie viel trinken Sie? Acht Liter sind zu wenig. Ich habe da den Eindruck, es ist immer zu wenig, alles, was sich bewegt, soll sich impfen lassen. Das ist wirklich in keiner Konkordanz zu dem, was die Schweizer sagen, in keiner Konkordanz zu dem, was das Robert Koch-Institut und auch, was die WHO sagt. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Sie sollen das nicht als Kritik an der AGES verstehen, wir wollen einfach nur Information haben. Wir wollen die Information haben, warum wir da so empfehlen, und warum die Schweizer, die Deutschen und die WHO anders empfehlen. Wir wollen auch wissen, warum das Robert Koch-Institut differenzierte Impfstoffe ohne Adjuvans, ohne Verstärkungsfaktor empfiehlt. Da erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, dass es meist - nicht immer, aber meist - die Verstärkungsfaktoren sind, die Nebenwirkungen verursachen, nicht das eigentliche Antigen.

 

Das hängt damit zusammen, dass die Impfstoffe aus zwei Teilen bestehen: Der eine Teil ist der eigentliche Impfteil, das eigentliche Antigen, das, ich sage das jetzt salopp, mit einem Verstärker gestreckt wird. Das ist nicht immer gleich. Muss man zum Beispiel im Rahmen einer Pandemie eine sehr große Menge eines Impfstoffs herstellen, wird es ein bisschen mehr gestreckt, ein bisschen weniger Antigen, ein bisschen mehr Verstärker. Dementsprechend verändern sich natürlich auch Wirkung und Nebenwirkung.

 

Weiters weist das Robert Koch-institut darauf hin, dass bei Keimen niedriger Pathogenität überlegt werden kann, Impfstoffe ohne Verstärkungsfaktor, ohne Adjuvans zu geben. Wie gesagt, sehen Sie das nicht als Kritik an der AGES, nicht als Kritik an unserer Impfpolitik, aber wir sind fest überzeugt, dass die Bürgerinnen und Bürger das Recht haben, zu wissen, warum man in Wien eine andere Indikation hat als bei der WHO oder in Deutschland. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Der zweite Punkt ist das Tamiflu. Das ist ein Medikament, das man gegen die Grippe entwickelt hat, das an sich ein sehr gutes Präparat war und sehr viele Erfolge gezeigt hat, das aber - das ist nun einmal bei erfolgreichen, breit eingesetzten antimikrobiellen Medikamenten so - zunehmend Resistenzen zeigt. Das heißt, die Anzahl der Keime, bei denen Tamiflu nicht mehr wirkt, wird immer größer und auch das Keimspektrum hat sich verschoben. Das hat dazu geführt, dass die bekannte Cochrane Collaboration 2014 die Wirksamkeit des Tamiflu schon etwas bezweifelt und die WHO 2017 das Tamiflu in seiner Bedeutung zurückgestuft hat.

 

Auch da möchte ich die Empfehlungen jetzt nicht groß kritisieren, jede Stadtregierung hat das Recht, im Keller Hekatomben an Tamiflu aufzubewahren. Ich meine, das ist Ihre Sache, wenn Sie jetzt überall große Kisten mit Tamiflu haben. Warum nicht, ist ja nichts Schlechtes. Es ist aber halt so: Viele Patienten beziehungsweise Bürgerinnen und Bürger kaufen sich das Tamiflu online - schauen Sie sich im Internet um, überall leuchtet Ihnen entgegen: Tamiflu online, kaufen Sie Tamiflu - und kaufen sich da ein Präparat, das ich jetzt gar nicht kritisieren will, das aber in seiner Wirksamkeit mittlerweile sehr wohl angezweifelt werden darf und das trotz der Anzweiflung natürlich auch sein Geld kostet. Ich finde, da haben wir die Pflicht, die Bürger darauf hinzuweisen, wofür sie ihr Geld ausgeben oder nicht ausgeben.

 

Erfreulicherweise hat sich diesbezüglich bei dem geänderten Pandemieplan schon eine leichte Bedarfsregelung eingestellt. Es wird erfreulicherweise gesagt, dass man, bevor man das selbstgekaufte Tamiflu verwendet, warten soll, welcher Keim überhaupt von Bedeutung ist. Da wird von vornherein gesagt: Möglicherweise wirkt das gar nicht gegen den Keim, der dieses Jahr oder nächstes Jahr von Bedeutung ist, deshalb kann man es weiter aufbewahren, bis es vielleicht irgendwann einmal ein Keimspektrum gibt, gegen das es noch wirkt.

 

Wie gesagt, ich finde das verantwortungsvoll, es ist uns aber zu wenig. Wir hätten gerne eine genaue Information, eine genaue Darstellung, auch zur Frage, ob es überhaupt noch sinnhaft ist, dass Privatpersonen ermuntert werden, ein Medikament zu kaufen, das von der WHO eigentlich schon herabgestuft wurde.

 

Der letzte Punkt der Information - ich werde das jetzt raffen, ich habe es schon zuvor angeführt -, sind die Masken. Das sind immer wiederkehrende Fragen: Welche Masken soll ich nehmen? Wirken Masken? Soll ich sie nicht nehmen, soll ich sie nehmen? Was ist das komische Knopferl auf der Maske, brauche ich das? Es ist nur so: Die für uns gebräuchlichen chirurgischen Masken, dieses Papier-Gaze-Geflecht, das seitlich offen ist, damit Luft, aber leider auch Bioaerosole in den Atemstrom kommen können, würden wir nicht empfehlen. Das empfiehlt, glaube ich, niemand. Das ist nur in bestimmten Extremsituationen - wenn man mit sehr viel ausgehustetem Schleim oder Sekret benetzt werden kann - ein gewisser Schutz.

 

Wichtig sind die Masken, die wirklich hautnah am Gesicht anliegen. Da gibt es Masken nach der europäischen Norm, nach der amerikanischen Norm. Ich sage es nur ganz kurz, ich habe es schon gesagt, das sind nach der amerikanischen Norm die N95. Sie können, wenn Sie wollen … (GR Christian Oxonitsch: ... schon gehört!) Ja, schauen Sie, ich weiß, es ist schwierig, wenn man längere Zeit im Beruf ist, da kann man schon ein bisschen die Usancen verlieren.

 

Es geht auch ums Protokoll. Sie wissen, es gibt ein Protokoll. Sie schauen es sich vielleicht nicht an, aber im Protokoll steht genau der Inhalt zur entsprechenden Tagesordnung, und deshalb ist es notwendig. Deshalb sage ich das für das Protokoll. Sie können ja weghören, aber … (GR Christian Oxonitsch: Sie arbeiten für das Protokoll?) Ja auch, ich arbeite für die Ordnung, das ist etwas Neues. Jedenfalls gibt es Masken. Leider werden im Wiener Pandemieplan vor allem die der europäische Norm angegeben, es gibt aber auch die der amerikani

 

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