Gemeinderat, 66. Sitzung vom 26.03.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 33
Es wurde heute schon mehrfach angesprochen, dass wir uns in einer ganz besonderen Situation befinden, in einer Herausforderung, die es in diesem Ausmaß wahrscheinlich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben hat. Es hat in dieser Zeit, in den letzten Jahrzehnten, viele Krisen gegeben. Diese ist aber doch eine, die alle Lebensbereiche umfasst, nämlich den Arbeitsmarkt, den Gesundheitsbereich, die Wirtschaft, das Freizeitverhalten, das Zusammenleben der Menschen. Und trotzdem bemerken wir gerade in diesen Tagen, dass unsere Stadt funktioniert, dass sie deshalb funktioniert, weil die politischen, demokratischen Einrichtungen funktionieren, weil aber die Stadt insgesamt funktioniert, die Verwaltung funktioniert und das Miteinander der Menschen in unserer Stadt gut funktioniert.
Wir können uns darauf verlassen, dass alle Leistungen, die notwendig sind, auch erbracht werden. Wenn wir den Wasserhahn aufdrehen und es kommt sauberes, bestes, weltweit bestes Wasser heraus, die Stromversorgung funktioniert und die Abfallentsorgung funktioniert, die Verkehrsmittel fahren, dann ist das ein Zeichen dafür, dass sich hier viele Menschen in unserer Stadt, auch wenn es ein Bedrohungsfeld gibt, trotzdem zu ihren Jobs, zu ihren Berufen bewegen, und diese auch aufrechterhalten.
Ich darf sagen, dass wir in der Stadt sofort am Tag 1 Maßnahmen ergriffen haben, um mit dieser schwierigen Situation umzugehen, dass wir mit großer Dankbarkeit den Beschäftigten unserer Stadt gegenüberstehen, die trotz dieses Gefahrenpotenzials ihre Funktionen ausüben. Wir haben eine starke Reduktion bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, die werden in etwa zu 15 Prozent benützt, wenn man den Vergleich vor der Krise heranzieht. Wir haben versucht, auch die Bim- und Busfahrer zu schützen. Die erste Tür bleibt geschlossen, sie sind auch besonders abgezirkelt durch Abgrenzungen. Wir machen regelmäßig Durchsagen, dass sich auch die Benutzerinnen und Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel an den Sicherheitsvorkehrungen orientieren. Trotzdem ist es so, dass natürlich Menschen Ängste haben und wir gemeinsam auch versuchen müssen, alle Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten, aber in dieser ganz schwierigen Situation auch Ängste zu nehmen.
Das gilt natürlich ganz besonders auch für das Personal im Gesundheitswesen, in Spitälern, in den Krankenhäusern, die Unmenschliches, Übermenschliches leisten, gerade in den letzten Tagen. Wenn ich daran denke, dass manche von ihnen zehn oder zwölf Stunden mit Atemschutzmasken tätig sind, um anderen Menschen zu helfen, dann ist das ein sichtbares Zeichen dafür, wie hoch die Einsatzbereitschaft dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist, denen man nicht oft genug und intensiv genug Dank aussprechen kann. Das möchte ich auch von dieser Stelle ganz besonders tun.
Wir sehen neben den vielen Einrichtungen der Stadt, die gut organisiert sind auch gut funktionieren, dass es eine hohe Bereitschaft der Menschen gibt, zu helfen, sich zu erkundigen, ob Nachbarinnen und Nachbarn Sorgen haben, Probleme haben, versorgt zu werden, sich als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer anbieten. Wir haben deshalb auch eine Plattform in der Stadt Wien eingerichtet, auf der sich Ehrenamtliche melden können. Ich freue mich sehr, dass die Bereitschaft eine sehr hohe ist. Und wenn man manchmal - wie ich meine - ungerechtfertigterweise über junge Menschen herzieht: Es freut mich besonders, dass viele Junge sich auch zur Verfügung stellen, um der älteren Generation zur Seite zu stehen. Also gerade dieses Miteinander, auch über die Generationsgrenzen hinweg, ist in dieser Krisensituation etwas besonders Wichtiges und Schönes.
Dennoch sind natürlich alle Bereiche unserer Stadt stark gefordert, natürlich auch ganz stark der Gesundheitsbereich. Ich habe mir gerade die aktuellen Zahlen ausgehoben. Wir haben derzeit in Wien 776 bestätigte Infektionsfälle, 14 Todesfälle, es sind 99 Menschen im Spital, 12 davon auf der Intensivstation. Die positive Nachricht ist aber: Es sind auch 22 Menschen wieder genesen und haben sich von diesem Virus erholt. Ich denke, dass wir in unserer Stadt sehr schnell Maßnahmen ergriffen haben, als bekannt wurde, dass es erste Verdachtsfälle in Österreich gibt - das war Ende Jänner -, die damals nicht bestätigt wurden. Wir haben aber trotzdem sofort reagiert.
Am 27. Jänner wurde auf meine Anregung hin ein medizinischer Krisenstab eingerichtet, in dem alle Einrichtungen des Gesundheitswesens auch mit den Blaulichtorganisationen zusammenarbeiten. Es ist vom ersten Tag an auch darum gegangen, den vorliegenden Wiener Pandemieplan zu adaptieren, den neuen Herausforderungen anzupassen und Maßnahmen zu treffen, die sicherstellen, dass die Bevölkerung transparent, fachlich fundiert informiert wird, und wir alle Schritte setzen, dass auch die entsprechenden Rahmenbedingungen gebildet werden, dass die Bevölkerung sicher ist.
Wir haben bereits Ende Jänner eine Homepage eingerichtet. Unter „wien.gv.at/coronavirus“ war es möglich, dass die Wiener Bevölkerung sich sehr transparent, sehr unmittelbar über alle Schritte, die das Gesundheitswesen in Wien setzt, informieren kann.
Und auch in den Spitälern wurden entsprechende Vorbereitungen im Umgang mit Coronavirus-Erkrankten getroffen. Es sind auch die Materialbestände aufgestockt worden und die Materiallager aufgefüllt worden. Dennoch ist klar, dass ab dem Zeitpunkt, zu dem auch international bekannt wurde, dass sich dieses Virus stark verbreiten wird, die internationalen Märkte betreffend dieses Gesundheitsmaterial natürlich auch sofort ausgeschöpft waren. Wir haben deshalb von Beginn an auch stark darauf gedrängt, auch als Bundesland Wien, dass wir gemeinsam auf Bundesebene - Bundesregierung, Bundesländer - die Bestände am internationalen Markt beschaffen und dass sichergestellt ist, dass alle Bundesländer entsprechend ihrer Größe Bestände bekommen.
Selbstverständlich haben wir uns in Wien auch Anfang Februar federführend damit beschäftigt, Österreicherinnen und Österreicher heimzuholen, also Menschen, die in anderen Ländern entweder dienstlich oder auf Urlaub unterwegs waren. Wir haben die ersten aus den chinesischen Provinzen, auch wenn sie nicht aus
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