Gemeinderat, 66. Sitzung vom 26.03.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 33
Wien stammten, versorgt und dann in ihre Heimatbundesländer weitergereicht.
Parallel dazu haben wir die Gesundheits-Hotline 1450 als zentrale Anlaufstelle für gesundheitliche Probleme für die Wiener Bevölkerung geschaffen. Man muss sagen, es hat sich natürlich die Anzahl der Anrufe im Laufe dieser Krankheit dramatisch erhöht. Wir haben am Beginn 800 Anrufe pro Tag gehabt, vor einigen Tagen, am Höhepunkt, mehr als 21.000 Anrufe pro Tag. Am Beginn waren 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, heute sind es 300, im Regelfall sind 70 von ihnen gleichzeitig im Dienst.
Die Stadt Wien hat in Abstimmung mit der Ärztekammer auch das Personal aufgestockt. Man muss sich vorstellen, das müssen Personen sein, die eine entsprechende medizinische Vorkenntnis haben und auch mit dem Ablauf des Computerprogrammes vertraut sind, man fragt da ja ganz streng alle Symptome ab. Es ist uns natürlich auch bekannt, dass es durch die Spitzen, durch die zahlreichen Anrufe zu Wartezeiten gekommen ist, aber trotzdem gehe ich davon aus, dass in den allermeisten Fällen sehr unmittelbar geholfen werden konnte.
Ende Februar, am 27.2. wurde der erste positive Fall in Wien identifiziert. Es war, wie oft, auch eine Person mit schweren Vorerkrankungen. Das ist etwas, was uns besonders Sorge bereitet, dass nicht automatisch die ältere Generation betroffen ist, sondern sehr oft ältere Menschen mit Vorerkrankungen, die zu den besonders kritischen Zielgruppen gehören, um die wir uns aber auch besonders kümmern wollen.
Eine Zusammenarbeit möchte ich hier besonders erwähnen und loben, das ist die Zusammenarbeit mit der Wiener Ärztekammer, weil es gelungen ist, bereits einen Tag nach der Feststellung des ersten Infizierten mit dem Ärztefunkdienst ein mobiles Homesampling zu erstellen. Das heißt, jene Menschen, die das Gefühl gehabt haben, dass sie sich mit dem Virus infiziert haben, sollten nicht ins Krankenhaus, nicht ins Spital gehen, da unsere Sorge war, dass die sehr kritische Infrastruktur im Gesundheitswesen dadurch besonders in Mitleidenschaft gezogen wird. Wir haben angeboten, dass der Ärztefunkdienst zu den Menschen nach Hause kommt.
Es waren gleichzeitig 22 Funkwägen unterwegs, mit denen ausgebildete Ärztinnen und Ärzte direkt zu den Menschen nach Hause gekommen sind und die Verdachtsfälle zu Hause getestet und überprüft haben.
Gleichzeitig war es uns in der Stadt Wien wichtig, dass wir die Kapazitäten erhöhen, die Kapazitäten für jene Menschen, die leicht an diesem Virus erkranken. Warum? - Weil unsere Sorge ist, international, dass es zu einem sogenannten Peak, zu einem Höhepunkt kommt, wo besonders viele Menschen schwer erkranken und dadurch die Kapazitäten in den Spitälern voll ausgeschöpft werden. Das ist in manchen Ländern der Fall gewesen, kurzfristig in China, länger in Italien, es zeigt sich mittlerweile auch in anderen Ländern. Ich denke, dass wir in Wien Vorsorge getroffen haben, dass viele der leicht Erkrankten in andere Betreuungseinrichtungen kommen, damit wir die Betten in den Spitälern und Krankenhäusern ausschließlich für die Schwersterkrankten zur Verfügung stellen können. Deshalb wurde am 1. März bereits im Geriatriezentrum Am Wienerwald ein Pavillon zur Verfügung gestellt, der für leicht Erkrankte oder Erkrankte mit mildem Verlauf vorgesehen worden ist.
Von daher war es wichtig, dass wir gleichzeitig auch ein Besuchsverbot für die Wiener Spitäler erlassen haben - auch das aus Sorge heraus, dass Menschen, die gut meinend ihre Familienangehörigen besuchen, das Virus in die Krankenhäuser einschleppen und Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger oder auch andere Patienten anstecken. Von daher sind Schleusen gebildet worden - geteilte Schleusen: auf der einen Seite für Beschäftigte, auf der anderen Seite für Patienten -, damit der Zugang in den Krankenhäusern stark reglementiert wird.
Das gilt im Übrigen auch für die Pensionisten-Wohnhäuser, weil dort natürlich konzentriert eine Zielgruppe lebt, die zu den besonders Betroffenen gehört. Ich verstehe, dass manche Angehörige mit dieser Entscheidung hadern und, wie ich heute in einer Zeitung gelesen habe, sich ein sehr prominenter Rechtsanwalt dagegen ausspricht, aber es dient zum Schutz auch seiner Mutter und dient dem Schutz der älteren Menschen, die in den Pflegeheimen, in den Pensionisten-Wohnhäusern leben. Von daher ist es uns wichtig, wie bei allen anderen Maßnahmen, dass wir vor allem die Gesundheit in den Vordergrund rücken.
Wir haben uns dann gedacht, wir müssen den übernächsten Schritt andenken, auch in der Versorgung der leicht infizierten Patientinnen und Patienten, und haben in der Messe Wien - und da danke ich auch den Verantwortlichen in der Messe Wien, denn das war keine leichte Entscheidung, auch nicht aus kommerziellen Überlegungen, aber eine richtige Entscheidung - als Stadt Wien, unterstützt von vielen Blaulicht- und Hilfsorganisationen, von denen ich „Die Helfer Wiens“ und den „K-Kreis“ ganz besonders herausstreichen darf, im ersten Schritt 880 Betten eingerichtet, und zwar nicht so spartanisch, wie wir das aus anderen Ländern kennen, sondern auch mit einer zumindest eingeschränkten Möglichkeit, sich Persönlichkeit zu bewahren, in Zweierkojen, wobei trotzdem sichergestellt ist, dass alle Patientinnen und Patienten, die dort untergebracht werden, medizinisch und pflegerisch sehr, sehr gut betreut werden können.
Es gibt eine starke Forderung, mehr zu testen. Ich habe das auch vorgestern den Medien entnommen: Testen, testen, testen!, das sei ganz wichtig. - Ja, dazu stehen wir auch in Wien. Wir haben die Kapazitäten deutlich angehoben, auf 1.800 pro Tag, 600 allein im medizinischen Bereich, im Bereich der Krankenhäuser, Spitäler, der Ärztinnen und Ärzte. Aber ich muss die Einschränkung machen: Es wird davon abhängig sein, ob es möglich ist, das notwendige Material auch zu bekommen, das heißt, die Test-Kits und die Reagenzien, all das, was notwendig ist, um die Tests auch durchzuführen. Was den Flaschenhals betrifft, der vorher bestanden hat, nämlich dass man diese Tests auch auswertet, so ist es uns gelungen, mit den Möglichkeiten der Spitäler, des Krankenanstaltenverbundes, aber auch mit privaten
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