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Gemeinderat, 71. Sitzung vom 30.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 17 von 110

 

gesundheitlicher Maßnahmen, aber auch, um vergleichen zu können, wie es um die Gesundheit unserer jungen Mädchen im Vergleich mit den jungen Burschen steht. Diese Zahlen, Daten und Fakten wären sehr, sehr wichtig, und man bräuchte sie, um zu wissen, welche präventiven Maßnahmen notwendig sind, um die Frauengesundheit zu stärken und um bei Projekten zielgenau nachzubessern.

 

Wir müssen die Frauenpolitik tatsächlich als Querschnittsmaterie aller Themen und Lebensbereiche sehen. Es gilt auch, die verschiedenen Lebensrealitäten zu berücksichtigen, vom Armutsrisiko über die Gehaltsunterschiede bis zu den noch nicht abschätzbaren möglichen gesundheitlichen Nachwirkungen der Corona-Krise.

 

Ich habe mir jetzt abschließend noch ein symptomatisches Beispiel herausgesucht für die Art und Weise, wie Wien derzeit mit den Problemen der Zuwanderung und der verfehlten Integration umgeht. Wien hat ganz eigene Lösungen, um offenkundige Missstände zu bewältigen. Und zwar geht es da um die Umgestaltung von öffentlichen Parkanlagen. Das ist ein Projekt, das schon vor über 20 Jahren entstanden ist, um Mädchen und Frauen in öffentlichen Parkanlagen, im öffentlichen Bereich mehr Sicherheit zu geben. Ziel war es beispielsweise, Lichtkonzepte zu entwickeln oder die Bepflanzungen so zu gestalten, dass es keine dunklen Ecken und Stellen mehr gibt, also so, dass zumindest die subjektive Sicherheit gegeben ist, man kann ja niemand völlig beschützen.

 

Ich finde, das ist grundsätzlich im Großen und Ganzen ein sehr guter Ansatz, aber neuerdings - und das muss ich schon erwähnen und das ist eigentlich jenseits des medialen Interesses passiert - gibt es jetzt auch in Parks sogenannte Mädchenzeiten. Das Ganze ist über den Verein Kiddy & Co passiert, die Parkbetreuung in zwei Wiener Parks machen. Das heißt nichts anderes als eine Geschlechtertrennung für definierte Zeiten. Da haben die Mädels ein, zwei, drei Stunden für sich, da dürfen dann keine Burschen hin.

 

Meine Damen und Herren, das möchte ich jetzt schon festhalten, das ist genau das, was ich vorhin gemeint habe mit dem, dass sich mittlerweile die Gegebenheiten und Maßnahmen an die sich verändernde Gesellschaft anpassen. Es kann doch bitte nicht sein, dass wir hier in Wien Mädchen und Burschen separieren. Das ist ganz bestimmt nicht unser Ansatz, der lautet nämlich: ein Miteinander von Männern und Frauen auf Augenhöhe. Das heißt, es wäre hier eigentlich ein Ansatz auch von Ihnen, von den Verantwortlichen in dieser Stadt, zu erwarten, dass genau dieser Ansatz propagiert wird, aber nicht ein Kniefall vor gesellschaftlichen Modellen, die bei uns längst Vergangenheit sind.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Karner-Kremser. Ich erteile es ihr.

 

10.40.31

GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Hohes Haus!

 

Der Parlamentarismus hat es in seiner Natur, dass man verschiedener Meinung ist, das ist auch in Ordnung so. Ich frage mich bei der Kollegin Schmidt oder bei der Freiheitlichen Fraktion, warum sie, wenn sie, wie sie sagen, besorgt sind wegen der kleinteiligen Projekte, die es zur Integration von Frauen in Wien gibt, vorgeschlagen seitens der Magistratsabteilung 57, denen nicht zugestimmt haben, nämlich keiner einzigen dieser Maßnahmen. (Zwischenruf.) - O ja, zu sagen, es bringt nichts oder es bringt … (Zwischenruf.) - Na ja, erklärt hat sie es nicht, sie hat es festgestellt. Mit schöner Lesestimme, wie ich finde, hat sie vorgelesen, was sie meint. Wir sehen das nicht so, aber das ist eben so im Bereich des Parlamentarismus. Umso mehr freut es mich, dass Frau Emmerling auch lobende Worte gefunden hat für die Dinge, die die Frauenpolitik in dieser Stadt zu erbringen hat. (Zwischenruf.)

 

Ja, das ist so, und ich gebe Frau Emmerling auch recht, dass es jetzt in der Zeit, in der wir in den Corona-Nachwehen sind, in der es heiß wird, in der die Kinder zu Hause sind, weil die Schulen Schluss machen, die Bäder voll sind und die Ordnungshüter unterwegs sind und uns immer darauf aufmerksam machen, dass der Babyelefant zwischen uns sein soll, zu Reibungspotenzial kommen kann und kommen wird und dass wir sehr sorgsam damit umgehen müssen. Deswegen bin ich nicht der Meinung zum Beispiel der Freiheitlichen, die sagen, wir müssen mehr oder weniger paramilitärische Einheiten in den Gemeindebau schicken, die dafür sorgen, dass die Menschen abgestraft werden. Ganz im Gegenteil, ich bin dafür, dass wir all diese breiten Möglichkeiten, die die Stadt Wien im Wohnungsressort geschaffen hat, um deeskalierend überall dort zu wirken, wo es Probleme gibt oder wo sich Konflikte anbahnen, nützen. Das hat uns auch zu sehr, sehr großen Erfolgen geführt. Es kann nicht immer helfen, aber zu einem ganz, ganz großen Prozentsatz wirken diese Deeskalationsmaßnahmen und führen zu einem guten Miteinander.

 

Das führt mich auch gleich zu Herrn Ulm, der gemeint hat, oder der sich darüber mokiert hat, dass auch jemand, der gut verdient, im Gemeindebau wohnt und wie denn das sein kann. Wir stehen zu einer sozialen Durchmischung auch im Gemeindebau, weil wir der Ansicht sind, dass das den sozialen Frieden in Wien zu einem großen Ausmaß eben ausmacht. Das ist anders als in manchen deutschen Fernsehsendungen, die zeigen, wie denn manche Menschen im Plattenbau und von Hartz IV leben und dort auch zusammengepfercht untergebracht sind und sehr kompakt wohnen, und man sich dann darüber wundert, dass es dort eben zu Konfliktsituationen kommt. Diesen Weg gehen wir nicht in Wien. Wir sagen in Wien, die soziale Durchmischung ist notwendig, und wir sagen, in Wien kann man nicht an der Wohnadresse erkennen, was jemand zum Beruf hat und wie viel er verdient, und darauf sind wir stolz.

 

Außerdem haben wir sehr viele Schienen in Wien, die Wohnen für viele Möglichkeiten offen macht, nämlich für diejenigen, die unter prekären Situationen sind - einerseits die Wohnungskommission. Wir haben es geschafft, mit dem 50-Prozentanteil an Smart-Wohnungen bis zu 10.000 Wohnungen auf den Weg zu bringen beziehungsweise fertigzustellen, wo der Eigenmittelanteil 60 EUR/m² ist und die Miete mit 7,50 EUR limitiert ist.

 

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