Gemeinderat, 74. Sitzung vom 24.09.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 101
Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ich kann Ihnen zu diesem Thema ein hervorragendes Buch empfehlen, das Christian Gantner geschrieben hat. Es heißt „Vom Bach zum Bachkanal“. Wenn Sie dieses Buch studieren - es enthält auch viele Pläne -, dann werden Sie sehen, dass es diese Bäche nicht mehr gibt. Das waren einmal Bäche, aber diese existieren nicht mehr, es sind mittlerweile Kanäle, die auch in Kanalrohren verbaut sind. Also diese Idee klingt nett, aber hält sozusagen einer faktischen Prüfung nicht stand. Ich kann Sie nur einladen, sich das einmal genauer anzusehen.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar, bitte.
GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Das Thema Renaturierung beschäftigt uns ja vielerorts, und ich möchte jetzt auf den Wienfluss näher eingehen. Der Wienfluss wurde ja 2014 zu einem Teil auf Höhe Hütteldorf, Station Hütteldorf schon renaturiert. Heute ist in der Tageszeitung „Heute“ auch zu lesen, dass es auf Seiten Ihrer Fraktion Pläne gäbe, dort - beziehungsweise nicht dort, aber im Verlauf des Wienflusses, er ist ja sehr lang - Schwimmmöglichkeiten zu gestalten.
Gibt es aktuelle Pläne auch von Ihnen selber, wie der Wienfluss künftig gestaltet beziehungsweise auch renaturiert wird?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Nein, es gibt keine aktuellen Pläne. Wir haben ja außerhalb der Kennedybrücke, stadtauswärts - auch deswegen, weil das Wienflussbett dort mehr Platz hat -, mit einem Radweg und einer sozusagen zumindest teilweise naturnaheren Gestaltung begonnen. Es gibt dann Abschnitte, wo das renaturiert ist. Darüber hinaus gibt es keine Pläne, weil wir beim Wienfluss immer das Problem haben, dass das vor allem ein Hochwasserabflussgebiet ist. Beim Wienfluss ist es wirklich so, dass in eineinhalb Stunden, ausgehend von einem kleinen Rinnsal, sozusagen das gesamte Wienflussbecken innerstädtisch komplett aufgefüllt werden kann. Es wird dann auch alles davongespült, und es ist dort auch nicht so einfach, dieses Wienflussbett zu betreten, weil es dort keine Fluchtmöglichkeiten gibt. Wir haben ja ab der Kennedy-Brücke sozusagen historisch gesehen das Glück, dass es dort viele Stiegen und Rampenanlagen gibt, wo man das verlassen kann. Und als ich als Stadträtin angefangen habe, habe ich sehr, sehr lange und intensive Diskussionen mit vielen Experten führen müssen, um dort eine Nutzung überhaupt zu ermöglichen, weil die Experten bis damals der Meinung waren, man kann den Wienfluss überhaupt nicht betreten, weil es zu gefährlich ist, weil es eben so schnell zu einer Erhöhung des Wasserstandes kommen kann. Das ist innerstädtisch sozusagen noch viel relevanter, weil es eben sehr eng ist und man nirgends herauskommt. Aus diesem Grund haben wir da nie über Nutzungen nachdenken können, weil es da von den Experten wirklich ein massives Veto gegeben hat.
Aber ich glaube, was die Kolleginnen und Kollegen aus dem 5. Bezirk meinen, ist ja, ähnlich wie mit den Wientalterrassen, das ganze Gebiet noch erlebbarer zu machen. Es muss nicht unbedingt sein, dass man da jetzt sozusagen hinuntergeht und im Fluss etwas macht, sondern dass man sich generell diese hart verbaute Kante ansieht und schaut, wie man das für die Bewohner noch ein bisschen zugänglicher und nutzbarer machen kann.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Roman Schmid, bitte.
GR Roman Schmid (FPÖ): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Das Projekt der Renaturierung des Liesingbaches ist wirklich ein durchaus erfolgreiches, nicht nur aus Sicht der Bevölkerung, sondern auch für die Tier- und Pflanzenwelt. Deshalb wird das Projekt auch von der Bevölkerung sehr gut angenommen.
Es hat aber in der Vergangenheit durchaus auch Kritik von Anrainern gegeben. Es hat zwischen dem Bereich Ambrossteg und Kaiser-Franz-Josef-Straße Vorfälle gegeben, dass manche Abschnitte, nachdem die Arbeiten eigentlich fertiggestellt waren, nochmals abgetragen wurden und neu modelliert werden mussten. Es haben mir auch Mitarbeiter der MA 45 bestätigt, dass es da zu Fehlern gekommen ist.
Dann hat es auch Anrainerproteste im Zusammenhang mit dem Renaturierungsabschnitt bei der Gütenbachmündung gegeben. Damals wurden sehr alte Bäume gefällt, das Bachbett in ein sehr enges Betonkorsett gezwungen. Das Ganze ist auch nicht schön, hat 860.000 EUR gekostet, und die Anrainer wurden auch nicht rechtzeitig informiert. Die „Presse“ hat damals getitelt: „Renaturierung in Liesing: Der Potemkin‘sche Bach.“ Ich habe es damals aber von einem Vertreter der MA 45 sehr anständig gefunden, dass er hier durchaus selbstkritisch auch Fehler eingestanden hat, die in der Planung, in der Durchführung passiert sind.
Frau Stadträtin! Welche Möglichkeiten können und werden Sie ergreifen, damit es bei den weiteren Renaturierungsarbeiten zu einer besseren Information der Bevölkerung kommt und nach Möglichkeit solche Fehler vermieden werden können oder die Arbeiten effizienter gestaltet werden können?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Schauen Sie, wir haben natürlich immer das Thema, dass wir mit Auftragsfirmen arbeiten, wir müssen hier eine Vergabe machen. Glücklicherweise ist es aber trotzdem so, dass wir für die Aufträge, die wir vergeben, auch Gewährleistungen haben. Das heißt, wo Fehler passiert sind, können wir von Seiten der Stadt natürlich von den Firmen verlangen, dass das richtiggestellt wird.
Dass das in der Öffentlichkeit keinen guten Eindruck macht, ist mir sozusagen völlig klar, aber ich glaube, dass sich seit der ersten Renaturierung, die ja sicher schon 14, 15, 16 Jahre zurückliegt - denn ich glaube, die ist noch unter meiner Vorgängerin begonnen worden, womit sie dann eher schon 17, 18 Jahre zurückliegt -,
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