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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 7 von 127

 

Ich möchte da auf eine wirklich beeindruckende neue Sache hinweisen - schon bei der Errichtung der Seestadt Nord ist das erstmals im großen Stil verwendet worden -: ein völlig neues System, um Bäume für die Folgen des Klimawandels fit zu machen. Bei dem von den Wiener Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtnern gemeinsam mit vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten weiterentwickelten System handelt es sich um das sogenannte Schwammstadtprinzip, das sicherstellen soll, dass Bäume auch bei großer Hitze - und das ist schlicht und einfach die Gegebenheit in unserer Stadt, und es wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch viel schlimmer sein - und auch bei langer Trockenheit ausreichend mit Wasser versorgt werden.

 

Was ist das genau? - Im Wesentlichen gibt es uns eine effektive Möglichkeit, Bäumen an einem städtischen Standort - also einem Standort wie jenen, die vorhin auch Kollege Mantl erwähnt hat - trotzdem ein nachhaltiges Überleben zu erleichtern, indem sichergestellt wird, dass genug Wurzelraum unter der Straße - also unter den Fahrbahnen, unter den Parkplätzen, Gehwegen, et cetera - vorhanden ist, dieser Wurzelraum erweitert wird. Das Schwammstadtprinzip schafft damit mehr Platz für Wasser, für Luft für die Baumwurzeln. Im Wesentlichen ist dieser Platz ein Schotterkörper, der genug Freiraum zwischen diesem Schotterkörper eben für die Bewässerung und für den Wurzelraum lässt, und dieser lockere Schotterkörper trägt trotzdem die Fahrbahn, und das anfallende Oberflächenwasser wird dann durch weitere Absetzbecken, et cetera in diesen Absetzbecken gefiltert und dann in einen Schwammkörper in diesem Schotterkörper eingeleitet. Damit ist sichergestellt, dass das Regenwasser gespeichert wird, zurückgehalten wird, den Bäumen zur Verfügung steht, dass die Wurzeln genug Raum haben. Und was mich besonders stolz macht - neben der Tatsache, dass wir in Wien, unsere Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner gemeinsam mit Wissenschaftlern, das entwickelt haben -: Es ist auch so, dass wir ein völlig neues Baumsubstrat einsetzen, das aus organischen und mineralischen Substanzen besteht und diese Wasserspeicherfähigkeit und Durchlüftung weiter garantiert. Es entsteht bei uns - die Materialien dafür kommen alle aus Wien und der näheren Umgebung -, und es wird von den Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtnern selbst hergestellt. Dieses Wiener Baumsubstrat ist Innovation Made in Vienna, wir können stolz sein. Es ist im Übrigen in der Zwischenzeit auch patentiert, also unsere Wiener Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner haben ein Patent dafür erteilt bekommen.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Die 4. Zusatzfrage wird von der FPÖ gestellt und kommt von GRin Matiasek. Bitte.

 

9.14.45

GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Zu den Gefahren - Sie haben einige aufgezählt - für die Stadtbäume gehört natürlich auch die Salzstreuung. Jetzt ist es so, dass es dabei ja im Prinzip einen Abstand von 10 m zu den Grünstreifen, die ja meist auch mit Bäumen besetzt sind, geben muss, das wird aber nicht immer eingehalten. Es gibt immer mehr Menschen in Wien, die sich um den Grünraum Sorgen machen, unter anderem die Initiative Stadtbäume, auf deren Anregung hin eine Beprobung von Grünstreifen vorgenommen wurde, in deren unmittelbarer Nähe Streusalz aufgebracht wurde.

 

Jetzt hat die MA 42 verweigert, den Initiatoren dieser Beprobung das Ergebnis mitzuteilen. Wie sehen Sie das, Herr Stadtrat?

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Also grundsätzlich ist es ja so, dass wir gesetzlich verpflichtet sind - das ist auch richtig und wichtig und für die Sicherheit der BürgerInnen notwendig -, für die Schneeräumung und auch für die Eisentfernung und -prävention zu sorgen. Aber es gibt auch gesetzliche Rahmenbedingungen, die eindeutig sicherstellen sollen, dass eben unsere Bäume, aber auch Tiere, et cetera bestmöglich geschützt werden - und das von Ihnen erwähnte Prinzip, innerhalb eines Abstandes von 10 m von unversiegelten Flächen nicht zu streuen, ist eines davon.

 

Heuer war es so, dass wir auf Grund des kalten Winters, verbunden mit sehr trockenen Bedingungen, wirklich mit eigenen Augen sehen konnten, dass sich einzelne private Hausbesitzer, et cetera nicht daran gehalten haben, und ich möchte schon sagen, dass ich dafür kein Verständnis habe. Es gibt dafür klare gesetzliche Rahmenbedingungen, es gibt auch Strafen. Wir werden uns das ganz genau anschauen und werden uns gemeinsam überlegen, was wir in den nächsten Jahren tun können, um das noch stärker zu forcieren.

 

Dieses gemeinsame Überlegen ist der springende Punkt. Es ist jetzt warm, aber es ist noch nicht lang warm. Wir werden, wenn sicher ist, dass sozusagen die Kältesaison vorbei ist, mit allen Stakeholdern - MA 42, MA 22, MA 58, die in diesem Zusammenhang Strafen ausspricht, aber natürlich auch Partnerinnen und Partnern in der Zivilgesellschaft - sozusagen diese Saison Revue passieren lassen und überlegen, wo wir, was Kommunikationsarbeit, Aufmerksamkeitsarbeit, aber möglicherweise auch, was die Strafen betrifft, nachschärfen müssen.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Die 5. Zusatzfrage kommt von GRin Mag. Pipal-Leixner von den NEOS.

 

9.17.19

GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Die Pflanzung von Bäumen ist ja nur ein Teil der Grünraumoffensive. Was haben Sie in den nächsten Jahren noch vor, um Wien noch grüner zu machen?

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage. Ich habe es vorhin schon kurz erwähnt, aber es ist uns als stolzen Volksvertreterinnen und Volksvertretern ohnedies, glaube ich, allen gut in der DNA eingeschrieben: Wir leben in der grünsten Stadt der Welt. Das ist deshalb so, weil 53 Prozent unserer Stadtfläche mit Grünraum bedeckt ist. Das ist auch ein sehr, sehr zentraler Resilienzfaktor unserer Stadt in Zeiten der Klimakrise

 

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