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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 101 von 127

 

und Formen entwickeln, warum ist es nicht möglich, dass man den Frauen auch eine mobile, sozialpädagogische Betreuung anbietet, wo sie dann ohne Angst und ohne irgendwelche Hürden sich wirklich trauen, mit einer Betreuerin beziehungsweise einem Betreuer zur Polizei zu gehen. Ich finde, das ist machbar, das wird uns nicht so viel Geld kosten, wir haben ja bestehende Strukturen, wir müssen uns nur trauen, hier Veränderungen vorzunehmen, denn eine Gesellschaft, die ihre Frauen vergisst, ist meines Erachtens unsolidarisch, und eine gelebte Demokratie, die gewaltbetroffene Frauen nicht schützt, ist in meinen Augen auch undemokratisch.

 

Deshalb hoffe ich, dass dieser Antrag Unterstützung findet und dass wir da wirklich etwas Gemeinsames zusammenbringen. - Danke sehr.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster gelangt Herr GR Öztas zu Wort.

 

20.22.28

GR Ömer Öztas (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Die Notwendigkeit des öffentlichen Raumes wurde uns besonders während der Corona-Krise vor Augen geführt. Das Rausgehen aus den eigenen vier Wänden und das Zeitverbringen draußen sind essenzielle Faktoren unseres Lebens geworden, im Freien zu sein, die Natur zu genießen, sei es beim Spazierengehen oder im Park. Was wir aber aus den Augen lassen, ist die Frage, wer den öffentlichen Raum nutzt. Denn was wir wissen, ist, dass Mädchen und Jungen den öffentlichen Raum unterschiedlich intensiv nutzen.

 

Das war auch schon vor der Corona-Krise so. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, haben daher sowohl viele Bezirke als auch die Stadt Wien Maßnahmen gesetzt, und Räume nur für Mädchen wie etwa Mädchenparks oder Mädchencafés geschaffen. Die Restriktionen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie haben uns gezeigt, dass die Notwendigkeit solcher Räume für Mädchen umso deutlicher wurde, denn Mädchen ziehen sich vor allem aus dem öffentlichen Raum zurück. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich, dass um 15 Prozent weniger Burschen und um sogar 27 Prozent weniger Mädchen den öffentlichen Raum nutzen. Das ist fast doppelt so viel. Diese Entwicklungen haben drastische Folgen auf die Mädchen. Denn durch das zu Hause Bleiben werden patriarchale Strukturen bestärkt, da Mädchen und junge Frauen, wenn sie zu Hause sind, eher beim Haushalt helfen und Care-Arbeit leisten, während Burschen draußen den öffentlichen Raum dominieren.

 

Deswegen stellen meine Kolleginnen und ich folgenden Antrag: Der Wiener Gemeinderat fordert den zuständigen Amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz Christoph Wiederkehr und die Amtsführende Stadträtin für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen Kathrin Gaál auf, in Zusammenarbeit mit der außerschulischen Jugendarbeit konkrete Konzepte und Maßnahmen zu erarbeiten und ehebaldigst umzusetzen, die den öffentlichen Raum für Mädchen und Jungen attraktiver machen. - Danke schön.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Nächste Rednerin ist Frau GRin Marina Hanke, und ich erteile ihr das Wort.

 

20.25.11

GRin Marina Hanke, BA (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Berichterstatterin! Frau Stadträtin!

 

Ich möchte zuallererst zum vorliegenden Geschäftsstück kommen, auf das meine VorrednerInnen jetzt eigentlich nicht eingegangen sind, obwohl es, finde ich, ein ganz wichtiges Geschäftsstück ist. Wir haben hier die Postnummer 11, über den Verein Tamar, der ein sehr ausgezeichnetes Beispiel dafür ist, was wir meinen, wenn wir immer anführen, dass es so viele Frauenvereine gibt in dieser Stadt, die seit so langer Zeit an der Seite der Frauen stehen und mit denen wir als Stadt Wien schon seit so vielen Jahren gut kooperieren. Der Verein Tamar wird seit 1992 vom Frauenservice gefördert, ist deswegen ein langjähriger und ganz fest integrierter Bestandteil im Beratungsnetzwerk dieser Stadt und ist spezialisiert auf Beratung, Begleitung und Therapie von sexualisierter Gewalt bei sexuell missbrauchten Frauen, Mädchen und Kindern. Der Verein hat einen ganz starken Schwerpunkt auf persönliche Beratung, hat aber auch ganz viel Expertise, wenn es um die Frage der Prozessbegleitung geht, bringt sich da auch ein im Bereich der Forschung, aber vor allem auch mit der Expertise, wenn es darum geht, diesen Bereich der Prozessbegleitung auch mitzugestalten. Es ist genau das, wenn wir sagen, dass wir ganz bedingungslos auch an der Seite von gewaltbetroffenen Frauen stehen, von Frauen generell, was wir meinen, wenn wir solche Vereine auch gerne unterstützen und mit denen gut kooperieren, und ich freue mich auch sehr, dass wir da heute die nächsten Förderungen beschließen können.

 

Ich möchte noch auf meinen Vorredner eingehen, der den Antrag zum Thema Mädchen und öffentlicher Raum eingebracht hat. Ich möchte mich auch dafür bedanken, weil es gerade aus Sicht der Jugendarbeit, aber natürlich für uns alle als politische MandatarInnen ein wichtiges Thema ist, wenn sich Mädchen aus dem öffentlichen Raum zurückziehen. Wir beobachten in der außerschulischen Jugendarbeit seit längerer Zeit, dass sich junge Menschen aus dem öffentlichen Raum zurückziehen. Das ist auch gut ausgeführt worden. Das hat unterschiedliche Gründe, das liegt einerseits daran, dass natürlich viele Jugendliche durch den Lockdown, durch die Vorgaben, sich zu isolieren, zu Hause geblieben sind, sich da an die Verordnungen, an die Vorgaben gehalten haben, es hat aber auch damit zu tun, dass sie sich im öffentlichen Raum nicht so wohl gefühlt haben, weil es zum Beispiel unangenehme Kontakte mit der Polizei gab oder ähnliches.

 

Ich möchte an der Stelle aber schon auch noch darauf hinweisen, dass wir uns genau für die Frage, wie geht es jungen Menschen im öffentlichen Raum und vor allem, wie geht es jungen Frauen im öffentlichen Raum, im Koalitionsübereinkommen einen ganzen eigenen Punkt gegeben haben, der auch mit „Raum für Mädchen“ betitelt ist, wo wir uns als Fortschrittskoalition darauf verständigt haben, da noch einmal einen Blick darauf zu werfen, in enger Zusammenarbeit mit der außerschuli

 

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