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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 28.04.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 114

 

Der Naschmarkt an sich bringt nämlich schon sehr viel mit. Eine Markthalle könnte aber auch als Attraktor in Bereichen dienen, wo diesbezüglich noch nicht so viel vorhanden ist. Was ist da geplant? An welchen Standorten sehen Sie ebenfalls ein entsprechendes Potenzial?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Das Problem ist: Es funktioniert von der Entwicklungsgeschichte her nicht, eine Markthalle an einer Stelle zu errichten, wo es sozusagen keine Vorgeschichte gegeben hat. Das wissen wir auch aus durchaus leidvollen Erfahrungen, die wir mit manchen Märkten gemacht haben. Das heißt: Das muss man Schritt für Schritt aufbauen. Man fängt zunächst mit einzelnen temporären Standln an einem Ort an, und wenn das funktioniert, dann kann man den nächsten Schritt gehen und dort einen fixen Markt errichten und fixe Standln bauen. Und erst dann, wenn es eine gewisse Grundfrequenz gibt, ist der Schritt zu einer Markthalle möglich. Das muss man wirklich Schritt für Schritt aufbauen. Ansonsten hat man nämlich Probleme: Wenn man eine Markthalle an einem Ort aufstellt, wo es sozusagen noch keine Aufbaugeschichte gegeben hat, dann bringt man dort nicht genug Frequenz zusammen und funktioniert das ganze Ding nicht. So etwas muss man immer sehr sensibel angehen.

 

Klar ist aber - dazu haben wir uns auch im Regierungsprogramm bekannt -, dass wir zum Beispiel auch über der Donau Märkte aufbauen wollen, weil es außer im 21. Bezirk in den flächenmäßig größten Bezirken eigentlich keine Märkte gibt. Und das ist natürlich schade, weil es dort sehr viel Publikum für die Märkte gäbe. Daher sind wir jetzt gerade dabei, uns in den Bezirken umzuschauen, wo solche Punkte sein könnten, damit man dort quasi den Faden aufnehmen und den Prozess beginnen kann, temporäre Standln an mehreren Tagen zu errichten und das Ganze dann auszubauen.

 

Logisch ist natürlich, dass Stadterweiterungsgebiete sich für so etwas anbieten. Meine Erfahrung ist aber, dass es nicht nur bei Märkten, sondern auch in anderen Bereichen, zum Beispiel bei großen Parkanlagen, immer ein paar Jahre dauert, bis diese wirklich von den Leuten angenommen werden. Ich kann mich noch erinnern, als wir den Bednar-Park im 2. Bezirk gebaut haben. Das ist ein wunderbarer Fünf-Hektar-Park. Der Park war zuerst da, und danach kam die Wohnbebauung, und wenn man in den ersten drei Jahre dort hingegangen ist, war dort niemand beziehungsweise waren dort nur ein paar Leute. Bis die Fläche des Parks wirklich mit Leben erfüllt war, hat das einfach ein paar Jahre gedauert.

 

Im Hinblick darauf glaube ich, dass es einfach nicht gescheit ist, eine Markthalle als ersten Schritt irgendwo hinzubauen, sondern dass es gut ist, wenn man einen Platz hat, wo es schon eine Grundfrequenz gibt und wo man die Attraktivität sozusagen mit einer Halle qualitativ und quantitativ noch anheben kann. In diesem Sinn bieten sich beim Naschmarkt mehrere Aspekte an. Die Fläche ist vorhanden, die jetzt eine Hitzeinsel bildet. Außerdem ist der Naschmarkt in den letzten Jahren sozusagen vom Thron gestoßen worden, weshalb dem Markt eine qualitative Aufwertung durchaus gut tun würde. Ich glaube also, dass dort einige Faktoren ganz gut zusammenpassen.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Bitte, Herr GR Mahdalik.

 

9.56.25

GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich finde es sehr herzig, dass Sie den Grünen vorwerfen, dass sie in den letzten zehn Jahren, als sie in der Stadtregierung waren, entweder gar keine Bürgerbeteiligung stattfinden lassen haben oder, wie auch Sie, nur solche, bei denen das Ergebnis bereits zu 99 Prozent feststand. Das machen Sie ja auch.

 

Ich meine, eine Bürgerbeteiligung, bei welcher der Großteil schon feststeht, nämlich dass die Markthalle gebaut wird, hat eher Sitzkreischarakter. Ich weiß nicht, ob das die Leute jetzt interessiert, da die Wirte vielleicht auch in Wien irgendwann einmal aufsperren dürfen und sie dann beim Heurigen oder im Schanigarten sitzen können. Ich frage mich, wobei die Leute jetzt wirklich mitbestimmen können. Die Frage, ob das Dach rund oder eckig ist, wird, glaube ich, dem Architekten vorbehalten bleiben, und wenn man die Ausschreibungen und Wettbewerbe der SPÖ kennt, dann vermutet man, dass auch der Architekt bereits feststeht. Vielleicht haben Sie ja wieder lustige Idee wie damals bei der 48er-Zentrale. Diese hätte ja die Form eines Mistkübels haben sollen. Vielleicht soll die Markthalle auf dem Naschmarkt die Form einer Melanzani bekommen, was zumindest Teilen der Bundesregierung und dem ÖBAG-Chef gefallen würde.

 

Meine Frage: Was können die Bürger tatsächlich bei dieser Beteiligung, die ja auch nicht umsonst ist, tatsächlich mitbestimmen?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ihre Ausführungen haben einen sehr unterhaltsamen Charakter, sehr geehrter Herr Gemeinderat.

 

Ich glaube, es ist zulässig, einen entsprechenden Rahmen vorzugegeben. Wir haben eine Fläche von 12.000 m², die bisher ein eher sehr lieblos genutzter Parkplatz war. Ich glaube, dass es legitim ist, eine Vorgabe zu machen und zu sagen, man will die Chance nutzen, hier eine Markthalle zu errichten, die ungefähr ein Drittel der Fläche braucht. Das heißt, zwei Drittel der Fläche sind frei zu gestalten. Der Anteil, wo die Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen einbringen können, was sie gerne auf dieser verbleibenden Fläche hätten, ist somit aus meiner Sicht nicht nix. In diesem Zusammenhang wird man darüber nachdenken, wie man das mit dem Flohmarkt macht beziehungsweise wie man die Begrünung haben will.

 

Da gibt es also noch ganz viele Dinge. Wir haben schon Vorschläge bekommen, dass es dort Grillmöglichkeiten geben soll. Ich glaube, das würde der FPÖ zum Beispiel ganz besonders gut gefallen, denn Sie sind ja große Fans der Grillplätze in der Stadt. - Es gibt also ein Spektrum von sehr breit gestreuten Ideen, die da kommuniziert werden.

 

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