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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 28.04.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 114

 

Schul-Lockdown Versäumtes nachzuholen, wurde dies für die Berufsschulen nicht vorgesehen. Die Auswirkungen fehlender Chancen auf eine Ausbildung sind massiv. Arbeitslos zu sein, bedeutet nicht nur einen kurzfristigen Verdienstausfall, sondern zeitigt auch langfristige Folgen. Auch nach zehn Jahren ist der Einkommensverlust noch immer zu spüren. Nichts ist schlimmer und demotivierender, als gleich zu Beginn seines Arbeitslebens mit Arbeitslosigkeit konfrontiert zu werden.

 

Lehrlinge und jugendliche ArbeitnehmerInnen wurden im Krisenmanagement der Bundesregierung kaum berücksichtigt und drohen, zu einer vergessenen und verlorenen Generation zu werden. Dies bestätigt auch die unlängst veröffentlichte Ö3-Jugendstudie, in der 74 Prozent der 16- bis 25-Jährigen angeben, dass die Politik bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie die Probleme der jungen Generation nicht berücksichtigt. Insbesondere Jugendliche leiden unter eingeschränkten Kontakten und sind einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt. Mein Kollege Christian Meidlinger wird anschließend näher auf die Maßnahmen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingehen, ich möchte meinen Fokus auf Lehrlinge und jugendliche ArbeitnehmerInnen legen, denn sie sind die Fachkräfte von morgen.

 

Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung gesetzt, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen? Erstens: Von März 2020 bis Ende März 2021 konnten Unternehmen einen Lehrlingsbonus beantragen. Ausbildungsbetriebe erhielten für neu aufgenommene Lehrlinge 2.000 EUR, Kleinst- und Kleinbetriebe erhielten einen Zusatzbonus von 1.000 EUR, also insgesamt eine Förderung von 3.000 EUR. Insgesamt wurden dafür zirka 48 Millionen EUR in die Hand genommen, um den Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu ermöglichen.

 

Zweitens: Wenn trotz aller Bemühungen keine Lehrstelle in einem Unternehmen gefunden wird, kann man eine Lehre in einer Schulungseinrichtung beginnen. Der Bund übernimmt hierfür zirka 90 Prozent der Kosten der überbetrieblichen Lehrausbildung. In Wien betrifft dies derzeit zirka 4.800 junge Menschen.

 

Drittens: Seit Sommer 2020 existiert eine Taskforce zur Jugendbeschäftigung, an welcher fünf Ministerien beteiligt sind. Ziel ist es, jugendliche Erwachsene auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen und so die Folgen der Pandemie bestmöglich abzufedern. Es werden laufend Maßnahmen evaluiert und außerdem wurden mittlerweile mehr als 22.000 Anfragen auf der Jugendplattform beantwortet. Leider sind in dieser Taskforce die Sozialpartner nicht mit eingebunden, um gemeinsam an Lösungen und Maßnahmen für unsere Jugend zu arbeiten.

 

Welche Maßnahmen hat die Stadtregierung beziehungsweise Wien gesetzt, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen? Erstens: Im Juni 2020 wurde im Wiener Gemeinderat das 17 Millionen EUR schwere Ausbildungspaket beschlossen. 10 Millionen EUR wurden zusätzlich in die überbetriebliche Ausbildung investiert, 7 Millionen in die Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen. Der erste Schritt im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit.

 

Zweitens: Im Juli 2020 startete Wien eine Lehrlingsoffensive und erhöhte die Ausbildungsplätze der Stadt Wien. Gemeinsam sorgen wir für Perspektiven statt Planlosigkeit. Eine gute Ausbildung bedeutet eine gute Zukunft, und die wollen wir in Wien jedem Menschen bieten.

 

Drittens: Um dem erhöhten Bedarf an Ausbildungsplätzen nachzukommen, erweitern die Wiener Linien ihre Lehrwerkstätte am Standort Simmering, wo eine hochmoderne Bildungsstätte mit zusätzlichen Werkstätten und Schulungsräumen entstehen wird. Die Stadt Wien investiert in den kommenden Jahren zirka 16,5 Millionen EUR. Durch diese zusätzlichen Kapazitäten können künftig in Summe 480 Lehrlinge bei den Wiener Linien ausgebildet werden.

 

Viertens: Auf Initiative der Sozialpartner haben AMS und WAFF - Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds - ein Modell für Lehrbetriebe der Hotellerie und Gastronomie entwickelt, die auf Grund von Corona-bedingten Schwierigkeiten die Lehrausbildung nicht oder nur sehr schwer fortsetzen können. Die Ausbildung kann im Rahmen des Ausbildungsverbundes Corona Wien mit einer überbetrieblichen Lehrwerkstätte ohne Kosten für den Ausbildungsbetrieb für einen bestimmten Zeitraum weitergeführt werden.

 

Fünftens: Eine Jugendstiftung, ebenfalls vom WAFF erarbeitet, wurde ins Leben gerufen, um 800 jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, nachhaltige, ökologische Zukunftsberufe zu erlernen, sei es im Bereich der Gesundheit und Pflege, Pädagogik und Soziales, IT, im kaufmännischen Bereich mit Schwerpunkt Digitalisierung, oder im Umweltbereich.

 

Diese und weitere Maßnahmen hat die Stadt Wien ergriffen, um jungen Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen. Wir brauchen dennoch weitere entschiedene Vorhaben, um der Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken und jungen sowie älteren Menschen eine Perspektive zu ermöglichen. Und die spiegelt sich auch in den Vorhaben der Fortschrittskoalition wider.

 

In Wien kämpfen wir um jeden Arbeitsplatz. Für die besonders betroffenen älteren ArbeitnehmerInnen bauen wir die Joboffensive 50plus weiter aus. Mit der Lehrplatzgarantie und einem eigenen Wiener Ausbildungspaket sorgen wir dafür, dass zusätzliche Lehrplätze und Qualifizierungen für arbeitslose Jugendliche bereitstehen. Gemeinsam mit der Wiener Wirtschaftskammer und den Wiener Betrieben wollen wir in Zukunft sicherstellen, dass wieder mehr Lehrstellen im privaten Bereich geschaffen werden. Wir wollen das Image der Lehre aufwerten, die Wiener Ausbildungsgarantie für Jugendliche sowie den Qualifikationsplan 2030 weiterentwickeln, denn in Wien lassen wir niemanden im Stich.

 

Ich möchte mit einem Zitat enden. Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung und Ausbildung, nämlich keine Bildung und keine Ausbildung. Eine verlorene Generation Corona muss gemeinsam mit vereinten Kräften in der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik verhindert werden, denn ohne Chancen gibt es keine Zukunft. - Danke.

 

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