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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 28.04.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 22 von 114

 

unserer Stadt. Das wollen wir nicht, sondern wir wollen Verantwortung übernehmen.

 

Natürlich ist die Bilanz nach zwei Jahren Krise am österreichischen Arbeitsmarkt bitter. Wir haben 2020 im Jahresdurchschnitt 410.000 Personen als arbeitslos gemeldet gehabt, die am stärksten betroffenen Branchen waren der Dienstleistungssektor, Beherbergung, Gastronomie, Kunst und Unterhaltung und auch der Handel. Dramatisch ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den Unter-25-Jährigen, hier ist mit plus 44 Prozent der stärkste Anstieg zu verzeichnen. Besonders betroffen sind natürlich auch Personen mit niedrigem Bildungsniveau, und besorgniserregend sind auch die Steigerungszahlen bei den Langzeitarbeitslosen. Die Spuren sind natürlich auch am Wiener Arbeitsmarkt deutlich zu bemerken, während wir bei der Beschäftigung in Wien branchenübergreifend nahezu auf dem Vorkrisenniveau die Zahlen halten konnten, zeigt sich aber bei der Arbeitslosigkeit dennoch ein massiver Anstieg, vor allem auch bei der vulnerableren Gruppe der Langzeitbeschäftigungslosen und der jungen Menschen.

 

Bei der Entwicklung der Beschäftigung liegt Wien im Bundesländervergleich auf Platz 4, das gibt ein wenig Hoffnung. Hoffnung gibt uns auch, dass es dennoch in Wien einige Branchen gibt, die innerhalb der vergangenen zwei Jahre einen deutlichen Beschäftigungszuwachs verzeichnen konnten. Am stärksten war dieser Zuwachs im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen mit zusätzlich 6.000 Beschäftigungsverhältnissen zu sehen. Es war daher richtig und wichtig, dass wir in Wien arbeitslosen Wienerinnen und Wienern eine Chance geben, an Qualifizierungsmaßnahmen für diesen Bereich teilzunehmen. Wir haben über den WAFF mit dem Wiener Ausbildungsgeld 31,5 Millionen für diesen Bereich frei gemacht. Mit der Erweiterung der Initiative Jobs mit Ausbildung in einer Implacement-Stiftung schaffen wir fixe Arbeitsplätze in den Kooperationsbetrieben dieser Initiative. Wir schaffen damit insgesamt für 4.100 arbeitslose WienerInnen eine Chance, in diesem Bereich eine Top-Ausbildung zu absolvieren und einen zukunftssicheren Job zu haben. Erstmals können auch Fachhochschulausbildungen absolviert werden.

 

Das Wiener Ausbildungsgeld kann nicht nur für die Bereiche Gesundheit und Pflege, sondern auch für den elementarpädagogischen Bereich in Anspruch genommen werden. Das ist uns besonders wichtig, weil wir auch hier gut ausgebildetes Personal brauchen, um die Qualität, wie wir uns das in der Fortschrittskoalition vorgenommen haben, im Kindergartenbereich stetig zu verbessern.

 

Genauso wie für die Wiener ArbeitnehmerInnen stellt auch für die Ein-Personen-Unternehmen diese Krise eine besondere Herausforderung dar. Wir fördern daher erstmals auch EPUs bei der Ausbildung und bei der Weiterbildung über den WAFF. Aus- und Weiterbildung spielt insgesamt in dieser Krise eine ganz entscheidende Rolle, deshalb haben wir das Wiener Corona-Ausbildungspaket geschnürt. Wir investieren 10 Millionen mehr in die überbetriebliche Lehrausbildung, wir stocken auf über 5.000 Ausbildungsplätze auf und haben auch neue Lehrberufe in die ÜBA mitaufgenommen. Mein Kollege hat schon erwähnt, wir haben die Stiftung Jugend- und Zukunftsberufe ins Leben gerufen, wo wir 800 jungen Erwachsenen die Möglichkeit geben, in Zukunftsberufen ihre Ausbildung zu machen. Wir haben den Ausbildungsverbund in dieser Krise geschaffen, wo wir es dieser schwer getroffenen Branche Hotellerie und Gastronomie ermöglichen, dass die Lehrlinge hier ihre Ausbildung fortsetzen. Wir haben die Joboffensive 50plus aufgestockt und investieren dort bis Ende 2022 22,3 Millionen EUR. Auch die WAFF-Insolvenzstiftung haben wir aufgestockt, um hier berufliche Neuorientierung zu ermöglichen.

 

Sie sehen also, in Wien nehmen wir unsere Verantwortung wahr und sichern Jobs und investieren in Aus- und Weiterbildung. Eines ist aber allerdings klar, diese Krise zu überwinden, kann nur eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund und Ländern sein. Und ich anerkenne auch, dass der Bund hier Anstrengungen unternimmt, allerdings braucht es hierzu mehr Innovation, denn wenn man sich die Maßnahmen der Corona-Joboffensive des Bundes anschaut, müssen wir feststellen, dass es dabei weitgehend um bestehende Maßnahmen geht, die aufgestockt wurden. Wir haben dazu gestern auf Bundesebene als NEOS unsere Vorstellungen präsentiert.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat, bitte den Schlusssatz formulieren.

 

GR Mag. (FH) Jörg Konrad (fortsetzend): Der Arbeitsmarkt wird nach der Krise ein anderer sein als heute, deshalb ist es so wichtig, in Aus- und Fortbildung zu investieren, und wir haben hier in Wien mit dem WAFF ein richtiges Instrument zur Verfügung. Ich bedanke mich daher zum Abschluss auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des WAFF, dass wir hier immer wieder an innovativen Lösungen für die Wienerinnen und Wiener feilen. - Danke.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort gelangt Frau StRin Mag. Pühringer, und ich erteile es ihr.

 

10.57.56

StRin Mag. Judith Pühringer|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!

 

Unsere Stadt und alle Menschen, die hier leben, wurden im letzten Jahr auf eine sehr harte Probe gestellt. Unsere Art, wie wir es gewohnt waren, zu leben, aber auch zu arbeiten, wurde herausgefordert, unser Alltag hat sich geändert, und auch die Art und Weise, wie wir uns in unserer Stadt bewegen, hat sich geändert. Anfangs hat das gemeinsame Motto in der Pandemie gelautet: „We are in this together.“ Wahr ist aber auch, dass die Pandemie eben nicht alle gleichermaßen trifft. Sicher, die Krankheit ist gleichermaßen ansteckend für alle, aber nicht alle sind gleich betroffen. Und ich habe das an dieser Stelle schon mehrfach angesprochen und werde das heute wieder tun: Frauen sind durch die Doppel- und Dreifachbelastung durch Erwerbsarbeit und jonglierend zwischen Homeoffice und Homeschooling von dieser Krise ganz besonders stark betroffen, und auch Menschen in systemrelevanten Berufen und außerdem auch Menschen, die von Armut und sozialer Ausgrenzung

 

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