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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 28.04.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 114

 

dann mehr Freiheit genießen können, je mehr wir geimpft werden.

 

Beim Testen ist es anders als beim Impfen, beim Testen haben wir extreme Kapazitäten. Das Testen ist ja auch eine wichtige Strategie. Auch da ist mein Wunsch, mein Appell, bitte diesbezüglich noch mehr Aufklärungsarbeit und Informationsarbeit zu leisten, denn es fehlt da tatsächlich noch an Überzeugungsarbeit in der Gruppe derjenigen, die sich bislang nicht testen lassen. Die Gruppe der sich testen Lassenden wächst, aber es sind noch viel zu viele Menschen, die den Nutzen des Testens offenbar nicht erkennen. Ich glaube schon, dass es wichtig ist, dass wir keine falschen Sicherheiten vortäuschen. Das Testen ist eine Momentaufnahme, gleichzeitig ist es aber so, dass mit einem positiven Testergebnis da ganz klar eine Stoppgrenze gesetzt wird, dass das Virus nicht weiter übertragen wird und somit die Infektionskette gestoppt wird. Das ist ganz wichtig und darum ist auch regelmäßiges Testen eine gute und unterstützenswerte Strategie.

 

Sie wissen, wenn jemand einen positiven PCR-Test hat oder eine Kontaktperson der K1-Kategorie ist, muss man in Quarantäne gehen. Das wird behördlich per Bescheid mit einem Absonderungsbescheid nach dem Epidemiegesetz angeordnet. Es gibt dazu auch mündliche Informationen, aber das nützt nichts, denn man braucht einen schriftlichen Bescheid, wenn es darum geht, sich den Verdienstentgang nach dem Epidemiegesetz anrechnen lassen zu können, um um eine Vergütung anzusuchen. Diesen Bescheid brauchen ArbeitgeberInnen, aber auf diesen Bescheid muss man leider nach wie vor, obwohl wir mittlerweile 14 Monate Pandemie haben, immer noch sehr lange warten. Wir finden, dass es möglich sein muss, dass es klare Fristen gibt, innerhalb denen die Zustellung dieses Bescheides erfolgt. Trotz Personalaufstockungen in der MA 15, dem Wiener Gesundheitsdienst, hat das noch nicht wirklich gefruchtet, dass dieser Bescheid immer innerhalb einer erträglichen Zeit bei den Infizierten beziehungsweise in Quarantäne isolierten Menschen eintrifft.

 

Darum, sehr geehrte Damen und Herren, bringen wir GRÜNEN heute dazu einen Antrag betreffend Zustellfrist für Covid-Absonderungsbescheide ein, mit dem wir darauf abstellen, dass wir Herrn Gesundheitsstadtrat Hacker ersuchen, dafür Sorge zu tragen, dass unverzüglich ein Absonderungsbescheid erstellt wird, der spätestens innerhalb von sieben Tagen zugestellt wird. Wir ersuchen den Herrn Stadtrat auch, dass die Gesundheitsbehörde personell so weit ausgestattet wird, dass diese Verfahren in dieser Zeit ermöglicht werden.

 

Wir hoffen, dass Sie diesem Antrag zustimmen werden können, denn er bedeutet einfach eine ganz klare Verbesserung für Menschen, die sich gerade in einer unsicheren Situation befinden und sich zu Recht ein sehr gutes BürgerInnenservice von der Stadt Wien erwarten dürfen.

 

Ich komme nun zu einem letzten Punkt, der mir ganz besonders wichtig ist und mir sehr am Herzen liegt, das ist die psychische Gesundheit. Ich habe es angesprochen, die psychische Gesundheit leidet in der Pandemie besonders stark. Wir müssen, finde ich, in der Pandemiebekämpfung von der krankheitsorientierten Perspektive verstärkt in diese ganzheitliche Perspektive von einem Gesundheitsverständnis kommen. Gesundheit ist nicht einfach nur Covid - ja/nein -, sondern Gesundheit ist mehr. Es ist das psychische, das physische, das soziale Wohlbefinden, und ich wünsche mir wirklich sehr, auch von der Bundesebene, dass da verstärkt Maßnahmen gesetzt werden und Aufmerksamkeit in diese Richtung gelenkt wird.

 

Es gibt mittlerweile mehrere Studien, die belegen, dass die psychische Gesundheit leidet. Ich finde die Zahlen ziemlich besorgniserregend, ich finde sie auch sehr eindrücklich. Zuletzt hat die Sigmund Freud Privatuniversität dazu berichtet, dass die psychosoziale Situation in Österreich mittlerweile tatsächlich als prekär zu bezeichnen ist, dass sich die Unruhezustände mittlerweile chronifiziert haben, dass Gereiztheit, Ängste, Schlafstörungen, depressive Symptome gestiegen sind. Das ist alles nicht zu banalisieren. Das sind Folgen, die uns lange noch beschäftigen werden. Ich finde auch besonders dramatisch, dass die Jugend, die Kinder sehr unter den Pandemiemaßnahmen leiden und sich ihre psychische Situation auch in der Pandemie sehr verschlechtert hat. Die Belastung bei den Frauen ist um ein Fünffaches höher als bei den Männern, und auch dahin sollten wir unsere Aufmerksamkeit lenken und entsprechende Angebote liefern.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist eindrucksvoll, was die Wissenschaft sowohl in der Bekämpfung der Pandemie als auch in der Erforschung der Pandemiefolgen zutage bringt.

 

Wir sollten diese Ergebnisse ernst nehmen, wir sollten sie aufgreifen, und wir sollten unser politisches Tun auch danach richten. In dem Sinne möchte ich Ihnen noch kurz sagen, dass es eine Sora-Studie gibt, die den Lockdown 1 und die psychosozialen Folgen für die Wienerinnen und Wiener untersucht hat. Der Lockdown 1 ist jetzt bald ein Jahr vorbei, aber es ist recht eindrucksvoll, wie sich schon nach diesen ersten Wochen die psychische und soziale Situation in Wien für einen gewissen Teil der Bevölkerung, sicher nicht für alle, da bin ich sehr für Differenzierung, aber doch für einen gewissen Teil verschlechtert hat. Ich gehe davon aus, dass diese Verschlechterungen eigentlich weiter fortgeschritten sind. Beispielsweise hat ein Viertel der Wiener Bevölkerung schon damals über gesundheitliche Verschlechterungen geklagt, und besonders dramatisch ist es für Personen, die bereits eine Vorerkrankung hatten, für diese wurde es also noch schlechter. Die ExpertInnen schlagen vor, da genau hinzuschauen und entsprechende Maßnahmen zu setzen - Maßnahmen in Richtung Ausbau des Unterstützungsangebots und der Krisenintervention, Ausbau des Nachbetreuungsangebots für psychisch Belastete, mehr Psychotherapie auf Krankenschein, mehr und bessere Informationen. Die Sora-Studie hat nämlich auch herauskristallisiert, dass gerade jene Personen, die erkrankt sind oder Beratung brauchen, die Angebote nicht kennen. Das erstaunt mich selbst immer wieder, aber, meine sehr geehrten Damen und Herren von der

 

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