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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 97

 

chen. Jedes Kind soll möglichst gute Chancen haben, gesund aufzuwachsen, und um das auf den Weg zu bringen, sehr geehrte Damen und Herren, fordern wir Grüne heute ein Covid-19-Sonderdotationsprogramm für die Kinder- und Jugendgesundheit insbesondere im psychischen Bereich in der Höhe von 10 Millionen EUR.

 

Es ist deswegen notwendig, sehr geehrte Damen und Herren, hier mit mehr Geld die Probleme zu lösen, weil wir mittlerweile einen wirklich eklatanten Versorgungsnotstand in der Kinder- und Jugendgesundheit haben. Diese Versorgungslücken, der Mangel an Betten, der Mangel an Therapieplätzen, werden auch durch die Corona-Situation, durch die Folgen des Lockdowns für Kinder verschärft. Ich darf Ihnen dazu ein paar Beispiele bringen: Die Studien sprechen davon, dass beispielsweise - um das Extremste zu formulieren - die Suizidgefährdung von Kindern und Jugendlichen gestiegen ist. Sie sprechen davon, dass insbesondere in pathologischen Familien die Kinder da nicht unbehelligt durchkommen, sondern auch von großen Problemen belastet sind. Die Studien zeigen auch, dass Schlafstörungen, Angststörungen zunehmen. Warum? - Den Kindern fehlen oft Perspektiven, sie wissen nicht, wie es mit der Schule, mit dem Beruf weitergeht. Ihnen fehlen Erfolgserlebnisse, beispielsweise weil Hobbys wegfallen oder sie einfach im sozialen Kontakt eingeschränkt sind. Es gibt also viele, viele Probleme, die im Bereich der Kindergesundheit durch Corona aufgetaucht sind, aber auch viele bestehende Probleme. Um Ihnen ein Beispiel dafür zu geben: Der Österreichische Strukturplan für Gesundheit sagt, dass pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner zumindest ein kinder- und jugendpsychiatrisch stationäres Behandlungsbett zur Verfügung stehen sollte - ein Platz! -, und wir haben, soweit ich das den Daten richtig entnommen habe, derzeit 71, wir würden aber 180 brauchen. Es fehlen also 109 Betten für Kinder, die psychische Erkrankungen haben. Was ist die Folge von diesem Mangel? - Die Kinder kommen auf Erwachsenenstationen. Das ist natürlich überhaupt nicht kindgerecht, das ist nicht bedarfsgerecht. Dieser Betten- und Infrastrukturmangel muss dringend behoben werden.

 

Ich weiß, es gibt Ausbaupläne, aber diese werden wirklich zu langsam umgesetzt. Wir müssen diesbezüglich Gas geben, wir müssen auf die Tube drücken, denn es ist einfach so, sehr geehrte Damen und Herren, dass ein Kind, wenn es jetzt Probleme hat, jetzt Versorgung braucht. Wenn das Bett 2030 zur Verfügung steht, dann ist das Kind schon lange nicht mehr Kind und die Probleme haben sich verschärft.

 

Wir haben österreichweit auch einen Therapieplatzmangel. Es fehlen Kassentherapieplätze für die Kinder - 80.000 österreichweit. Ich gehe davon aus, in Wien wird das bedeuten, dass an die 10.000 Plätze fehlen. Auch das ist ein Missstand, der wirklich dringendst behoben gehört.

 

Und weil Gesundheit ja nicht nur eine Frage von Verhalten oder von Dispositionen ist, sondern auch eine Frage der Verhältnisse, müssen wir auch ganz dringend auf die ökonomische Situation der Kinder schauen. Es ist ein Riesenproblem für die Kindergesundheit, wenn Eltern in ökonomisch schwierigen Situationen stehen. Sie wissen, viele Kinder - österreichweit sind es über 300.000, in Wien über 100.000 Kinder - leben in armen oder armutsgefährdeten Familien. Das bedeutet für ihre Gesundheit, dass sie stärker belastet sind, dass sie häufiger die Gefahr haben, chronischen Erkrankungen zu erliegen. Übergewicht ist auch hier ein häufigeres Thema, aber auch das Unfallrisiko oder psychosomatische Beschwerden. Auch da gibt es einen großen Handlungsbedarf, sehr geehrte Damen und Herren.

 

Ich möchte auch ergänzen, dass Selbstbehalte oder Brillen oder Zahnbehandlungskosten, diese Kosten für Kindergesundheit gerade in Familien, denen es materiell nicht so gut geht, oft fast nicht zu tragen sind und auch da Unterstützung notwendig ist. Armutsprävention ist bei Kindern also ganz klar eine Gesundheitsprävention, und da muss Wien wirklich besser werden. Wir müssen da ganz besonders auf die Kinder achten, die in Armut und armutsgefährdeten Familien wohnen.

 

Wir brauchen diese 10 Millionen EUR ganz dringend, und wir brauchen ganz, ganz dringend die Menschen, die dafür sorgen, dass mehr Therapie, mehr Behandlung, mehr Betreuung zu den Kindern kommt. Die Kinder können sich nicht selbst helfen, sie sind auf uns Erwachsene angewiesen, sie sind auf die ExpertInnen angewiesen, um Gesundheit, um ein gesundes Leben in Wien haben zu können.

 

Therapien verhindern, wie Sie wahrscheinlich wissen, Erkrankungen, verhindern langfristige Erkrankungen und helfen, die Entwicklung zu fördern. Das ist bei Kindern ganz wichtig. Da sind oft wenige Monate ganz entscheidend, gerade bei jungen, kleinen Kindern, weil sie eben solche Fortschritte machen und manche Prozesse im Leben dann ganz einfach abgeschlossen sind. Diese brauchen oft ganz dringend und sofort die Hilfe und diese sollten wir ihnen zukommen lassen, weil es einfach so ist, sehr geehrte Damen und Herren. Jeder Cent, der heute in die Kinder- und Jugendgesundheit fließt, verhindert chronifizierte Krankheitsbilder, verhindert, dass wir in der Erwachsenenmedizin das Zehnfache ausgeben müssen. Es ist Geld, das wirklich gut und sinnvoll heute und für die Zukunft investiert ist, für die Förderung von Kinder- und Jugendgesundheit.

 

Darum ersuche ich, sehr geehrte Damen und Herren, dass Sie unseren Antrag, den ich gemeinsam mit meinen Kollegen Öztas und Margulies sowie auch mit Kollegin Berner einbringe, unterstützen, um im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit voranzukommen.

 

Zu guter Letzt komme ich noch einmal auf das Pflegethema zurück: Wie Sie wissen, ist Pflege ein abwechslungsreicher, sehr verantwortungsvoller und auch ein krisensicherer Job, aber gleichzeitig ist die Pflege auch ein sehr anspruchsvoller Beruf und die Arbeitsbedingungen sowie der Leistungsdruck in der Pflege sind extrem belastend. Auch da hat Corona die Arbeitssituation verschärft, aber auch grundsätzlich ist der Beruf in der Pflege natürlich durch die vielen sozialen Interaktionen mit PatientInnen, mit den Angehörigen von PatientInnen, aber auch durch die Teamarbeit mit sehr unterschiedlichen Berufen, mit sehr viel unterschiedlicher Hierarchie

 

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