«  1  »

 

Gemeinderat, 11. Sitzung vom 23.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 99 von 109

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berner. Ich erteile es ihr.

 

19.52.49

GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE)|: Schönen guten Abend!

 

Kurz und knapp: Der Kultursommer, das Eröffnungskonzert Kultursommer wurde letztes Jahr kurzfristig erfunden, um auf der einen Seite der darniederliegenden Kulturszene Auftrittsmöglichkeiten zu schaffen, und natürlich auch, um dem Publikum Wiens einen schönen Sommer zu ermöglichen, wo doch alle Institutionen größtenteils geschlossen sind, und um einen einfachen Zugang zu Kunst zu verschaffen. - Da kann man nur dafür sein.

 

Der Kultursommer ist ein neu erfundenes Festival, um die Corona-Folgen abzumildern, schön für das Publikum, weil es gratis ist, und gut für die KünstlerInnen, weil sie endlich wieder auftreten können. Was soll man da dagegen sagen? Wo man aber irritiert sein kann, worüber konkret ich irritiert bin, ist, dass das Festival zwar mit 6 Millionen EUR gefördert wird, aber dass leider bei der Budgetierung vergessen wird, dass es auch ein Eröffnungskonzert geben soll. Zwei Monate nach der Freigabe des Budgets für den Kultursommer wünscht sich der Bürgermeister zusätzlich zu dem vielseitigen Programm auf 40 Bühnen noch ein fulminantes Eröffnungskonzert am Rathausplatz, auch das ist wunderbar. Spät, aber der Situation geschuldet, alle wollen jetzt Hoffnung schöpfen und positive Erlebnisse haben. Es wird sicher ein wunderbarer Abend werden. Was aber nicht wunderbar ist, ist die Frage, wie das finanziert werden soll. Das Konzert mit allem Drum und Dran kostet immerhin an die 209.000 EUR. Dieses Bürgermeistergeschenk an die Wienerinnen und Wiener nimmt der Bürgermeister nicht aus seinen Verfügungsmitteln. Nein, die 209.000 EUR kommen aus dem laufenden Kulturbudget, um das wird es weniger Förderung in der Szene geben. Das heißt, jene, die im letzten Jahr besonders gelitten haben, immer wieder verschieben und neu planen mussten, werden das Nachsehen haben. Wenn der Bürgermeister es braucht, dann wird das Geld plötzlich herbeigezaubert, ohne Bürokratie. Dieses Geld fehlt aber im Kulturbudget, es fehlt den vielen kleinen Vereinen, die durch Corona eh schon gelitten haben und sich mühsam durch die Bürokratie kämpfen müssen, um wieder neue Förderungen zu bekommen. Das ist ein Affront für alle Vereine und Freie, die im letzten Jahr von Corona-Sperren und Verschiebungen ihre Einkommensgrundlage verloren haben.

 

Es ist ein Beispiel für den Paternalismus, der in Wien herrscht. Wir wollen eine faire und transparente Verteilung von Geldmitteln für große und für kleine Kulturinstitutionen und auch für Freie, deshalb stimmen wir gegen diesen Antrag. - Herzlichen Dank.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dr. Schmid. Ich erteile es ihm.

 

19.55.57

GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich möchte zu dem Geschäftsstück nur ein paar ganz kurze Bemerkungen anbringen. Es ist dies eine sehr wichtige Auftaktveranstaltung mit einem hohen symbolischen Wert für den großartigen Kultursommer 2021. Ich bin überzeugt, dass das ein großartiger Kultursommer wird, weil man für das Jahr 2021 viel Erfahrung aus dem Kultursommer 2020 mitgenommen hat. Dieses Open Air am 3. Juli am Wiener Rathausplatz oder hier im Wiener Rathaus hat natürlich etwas ganz Besonderes. Ich habe in den Medien unlängst gelesen: Warum machen die zwei Mal die Ode an die Freude innerhalb so kurzer Zeit? Einmal machen das die Symphoniker, einmal macht es das ORF Symphonieorchester. - Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist leicht erklärbar, das eine war vor dem Belvedere, das war ein europäisches Projekt von ARTE, ein großartiges europäisches Projekt, wo an einem Tag in neun europäischen Städten sämtliche Beethoven-Symphonien gespielt wurden, und Wien war dann halt um 20 Uhr mit der 9. Symphonie, der berühmtesten und bekanntesten, vor dem Belvedere dran. Das war also ein internationales Projekt von ARTE. Das, was jetzt für den 3. Juli hier geplant ist, das hat es schon in sich, das ORF Radio-Symphonieorchester und mit verschiedenen sehr experimentellen und auch modernen Einspielungen, die das begleiten werden. Ich habe das für besonders spannend und im höchsten Maße würdigungswert gefunden, dass sich Superar, ein Kinderchor mit Beethovens 9. Symphonie beschäftigt. Ich finde, das ist ein großartiges Experiment. Und dass dann noch Michael Köhlmeier den Text neu zu deuten oder Schiller neu zu lesen versucht und eine Textinterpretation macht, das ist genauso großartig. Ich werde mit großer Spannung da hinhören.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn man den Kultursommer 2021 mit Beethoven Nr. 9 eröffnet, dann ist das nicht nur eine Symbolik, die nach innen gerichtet ist, sondern auch eine große Symbolik, die nach außen gerichtet ist. Es zeigt Weltoffenheit, die europäische Idee, die Verbundenheit und die Solidarität, und das ist für eine Stadt wie Wien ganz großartig.

 

Erlauben Sie mir zum Abschluss noch zu den beiden grünen Anträgen zwei Worte zu sagen. Erstens einmal wurde ich darauf hingewiesen - das möchte ich aber nur in Erwähnung bringen -, dass vor allem von Katharina Cibulka bereits sehr viele künstlerische Interventionen zum Thema Feminismus gemacht wurden. Aber die Idee, hier etwas zu tun, ist ja eine, über die man auf jeden Fall diskutieren soll, ebenso die Idee der Nachnutzung oder Nutzung von bestimmten Räumlichkeiten. Ich halte das für eine sehr spannende Idee. Wir haben daher angeboten, das im Ausschuss ausführlich zu diskutieren und die Zuweisung vorgeschlagen. Das wurde von den grünen Kolleginnen und Kollegen abgelehnt.

 

Wir hätten das gerne im Ausschuss diskutiert, wir werden es bei Gelegenheit diskutieren, selbstverständlich auch unabhängig davon, wie dieses Abstimmungsverhältnis hier ausgehen wird. Das ist ein sehr wichtiges Thema, das durchaus interessant und wichtig genug ist, um es auch entsprechend weiter zu berücksichtigen.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular