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Gemeinderat, 12. Sitzung vom 28.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 80 von 106

 

Ausgangspunkt oder Verstärker einer wichtigen gesellschaftlichen Diskussion.

 

Kunst muss immer ein Stolperstein in der Wahrnehmung sein, hat unsere Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler einmal so treffend in einem Interview gesagt. Und ja, es ist unser Bestreben, dass gerade zeitgenössische Kunst für alle, egal, welchen Alters, welcher Herkunft, welcher sozialen Zugehörigkeit, in dieser Stadt sichtbar und erlebbar wird, also wenn man in der Früh auf dem Weg in die Arbeit oder am Weg in die Schule ist, oder wo immer man sich auch befindet, in Wien über zeitgenössische Kunst stolpert.

 

Kunst im öffentlichen Raum verschönert nicht nur, sondern sie bildet, sie erweitert den Horizont, sie zeigt auf. Öffentlicher Raum muss auch immer als Ort der gesellschaftspolitischen und kulturellen Auseinandersetzung verstanden werden.

 

Dieser verantwortungsvollen Aufgabe kommt KÖR, Kunst im öffentlichen Raum Wien, unter der Geschäftsführung von Martina Teig sehr gut nach, nämlich durch eine Belebung dieses öffentlichen Raums, sei es durch temporäre Projekte, aber auch durch permanente künstlerische Projekte. Dadurch soll die Identität der Stadt und eben auch einzelner Stadtteile im Bereich des Zeitgenössischen gestärkt sowie die Funktion des öffentlichen Raumes als Agora, also als Ort der Diskussion, des Austausches wiederbelebt werden.

 

Wir haben 2020 durch die KÖR-Förderung 25 Projekte unterstützen können, nämlich 5 permanente und 20 temporäre. Dabei wurden 4 Wettbewerbe umgesetzt und abgeschlossen. Ich denke, gehen wir einfach mit offenen Augen und mit Neugierde durch unsere Stadt, mit einer Neugier, die Dinge zu entdecken, die uns zum Nachdenken anregen, und lassen die Kunstwerke auf uns wirken. Denn bei einem ersten Blick hat man das oft noch gar nicht, beim ersten Erleben ist das also vielleicht noch gar nicht so gesickert. Das heißt, das muss in uns auch irgendwie wachsen.

 

Sicher sind dem einen oder anderen manche temporäre, manche permanente Projekte in Erinnerung. Ich möchte die Bilder in Ihren Köpfen jetzt einmal ein bisschen hervorkramen, indem ich ein paar Beispiele nenne. Mir persönlich ist zum Beispiel in Mariahilf die Zusatztafel zum Flakturm wichtig. Wir haben den Esterházypark neu umgestaltet. Es war uns sehr wichtig, dass man das, was im Flakturm drinnen ist - im Haus des Meeres gibt es eine kleine Ausstellung, eine kleine Dokumentation im Museum, die eben die Geschichte des Flakturmes beinhaltet -, nach außen trägt, dass wir hier eine Tafel haben, um den Flakturm zu kontextualisieren.

 

Als Frauenpolitikerin sind mir auch diese feministischen „Solange“-Projekte sehr wichtig, Interventionen von Katharina Cibulka, mit Tüll und Kabelbindern bestückte riesige Wände, die eben an Baustellen montiert werden. Mit diesem traditionellen Kreuzstich werden die Botschaften angebracht. Und wenn man auf der Tuchlauben ist - das ist einer der TouristInnenpfade, der halt mit diesen ganzen Flagship-Stores sehr wertvoll, also ein Ort des Wohlstandes ist -, sagt sie: „Solange er an der Börse abräumt, während ich meine kaum fülle, bin ich Feministin.“

 

Oder um noch einmal meinen Bezirk, den 6., herzunehmen, war auf der Linken Wienzeile zu lesen: „Solange du Augen-Höhen-Angst hast, bin ich Feministin.“ Da geht es darum: Frauen sind gut ausgebildet, streben nach vorne, wollen die Positionen, die ihnen auch zustehen, aber manche Männer haben dann, wenn Frauen den Berg erklimmen, auch oft diese Augen-Höhen-Angst.

 

Diese feministischen Statements sind im öffentlichen Raum so wichtig und auch so stimmig für Wien, das die Stadt der Frauen ist, und deshalb bin ich auch sehr froh, dass wir einige dieser Solange-Projekte auch im öffentlichen Raum hatten.

 

Die Förderung von Frauen zieht sich bei KÖR auch bei den Projektbeteiligungen durch. Wir haben bei den temporären KÖR-Projekten 51 Prozent Frauen und bei den permanenten KÖR-Projekten 60 Prozent Frauen.

 

Es wären einige weitere Projekte zu erwähnen, was meine Zeit nicht zulässt. Schauen Sie einfach auf die „koer.or.at“-Seite, denn ich glaube, zum Nachschauen braucht man wirklich auch die Bilder, die Fotos von den vielen Kooperationsprojekten, wie zum Beispiel der Wiener Linien bei der Stützmauer in der Hadikgasse, wo es um den Underground geht.

 

Beim Projekt im 20., Platz der Kinderrechte, ist es mir sehr wichtig, hier einen eigenen Platz für Kinder neu zu gestalten, auch diese Skulptur, die seit 2009 dort steht, eben kindgerecht mit einer Bodengestaltung zu integrieren, also auch einen Treffpunkt für Kinder in dieser Stadt zu machen.

 

Es gibt vieles, vieles mehr. Was mich aber auch in dem Ausschuss sehr beschäftig, ist eben auch dieses Brückenschlagen zu den verschiedenen Playern und Stakeholdern. Dabei sind mir als - sozusagen alte Zoomie - auch die Kinder in unserer Stadt sehr wichtig, das ZOOM-Kindermuseum, für das wir ein weiteres Standbein im Regierungsübereinkommen festgeschrieben haben. Auch den Dschungel tragen wir mit einem weiteren Standbein sozusagen nach Wien hinaus. Wir machen also auch viel für die Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt.

 

Frau Vorsitzende, erlauben Sie mir, auch noch den Dank an alle Verantwortlichen der Stadt auszusprechen, an unsere Stadträtin, an die MA 7, MA 8 und MA 9, an die vielen wunderbaren Menschen, die in den verschiedenen Kultureinrichtungen arbeiten, summa summarum an alle Kulturschaffenden. Ein großes Danke, dass Sie Wien so bunt und vielfältig machen.

 

Abschließend ein Satz: Veronica Kaup-Hasler hat einmal gesagt, Kunst ist wie ein Lebensmittel und Kunst ist überlebensnotwendig für die Zivilgesellschaft. Kunst darf alles. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir hier im Gegenzug alles tun, um den Kulturschaffenden auch das zu geben, was Ihnen zusteht, und Sie zu unterstützen. Das tun wir, das liest man im Rechnungsabschluss 2020, und deshalb bitte ich um Zustimmung zum vorliegenden Rechnungsabschluss. Vielen Dank.

 

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