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Gemeinderat, 12. Sitzung vom 29.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 103

 

vorstellen, wie es Leuten geht, die weniger gut beieinander sind. Ich versuche, es mir aber vorzustellen, ich versuche, aktiv darauf hinzuarbeiten, dass wir hier etwas für die Menschen der Stadt verbessern.

 

Seit 2 Wochen haben wir jetzt schon regelmäßig Temperaturen weit über 30 Grad. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik geht davon aus, dass dieser Juni als einer der heißesten in die Geschichte eingehen wird. Seit 254 Jahren wird das gemessen, und 8 der 10 heißesten Junimonate waren in den 2000er Jahren. Ich glaube, ich muss niemandem mehr erklären, dass der Klimawandel schon bei uns angekommen ist und dass es jetzt darum geht, wie wir den Menschen in unserer Stadt helfen können, damit zurechtzukommen.

 

Urbane Hitzeinseln besonders im dicht besiedelten Gebiet der Stadt zu kühlen, ist die zentrale Gesundheitsfrage der Gegenwart und der Zukunft. Hitze belastet, Hitze tötet mitunter sogar. Besonders gefährdet sind Menschen, bei denen das körpereigene Kühlen nicht gut funktioniert, das sind vor allem alte Menschen, chronisch kranke, das sind Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen, mit Atemwegserkrankungen, Menschen mit Lähmungen, weil unterhalb der Lähmungshöhe der Kühlmechanismus des Körpers nicht funktioniert. Das sind demenzkranke Menschen, die oft vergessen zu trinken. Ich habe das bei meiner Großmutter gemerkt, die vor ein paar Jahren verstorben ist. Wir mussten immer darauf achten, dass sie im Sommer genug trinkt, denn sonst wäre sie uns dehydriert. Säuglinge und Kleinkinder können ihren Körper auch noch nicht in dem Maße kühlen, wie das gesunde Erwachsene können. Auch sie sind besonders gefährdet.

 

Vorige Woche kam es zu einem 50-prozentigen Anstieg bei der Anzahl an Rettungseinsätzen. Statt der sonst üblichen zirka 800 waren es 1.200 pro Tag. Ich habe es erwähnt, Hitze tötet. Auch dazu gibt es Zahlen. Schauen Sie sich das einmal an, es gibt das Hitzemortalitäts-Monitoring der AGES. Daraus geht hervor, dass im Jahr 2017 in Österreich 375 Menschen an der Hitze gestorben sind, 2018 550 und 2019 198. Das ist die hitzeassoziierte Übersterblichkeit.

 

Auch auf die Psyche wirkt sich die Hitze natürlich negativ aus. Ich habe es schon erwähnt, bei mir selbst sind es Schlafstörungen, bei anderen können es Aggressionen sein, Ängste nehmen zu, Depressionen, und was wir natürlich alle merken, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab. Man fühlt sich einfach schlapp.

 

Aus all diesen Gründen ist es lebens- und überlebensnotwendig, dass wir den Menschen den öffentlichen Raum zurückgeben, ihn entsiegeln, ihn mit grüner und blauer Infrastruktur, also mit Pflanzen und Wasser kühlen. Dazu haben uns wir als Fortschrittskoalition das größte Förderprogramm für Klimawandelanpassungsmaßnahmen in der Geschichte der Stadt vorgenommen. Das ist einerseits eben dieses Förderprogramm „Lebenswerte Klimamusterstadt“ für die Bezirke, wo wir als Stadt den Bezirken mit 100 Millionen EUR unter die Arme greifen, damit sie in den Grätzln entsiegeln und begrünen können, Grätzlhauptplätze gestalten können, um die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner dort zu erhöhen.

 

Außerdem werden wir zusätzlich zu diesen vielen Bezirksprojekten vier große Straßen und vier große Plätze in Sinne der Klimawandelanpassung umgestalten. Ja, das zur Hitze und zur Klimawandelanpassung.

 

Nun komme ich zur Mobilität, meinem zweiten Lieblingsthema. Wir haben ja die CO2-Neutralität bis 2040 ins Koalitionsabkommen geschrieben, und deshalb ist es uns auch sehr bewusst, dass wir beim Kfz-Verkehr starke Impacts setzen müssen, weil der Kfz-Verkehr der höchste Treiber an CO2-Emissionen in Wien ist. Er verursacht viel Lärm, nimmt viel Platz im öffentlichen Raum in Anspruch, und deshalb ist es in unserem Interesse, den Kfz-Verkehr zu reduzieren.

 

Wir wollen den Umweltverbund, also Öffis, Rad und Fuß, weiterhin vorantreiben, sodass 80 Prozent der Wege in Wien in Umweltverbund zurückgelegt werden. Die WienerInnen sind mit 70 Prozent schon sehr gut dabei, aber bei den Einpendlerinnen und Einpendlern nach Wien ist es genau umgekehrt, da kommen zirka zwei Drittel mit dem Auto. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, diesen Anteil zu halbieren, und das Instrument dazu ist die Einführung des Parkpickerls für jeden Wiener Bezirk. Ich bin sehr froh darüber und der Frau Stadträtin auch sehr dankbar, dass Sie das jetzt so schnell umsetzt, statt dass man weiterhin jahrelang in ergebnislosen Diskussionen versucht, das optimale System zu finden, auf das sich alle einigen können und das es nicht geben wird. Setzen wir diesen ersten Schritt. Wir setzen um, wir machen!

 

Ja, wir werden uns auch damit befassen, was man dann mit den nicht mehr benötigten Parkplätzen tun kann, wie man sie anders nutzen kann. Dafür gibt es ja auch diese Förderung „Lebenswerte Klimamusterstadt“, mit der die Bezirke den Straßenraum neu gestalten können.

 

An dieser Stelle auch wieder mein Appell an das Land Niederösterreich: Bitte kümmern Sie sich um ihre Bürgerinnen und Bürger, die nach Wien pendeln wollen, damit sie dies nicht mit Auto tun müssen, damit sie einen attraktiven öffentlichen Verkehr vorfinden, damit sie dichte Takte auf den Bahnstrecken haben, damit es Buslinien in die von den Bahnstrecken weiter abgelegenen Dörfer gibt, damit es Park-and-ride-Angebote direkt an den Heimatbahnhöfen gibt.

 

Das Verbessern des Modal-Splits muss natürlich von beiden Richtungen angegangen werden, einerseits der Pull-Faktor weg vom Auto mit einem attraktiven öffentlichen Verkehr mit sicheren und schnellen Rad- und Gehrouten und andererseits der Push-Faktor, der eben das unbeschränkte Gratisparken im öffentlichen Raum einschränkt. Und beide Wege gehen wir zielgerichtet weiter.

 

Zum Aktivverkehr: Welche Maßnahmen setzen wir nun, um den Aktivverkehr attraktiver zu machen? - Wir haben 100 Millionen zusätzlich für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur vorgesehen, wir haben ein Schulwegsicherheitspaket im Ausmaß von 20 Millionen vorgesehen, um die Gefahrenstellen aus den Schulwegplänen auszu

 

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