Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 114
rein um das Organisatorische vor Ort kümmern kann, wenn es anders nicht geht.
Was sich aber irgendwie auch unserer Interpretation entzieht, dass es anders nicht gehen solle, ist, es geht in Schulen, es geht in vielen Bereichen der Gesellschaft, aber nein, im Kindergarten geht es nicht. Das kann und will ich einfach nicht glauben. Das Netzwerk elementare Bildung Österreich spricht sich auch für das Testen aus, die Personalvertretungen auch, das sei den Eltern zumutbar. Eine Lösung wäre ja zum Beispiel auch, dass die Eltern zu Hause testen. Wenn Sie jetzt aber das Argument bringen, dass man die Eltern nicht zusätzlich belasten darf, was ich mir irgendwie vorstellen kann, dass das kommt, möchte ich Ihnen noch etwas erzählen: Es gibt diese Social-Media-Gruppe der städtischen Kindergärten, wo mehrheitlich die Personen, die da dabei sind, das Testen sehr unterstützen, und vielen wäre es sogar recht, wenn es verpflichtend wäre. Denn sich auf die Freiwilligkeit zu verlassen, das geht nicht, das geht nicht in Österreich, das geht nicht in Wien, das geht nirgends. Und ich durfte gerade erst am Freitag als Diskutant an einer Podiumsdiskussion vom Netzwerk elementare Bildung Österreich teilnehmen. An diesem Abend wurde eine Studie präsentiert, die besagt, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung flächendeckende verpflichtende Tests von Kindergartenkindern wünscht.
Also Empfehlungsschreiben der städtischen Kindergärten und Bitten um freiwillige Selbsttests bei den Kindern helfen nicht mehr. Wenn man bei den Schulen so vorgehen würde, bin ich mir nicht sicher, wie viele Schulen jetzt noch offen wären. Die Eltern vertrauen dieser Freiwilligkeit nicht und viele sind sogar so verzweifelt, dass sie ihre Kinder aus den Gruppen nehmen. Da gibt es auch schon einige Fälle. Vermutlich haben einige von Ihnen auch Kinder im Kindergartenalter und dann frage ich Sie wirklich offen, wie es Ihnen damit geht, dass die Wiener Stadtregierung keine Antwort auf Corona im Kindergarten hat. Natürlich sind Sie da nicht allein verantwortlich, ich darf auch den Gesundheitsstadtrat adressieren, durchaus, und er weiß, dass Sie da beide zusammenarbeiten müssen, aber da sollte jetzt wirklich einmal was weitergehen.
Eine Kollegin sagt, das Damoklesschwert, dass der Kindergarten jederzeit zusperren kann, schwebt über allen Eltern. Sie sagt, für sie fühle sich die Situation im Kindergarten an wie Russisches Roulette. Sie sagt, sie habe ständig Angst, dass es von jetzt auf gleich heißt: Tut mir leid, wir müssen schließen. Eine Mutter wiederum schreibt mir: „Wir haben nur ein Kind und schaffen es jetzt mit Mühe und Not, sie ein paar Wochen aus dem Kindergarten zu nehmen, aber viele können das nicht.“ - Und ich glaube, die sprechen für ganz viele Eltern, denen es gerade genauso geht, denn diese Eltern sind wirklich verzweifelt, weil sie erstens ihr Kind nicht ausreichend geschützt sehen und weil sie dauernd Angst vor einer Schließung haben müssen. Und ich finde, sie haben recht.
Die Lösung kann aber jetzt nicht sein, dass man hergeht und einfach nicht mehr testet oder gar nicht zu testen beginnt. Herr Bildungsstadtrat, Sie sagen selbst, Sie wollen zukünftig Gruppen erst sperren, wenn sich ein Cluster gebildet hat, aber ich frage Sie, wie wollen Sie denn einen Cluster überhaupt erkennen, wenn Sie nicht testen. Und Sie sagen auch richtigerweise, dass geschlossene Gruppen bei vielen Berufsgruppen zu Problemen führen würde, vor allem bei Berufsgruppen, die wir auch ganz dringend brauchen in der kritischen Infrastruktur. Ich sage Ihnen, das Testen ermöglich es ja erst, dass diese Kindergärten und Gruppen offen bleiben, deshalb verstehe ich das nicht ganz.
Zum Schluss aber ein wenig Optimismus, wenn ich einen Tweet von NEOS-Wien lese, die schreiben: „Es wird aber intensiv daran gearbeitet, ein valides, qualitativ hochwertiges PCR-Lutscher-Testsystem für Kindergärten zur Verfügung zu stellen, das das bestehende ‚Alles Gurgelt!‘-Angebot sinnvoll ergänzt.“ - Ich würde sagen, lassen Sie sich bitte nicht mehr so viel Zeit damit, schaffen Sie dieses Angebot endlich, schaffen Sie Taten statt Worte, stimmen Sie unserem Antrag zu, das wäre eine Maßnahme, die von mehr Wertschätzung gegenüber den Pädagoginnen, Pädagogen und Assistentinnen, Assistenten zeugen würde als eine gehisste Fahne am Wiener Rathaus. - Vielen Dank.
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist Frau GRin Janoch zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr, sobald die Desinfektion erfolgt ist, wofür ich mich auch bedanken möchte.
GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat! Liebe Wienerinnen und Wiener!
Der Kindergarten ist der erste Ort, wo Bildung anfängt, und darf durch falsche Maßnahmen nicht zum Stillstand verurteilt werden. Im Kindergarten wird der Grundstein für ein bildungsreiches Leben gelegt, jedes Kind hat das Recht auf einen erfüllten, ganzheitlichen und gut betreuten Kindergartenalltag. Als Diplomelementarpädagogin und Hortpädagogin möchte ich jetzt ganz gezielt das Bewusstsein und den Fokus darauf richten.
Diese Woche fand der Tag der Elementarbildung statt, es ist an der Zeit und auch schon längst überfällig, schauen wir gezielt hin und nehmen wir diese Berufsgruppe unter die Lupe. Was ist notwendig, um gemeinsam Verbesserungen zu erzielen, was braucht es für Kinder, PädagogInnen und Familien? In Wien entstehen zwar kontinuierlich neue Kindergärten, aber was bringt es unseren Kindern, wenn kein Mensch nach einer bestandenen Ausbildung dort arbeiten möchte? Eine berechtigte Frage in dieser aktuellen Zeit. Durch aktives Handeln muss das Bildungsgeschehen in elementaren Bildungseinrichtungen mehr Transparenz, Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren. Wir malen, spielen und basteln, wir singen und musizieren, wir machen Ausflüge und wir bereiten die Kinder auf den Schuleintritt vor - ein klassisches Bild und ein klischeehaftes Bild einer Kindergartenpädagogin, in der Gesellschaft leider noch viel zu oft die Tante genannt.
Doch dieses abstrakte Bild entspricht schon lange nicht mehr der Realität und Tante ist auch keine Berufsbezeichnung. Die Erwartungen von Eltern und der Gesellschaft sind an elementarpädagogischen Einrichtun
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