Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 114
rungen wiederholt, die Sie alle kennen. Das Motto dieses Tages „let‘s get loud“ passt sehr gut zu den lauten Protesten, die im Zuge der Betriebsversammlungen im Herbst formuliert wurden. Und was machen Sie als Bildungsstadtrat, als Stadtregierung an diesem Tag? Sie hissen eine Fahne als Zeichen der Anerkennung den Pädagoginnen und Pädagogen gegenüber. Wertschätzung gegenüber allen PädagogInnen, für offene Gruppen. Also ich war zuerst wirklich sprachlos und habe mir diese Fahne zwei Mal angeschaut, weil ich es für einen Witz gehalten habe: Ganz ehrlich, elementare Bildungseinrichtungen brauchen wirklich alles jetzt außer einer Fahne. Ich verstehe das nicht.
Aber wir unterscheiden uns zum Glück inhaltlich nicht in allen Fragen so deutlich wie in dieser Frage. Viele Parteien haben ähnliche Forderungen schon aufgestellt: besserer Fachkraft-Kind-Schlüssel, kleine Gruppen, der Stufenplan, eine bessere Bezahlung, eine Ausbildungsoffensive. Und auch da, Frau Kollegin Emmerling, ziehen wir an einem Strang. Da muss ich Ihnen aber auch sagen, dass ganz viel im Bereich Ausbildung gerade vom Bund kommt, wenn ich an den neuen Hochschullehrgang Elementarpädagogik denke, an den Hochschullehrgang Inklusive Elementarpädagogik, auch sehr wichtig, an den Bachelorstudiengang und neuerdings auch an die gelockerten Aufnahmebedingungen für die BAfEPs. Das sind wirklich sehr gute Schritte, und dort, wo wir in Verantwortung sind, tun wir.
Es gibt Absichtserklärungen aller unterschiedlichen Parteien, das finden wir gut, wir können heute auch vielen Anträgen durchaus zustimmen. Es gibt aber einen Punkt, wo wir uns ganz klar von Ihnen als Stadtregierung distanzieren müssen. Das wird Sie jetzt auch nicht sonderlich überraschen, denn wir reden schon öfters darüber, seit vielen Monaten, und ich muss es leider wieder wiederholen, dass sich trotz vieler Worte auch in dem Bereich nichts tut, und Sie wissen, was jetzt kommt: Die Wiener Kindergärten, die Kindergruppen, die elementarpädagogischen Einrichtungen brauchen eine Corona-Teststrategie. Sie sind die Kleinsten in unserer Gesellschaft, sie sind schlecht geschützt. Sie wissen das alle, aber irgendwie tun Sie so, als gäbe es das Problem im Kindergarten ganz einfach nicht. In den Schulen wird manchmal drei Mal pro Woche sogar PCR-getestet, es werden Luftfilter angeschafft - zu denen wir auch schon mehrfach gesprochen haben, da werde ich mich heute nicht mehr wiederholen -, der Kindergarten wird im dritten Jahr der Pandemie komplett ignoriert. Eine Pädagogin schreibt mir auf die allgemeine Situation bezogen, ich darf sie zitieren: „Irgendwie fühlt es sich echt gut an, wenn in der Schule die Sachlage ernstgenommen wird, mit verpflichtenden Tests, et cetera, und im Kindergarten seit Jahren kein Schutz für die PädagogInnen, BetreuerInnen stattfindet. Wir können keinen Abstand halten, wir werden angerotzt und angehustet und die Kinder werden geschickt, egal, wie verkühlt sie sind. Getestet werden viele der erkälteten Kinder nicht.“ - Ich muss ganz ehrlich sagen, in Wien läuft vieles gut bezüglich der Corona-Schutzmaßnahmen, das finde ich wirklich, aber im Kindergarten muss man fast schon von einem Totalversagen sprechen.
Ich habe noch gut Ihre Argumente gegen die Lollipop-Tests im Ohr und ich möchte Ihnen kurz erklären, warum Sie in Ihrer Argumentation nicht richtig liegen. Das erste Argument lautet, die Kinder können das nicht. Dazu ein kleiner Erfahrungsbericht, den ich aus einem Kindergarten in Niederösterreich erhalten habe. Ich wurde auch von einer Pädagogin aus einem Kindergarten angeschrieben, der nach langem Hin und Her Lollipop-Tests bekommen hat, Antigen-Lollipop-Tests zwar, aber immerhin, besser als nichts - schreibt mittlerweile auch der „Falter“. Eine Pädagogin schreibt mir von ihrer Gruppe der Drei- bis Fünfjährigen: „Geht total problemlos, selbst die schüchternsten Kinder machen gerne mit. Wir machen ein Spiel draus, wer am schnellsten den blauen Punkt sieht. Enttäuscht sind nur die Kinder, die der Eltern wegen nicht mitmachen dürfen. Es ist auch kein großer Aufwand, sondern einfach drei Mal die Woche ein kurzes morgendliches Spiel.“
Und das, was diese Kinder sehr wohl zeigen können, zeigen auch die Beiträge im ORF, die regelmäßig ausgestrahlt werden aus anderen Bundesländern, das zeigt Ihre Pilotstudie zu dem Thema, auf die wir immer noch warten - lange versprochen -, das zeigt eigentlich alles, was dazu medial veröffentlicht wird. Was aber macht Wien? Wien wartet seit Monaten auf diese PCR-Lollipop-Studie, die Sie schon für Herbst angekündigt hatten. Als Wissenschaftlerin unterstütze ich natürlich sehr gerne Studien, aber schön langsam frage ich mich, wie lange wollen Sie eigentlich noch warten und geht’s hier wirklich um diese Studie oder geht’s um etwas anderes. Mir fehlt dazu wirklich jede Phantasie.
Argument Nummer 2: Die Tests sind nicht sicher genug. Das ist auch etwas, was Sie als Gegenargument gerne wiederholen und da wundere ich mich schon darüber, da gerade die PCR-Lollipop-Tests eine sehr hohe Sensitivität aufweisen. VirologInnen sagen sogar, drei Antigen-Lollipop-Tests in Wien wären besser als gar kein Test. Wenn das mittlerweile sogar schon VirologInnen sagen, bei aller Vorsicht, was die Antigen-Tests betrifft, jeder Fall, der erkannt ist, ist gut, jeder Fall, der erkannt wird, um Cluster zu verhindern und Gruppen offen zu halten, ist aus unserer Sicht gut.
Argument Nummer 3: Sie wollen die Pädagoginnen und Pädagogen nicht belasten. Ich sage Ihnen dazu, viele Pädagoginnen und Pädagogen würden diese Belastung sehr gerne in Kauf nehmen, da sie sich auch selbst sicherer fühlen würden, und ich kann Ihnen auch sagen, dass ich persönlich als Lehrerin froh war, als wir diese Antigen-Tests anfänglich bekommen haben. Mittlerweile sind es ja drei Mal pro Woche - zumindest an meiner Schule - PCR-Tests. Ja, da geht es ganz oft um persönliches Sicherheitsempfinden, und auch das ist aber eine wichtige psychologische Komponente, die man nicht unterschätzen darf. Im Kindergarten gibt es aber nicht einmal das. Und falls Sie sich fragen, wer diese Tests dann kontrollieren soll, auch da hätten wir Lösungen anzubieten, mit Aushilfspersonal, das sich einmal
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