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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 23.02.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 128

 

waren wir relativ verwundert darüber, dass eine angebliche Kulturpolitikerin in Zeiten wie diesen die Erste ist, die daran denkt, diverse Häuser zuzusperren, was ich auch gewissermaßen für eine Bankrotterklärung halte. Aber was Wien anbelangt, haben Sie uns da grundsätzlich natürlich auch als Unterstützer, die gesamte Kunst- und Kulturbranche angesichts der schwierigen Situation oder auch der vergangenen schwierigen zwei Jahre wieder auf Vordermann zu bringen. Allerdings, und das werden Sie natürlich auch aus der Vergangenheit her wissen, natürlich nicht immer zwingend in jedem Haus und bei jedem Förderansuchen, nach dem Prinzip, koste es, was es wolle. Und da wäre meine Zusatzfrage jetzt dahin gehend: Können Sie sich vorstellen, für jene, die Förderansuchen stellen, gewissen Parameter festzulegen, dass bei einer Gewährung von Fördermitteln hier zumindest bei den Theaterkennzahlen, was öffentliche Subventionssummen pro Besucher, und so weiter betrifft, ein Mindestmaß eingezogen wird, um hier Förderungen in Zukunft zu gewährleisten? Denn wir haben in Wien schon ein bisschen den Eindruck, dass vielleicht der eine oder andere Verein oder das eine oder andere Haus etwas am Publikum vorbei produziert, und es ist uns doch auch ein Anliegen, dass es zu einem regen Publikumsinteresse, insbesondere auch bei geförderten oder subventionierten Institutionen kommt.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ja, danke für die Frage, das ist natürlich ein Anliegen. Das ist ein vollkommen richtiges Anliegen, dass man sagt, Steuergelder sollen auch sinn- und zweckgemäß gut veranlagt werden. Aber ich glaube, die Pandemie zeigt uns Folgendes auf: Die reinen ökonomischen Parameter sind jetzt keine Hilfe. Die Auslastungszahlen sind nicht unbedingt ein Beweis dafür, wie gut oder wie schlecht ein Theater agiert, da es einfach auch eine Frage ist, wo steht das Theater, ist es in einer Anfangsphase, muss ich das erst neu positionieren, was ist der Auftrag des Theaters. Ich glaube, wir brauchen nämlich auch diese experimentellen Orte, die immer in der Geschichte … ich lese gerade die Biographie von Samuel Beckett und man könnte nur weinen, wie wenige Zuschauer der gehabt hat bei seinen ersten Stücken. Bis er seine ersten Erfolge eingeheimst hat, da vergingen zig Jahre, und das war nie ein Massenprogramm. Trotzdem wissen wir, das war ein Weltdramatiker, auf den wir alle in Europe stolz sein können. Das heißt, wir brauchen unterschiedliche Parameter.

 

Was für mich entscheidend ist in einer Zeit, wo wir Evaluierung neu denken müssen, ist, dass vielleicht zu diesen ökonomischen Kennzahlen, die wir haben, andere dazukommen, nämlich auch die Frage, welche Öffentlichkeit stellt so etwas her, werden die eigenen Kriterien erfüllt - denn wenn die nicht erfüllt werden, dann haben wir wirklich ein Problem. Und da sind wir eigentlich im permanenten Austausch. Ich habe mir jetzt auch noch einmal zum Beispiel das Theater an der Wien angesehen - das haben Sie vielleicht auch angeschaut, das ja sehr stark renovierungsbedürftig ist und jetzt geschlossen wird -, auch zum Verständnis, warum das kein Repertoiretheater ist und sie immer en suite spielen müssen. Wenn man sich da die baulichen Gegebenheiten anschaut, versteht man, dass diese es gar nicht zulassen, dass man Kulissen irgendwo ins Abseits stellen kann, im Unterschied zur Staatsoper, die in den Seitenbühnen und Hinterbühnen ganz vieles auf Halde lagern kann, um es dann sehr schnell und ohne große Mannkosten wieder auf die Bühne transportieren zu lassen. Das ist im Theater an der Wien baulich gar nicht gegeben und wir werden selbst nach einer Renovierung hier keinen Raumzugewinn haben können. Das heißt, räumliche Gegebenheiten bedingen auch bestimmte Spielformen, und die bedeuten dann wieder etwas anderes für die Programmatik, für das gesamte Haus. Aber das ist permanent zur evaluieren und selbstverständlich sind wir da schon auch sehr kostenbewusst.

 

Ich glaube nur, dass die Zeit der Pandemie so einen Ausnahmezustand bildet, dass wir unsachlich wären, würden wir die Parameter, die wir noch 2019, 2018 angewandt haben, einfach auf diese jetzige Situation umlegen. Das heißt, machen wir alles, damit wir möglichst schnell wieder in eine Normalität kommen, dass wirklich auch wirtschaftlich effizient gearbeitet werden kann, dass das Zutrauen des Publikums auch wieder da ist, und das ist einfach in Relation zu der Pandemie und in der Situation, in der wir jetzt leider noch stecken.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Berner gestellt. Bitte schön.

 

10.07.01

GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Danke sehr für die Ausführungen. Sie haben das jetzt selber auch gesagt, es geht um die Aufträge, die die einzelnen Häuser haben. So ein Kulturraum wie die Stadt Wien ist ein großes, komplexes System, da macht es natürlich nicht Sinn, über Schließungen oder Nichtschließungen von Einzelnen zu sprechen. Es macht aber schon einen Sinn, über eine Gesamtstrategie zu sprechen und über die Aufträge an die einzelnen Häuser. Auf Bundesebene gibt es so etwas wie die Entwicklung einer Kulturstrategie, es sind auch die Länder eingebunden, deshalb geht meine Frage in die Richtung: Was sind die Schritte, die Sie als Stadträtin im Rahmen der Kulturstrategie auf Bundeseben setzen, was sind die nächsten Schritte, die Sie für eine Kulturstrategie, für einen Kulturentwicklungsplan in Wien setzen?

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin,

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke für diese Frage. Wir haben jetzt die Ausschreibung für die Erstellung einer Kulturstrategie fertig, die geht dieser Tage sozusagen hinaus. Wir haben ja schon sehr viel früher begonnen, das aufzusetzen, haben aber von Anfang an Wert drauf gelegt, dass es auch wirklich profunde Dialogformate gibt, die auch partizipativ die Szenen mit einbinden. Das macht das natürlich langsamer und Covid hat uns da wirklich einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil diese Dialogformate nicht stattfinden konnten. Deswegen, mit einer auch mir ärgerlichen Zeitverzögerung können wir jetzt starten, die Ausschreibung ist da, in Sachen Bund sind wir in einem wirklich guten

 

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