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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 23.02.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 16 von 128

 

Austausch. Der Bund hat ja sozusagen in vielen Bereichen nachgezogen, also die ganze Fair-Pay-Agenda, die wir ja schon 2019 in einem Symposium auf den Tisch gebracht haben und wo wir ja wirklich auch, Gott sei Dank, dieses Thema in andere Bundesländer weitergetragen haben. Salzburg und andere sind uns da nachgefolgt, das freut mich sehr. Auch der Bund hat mit diesem Fairnessprozess jetzt einen weiteren Schritt gesetzt, hier sind wir eingebunden. Ich glaube, dort geht es auch nicht schneller, da die Einbindung von neun Bundesländern ja auch kein Leichtes ist. Wir geben da unsere Expertise und unsere bisherigen Erfahrungen gerne weiter und haben ja schon die ersten Fair-Pay-Maßnahmen evaluiert, wissen jetzt, wo wir hier weiter strategisch aufbauen.

 

Aber die Kulturstrategie sollte jetzt ausgeschrieben werden. Wir brauchen eine gute - da können Sie auch alle bitte mithelfen - Prozessbegleitung, das können meine Beamten nicht allein schaffen, und auch mein Team nicht. Und da freuen wir uns über Hinweise, es wird bald online und publik sein.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Eppinger gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

10.10.15

GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin, ich habe Ihnen wie immer sehr aufmerksam zugehört! Erstens freue ich mich, dass Sie die Kulturstrategie jetzt auf den Weg bekommen, offensichtlich haben Sie jetzt die richtigen Fragen gefunden, wie wir uns im Ausschuss ja schon ausgetauscht haben. Zweitens, Sie haben vollkommen recht, was Räume und Theater betrifft. Das Theater an der Wien mit diesem kleinen Eingang ist mir vollkommen bekannt, und diese kleine Bühne, wo man nichts dahinter stellen kann. Ich sehe es auf Grund der Anfrage hier weniger radikal als die grünen Kollegen, man muss ja nicht das Theater gleich sperren, weil sie nicht gut performen. Und Sie haben natürlich vollkommen recht, gerade in Pandemiezeiten ist der ökonomische Parameter nicht wirklich alleinig entscheidend für den Erfolg einer Bühne. Allerdings, wenn wir uns die zweitgrößte Sprechbühne in Wien anschauen, das Volkstheater - wir reden ja oft darüber -, dann muss man natürlich auch ökonomische und wirtschaftliche Parameter heranziehen. Und wenn man sich hier die Auslastung ansieht, die irgendetwas zwischen 37 und 41 Prozent performt (Zwischenruf.) - Moment, ich bleibe fair -, und dann sieht man sich an, im November 69 Prozent - warum? - na klar, weil das Angebot hier plötzlich gestimmt und es zwei ausverkaufte Konzerte vom geschätzten politischen Mitbewerber Dr. Marco Pogo und seiner Turbobier-Band gegeben hat. -

 

Also liegt es vielleicht auch am Angebot, das man dort vielleicht adaptieren könnte. Man gewinnt irgendwie den Eindruck, man hält am Spielplan fest, komme, was wolle, weil man ohnehin genug gefördert wird. Und in mir schlummert ein wenig die Angst, dass dann einfach einmal die Forderung nach mehr Fördergeld kommt, ohne dass man sich überlegt, was denn die Ursachen dafür sein könnten. Ich weiß aus Interviews auch, Sie wollen dem Theater mit dem Kay Voges gerne drei Jahre Zeit geben. In Ehren, müsste man nicht auch einmal eine Halbzeitbilanz machen, wohl wissend - aber das betrifft ja alle Theater -, dass wir auch in einer sehr schweren Zeit sind?

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke, Herr Gemeinderat, für diese Frage, die zu keinem besseren Zeitpunkt erfolgen könnte, weil wir gerade im Volkstheater sehen, was Geduld und Beobachtung bedeuten. Im November hatten die noch nicht einmal 70 Tage gespielt. Sie haben es mit einem Theater zu tun, das wirklich ein Stück Erfolgsgeschichte ist. Wir haben seit 1972 keine Einladung zum Theatertreffen in Berlin und das ist sozusagen wirklich der Oscar der Theaterlandschaft. Da bestimmt eine Jury unter 768 Vorstellungen, die gesichtet wurden, die 10 besten im gesamten deutschen Sprachraum. Zwei von diesen zehn kommen aus Österreich, beide kommen vom Volkstheater. Und ich gebe zu, das hat einen irren Aufschwung auch im Theater bewirkt, sozusagen eine Ehrung. Das Team ist irre motiviert, die Mitarbeiter sind motiviert, nachdem es jahrelang wirklich auch künstlerisch wie ökonomisch dahingesumpert hat. Das muss man wirklich sagen, es war schwierig, ganz schwierig. Die Anna Badora hatte aber auch nicht diese Unterstützung, wie wir sie jetzt geben können. Und jetzt kann ich sagen, wenn Sie sich diese prämierte Vorstellung von „Die Humanisten“ von Ernst Jandl anschauen, die ist ausverkauft, und das hat auch andere Vorstellungen mitgezogen.

 

Der Spin, dass es schlecht läuft, verbreitet sich sehr schnell, und da hatte es das Theater irre schwer, die Menschen zu aktivieren, in ein Theater zu kommen, noch dazu in Corona-Zeiten. Seitdem diese Veröffentlichung da ist und dieser neue Wind im Theater weht, sind die Vorstellungen weitestgehend ausverkauft. Und das ist einfach eine Sensation. Ich lasse mir das gerne geben und lege es Ihnen beim nächsten Ausschuss gerne vor, die letzten zwei Monate waren wirklich gigantisch, wir haben alle anderen Theater dieser Stadt in der Auslastung sozusagen überflügelt. Das gibt mir Hoffnung und das zeigt mir auch, wir müssen manchmal auch ein bisschen Geduld haben, das wird sich nicht jedes Jahr so wiederholen.

 

Zum Spielplan kann ich nur sagen - ich habe ja selbst als Dramaturgin am Theater Basel gearbeitet -, Spielpläne sind wahnsinnig komplex, noch dazu in Corona-Zeiten, wo dann schnell Leute ausfallen und plötzlich irgendwelche Vorstellungen nicht stattfinden können, weil irgendeiner der Schauspieler, der Schauspielerinnen positiv ist. Aber die werden natürlich den Spielplan des nächsten Jahres schon haben, denn es geht ja auch um Engagements, um Gäste, um Leute mit vielen Verpflichtungen, und so weiter. Da muss man die eigenen Schauspieler halten. Also das ist ein unglaublich komplexes Werk, das man vor sich hat. Und je komplexer, also je mehr Musik zum Beispiel dabei ist, wie bei der Staatsoper oder beim Theater an der Wien, um so längerfristig sind die Planungshorizonte und umso schwerfälliger sind diese Betriebe, auch schnell zu reagieren. Jetzt schauen die natürlich schon, dass sie diese Erfolgsproduktionen

 

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