Gemeinderat, 20. Sitzung vom 23.02.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 128
wir uns die Energiepreise europaweit ansehen, dann sehen wir, dass es verglichen mit jenen Ländern, in denen jetzt auf Grund des starken Windes die Erneuerbaren sozusagen massiv ins Netz geflossen sind - also Deutschland -, riesige Unterschiede in den Energiepreisen gibt.
Deswegen halte ich das für extrem wichtig, dass wir diesen Schritt sehen, denn raus aus Gas, raus aus den Fossilen ist letztendlich auch ein riesiges Friedensprojekt. Deswegen bin ich wirklich stolz, dass die Stadt Wien auch mit dem Klima-Fahrplan ganz klar ja sagt: Wir gehen raus aus Gas. Ich bin auch stolz, dass die Wien Energie als der größte Energieversorger der Stadt ja schon im Herbst mit der Dekarbonisierungs-Strategie, ich würde sogar sagen, einer Defossilisierungs-Strategie ganz klar den Weg aufgezeigt hat, wie das funktionieren kann. Das ist natürlich ein gigantisches Unterfangen, da geht es nicht nur um Zahlen - 2030, 2040, 2050 -, dahinter müssen ja konkrete Projekte liegen.
Auch die Wien Energie hat gezeigt oder zeigt, in welche Richtung das geht. Eine der wesentlichen Stellschrauben, der wesentliche Hebel, dass wir überhaupt in diese Richtung kommen, bevor wir über die Erneuerbaren sprechen, ist das Thema der Energieeffizienz. Wir müssen damit starten, dass wir unseren Primärenergieverbrauch reduzieren, de facto halbieren, sonst schaffen wir es nicht, diese Transformation mit den Erneuerbaren auch tatsächlich zu realisieren.
Einer der größten Bereiche, ich erwähne das hier immer wieder, weil es in der Diskussion über Mobilität und Strom fast zu wenig vorkommt, ist das Thema der Wärmewende, also der Ausstieg aus den Fossilen für die Wärme und auch für die Kälte. Das bedeutet für uns, dass wir letztendlich in großen Bereichen Erdwärmesonden als Zwischenspeicher für die Sommerwärme und auch die Winterkälte ausbauen werden. Dieser Klima-Fahrplan, das sind nicht nur Überschriften, sondern dahinter liegen ja jetzt schon Projekte, die simultan realisiert werden. Also auch die Energieabteilung ist im Moment dran, bis Ende des Jahres eine ganz konkrete Wärme-Kälte-Strategie 2040 auszuarbeiten, weil wir genau wissen müssen, wo wir Erdwärmesonden bohren können, wo das möglich ist, wie das ausschaut, ob das technisch überhaupt möglich ist. Es gibt auch viele Forschungsprojekte dazu.
Nur als Beispiel: Das Forschungsprojekt AnergieUrban, das zeigt die Machbarkeit einer großflächigen Wärmeversorgung in den bestehenden Stadtteilen, denn wir sprechen in Wien ja von einer riesigen Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern, das ist ja keine kleine Stadt und das muss man auch im europäischen Vergleich sehen. Es gibt kaum eine Metropole, die diesen mutigen Schritt raus aus Gas tatsächlich macht. Das wird auch von den NGOs anerkannt, das finde ich auch immer gut. Global 2000 hatte heute auch wieder eine Pressekonferenz, in der klar darauf hingewiesen wird, dass Wien das einzige Bundesland ist, das ein klares Bekenntnis zu raus aus Gas gegeben hat. Kein anderes Bundesland in Österreich hat das gemacht. Es wäre mir auch wichtig, da in den ÖVP-geführten Bundesländern doch ein Stückchen mehr voranzuschreiten, denn sonst schaffen wir diese Wende nicht.
Wir haben auch ganz klar gesagt - das ist im Klima-Fahrplan auch noch einmal festgehalten -: Kein erneuerbares Gas für die Raumwärme. Das war eine Frage der FPÖ, warum man das dort nicht nutzt. - Na ganz klar: Weil es energetisch keinen Sinn macht, das wäre eine Energieverschwendung. Wir brauchen die sogenannten synthetischen Gase, also die erneuerbaren Gase, vor allem für die Hochtemperaturprozesse in den Kraftwerken, aber natürlich auch in der Industrie, das ist extrem schwierig. Das heißt, wir haben auch da eine ganz klare Strategie, zu sagen, erneuerbares Gas geht nur in den Bereich Kraftwerke, Industrie, aber nicht in die Mobilität oder nicht in die Individualmobilität, das wäre eine Energieverschwendung.
Das Thema des Monitorings wurde diskutiert oder wird von der ÖVP zu Recht diskutiert. Ich halte das total für wichtig, ich habe das auch immer verlangt. Wie schaffen wir dieses Monitoring? - Wir haben ja in diesem Fahrplan nicht nur Maßnahmen hinterlegt, wir haben auch für alle Sektoren, sei es die Mobilität, seien es die Gebäude, sei es der Energiesektor, sei es im Bereich Abfall, klare Dekarbonisierungs-Pfade definiert, also festgelegt, wie viele Treibhausgase Wien bis 2040 eigentlich noch emittieren darf, damit wir die Klimaneutralität schaffen. Es sind diese knapp 60 Millionen Tonnen, das bedeutet nahezu eine Einsparung von 200.000 Tonnen pro Jahr. Das ist gigantisch viel, dahinter liegen wahnsinnig viele Projekte und ja, das ist gar nicht so leicht aufzustellen.
Ich muss sagen, es ist einmal wichtig, diesen Prozess zu etablieren, über alle Abteilungen, über alle Bereiche der Stadt, um auch zu sagen, wir haben diese Projekte, um diese Einsparungen tatsächlich zu erreichen. Auch das hat kein anderes Bundesland, das hat keine andere Stadt, das ist eigentlich etwas, das ich auch von der Bundesregierung verlange, dass wir endlich über verpflichtende Treibhausgasbudgets und ein Klimaschutzgesetz sprechen, an denen wir diese Veränderung und die Reduktion bis 2040 auch tatsächlich messen können. Ich halte das für wichtig.
Wien geht diesen Schritt vor, und das finde ich gut so. Weil oftmals die Frage kommt: Na ja, sind die Erneuerbaren nicht teurer, belasten wir damit nicht die Bevölkerung? - Da sage ich Nein, denn die Bevölkerung belasten wir, indem wir beim bestehenden fossilen Energiesystem bleiben. Wir haben es bei den Gaspreisen gesehen, die sich ja dann verzehnfacht haben, was sich letztendlich auch in den hohen Strompreisen manifestiert. Wenn man diesen Weg in Richtung Solar, Erdwärmesonden, Wärmepumpensystem mit Energienetzen geht, dann reduzieren sich auch die Energiekosten. Also nur ein kleines Beispiel: Bei einem Erdgassystem wären das pro Jahr zirka 10 EUR/m², gehe ich auf so ein Erdwärmesonden-, Wärmepumpensystem, also ein erneuerbares System, dann bin ich deutlich unter 9 EUR. Ja, das ist mit den jetzigen Technologien heutzutage nicht notwendig, dass wir das neu erfinden müssen, wir müssen nur die verschiedenen Sektoren koppeln, also die Mobili
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