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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 23.02.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 128

 

wurde, kann man nicht einfach zeitlich einteilen. Wenn man sich nach der Familiendynamik orientiert, dann darf es einfach keine vorgeschriebene Uhrzeit geben. Vielmehr braucht es so viel Flexibilität wie möglich, ohne Uhrzeitbeschränkung, an sieben Tagen die Woche.

 

Es muss auch schnell reagiert werden können, wenn zum Beispiel ein Kind um Hilfe ansucht. Und was es auch braucht, ist eine möglichst zeitnahe Evaluierung. Denn wir müssen schnell reagieren, rasch das System der ambulanten Betreuung anpassen, ausbauen, wenn Bedarf besteht, und zu einem engmaschigen Sicherheitsnetz machen. Was wir ebenfalls brauchen, ist ein jährlicher Bericht, in dem wir die Entwicklungen erkennen und auch, wie viele Abnahmen verhindert werden konnten. Auch die Frage, was die Herausforderungen waren, was Familien brauchen und was auch die betreuenden Personen brauchen, muss gestellt werden.

 

Wir möchten zu diesen Punkten einen Antrag bringen. Wir bitten um Zuweisung, denn ich denke, die Sicherheit der betroffenen Kinder muss ermöglicht werden. Hier braucht es einfach eine fraktionsübergreifende Zusammenarbeit und einen ehrlichen und faktenbasierten Austausch.

 

Ich habe noch eine große Bitte. Hören Sie den Krisenpflegeeltern zu, gerade in dieser Thematik. Sie helfen gerne und Krisenpflegeeltern schaffen es, sich als Partner der betroffenen Familien zu positionieren. Das ist das Allerallerwichtigste. Betroffene Familien brauchen jemanden, dem sie vertrauen, der sie nicht verurteilt, sondern ihnen hilft und immer für sie da ist, ohne die Sicherheit der Kinder aus den Augen zu verlieren. Krisenpflegeeltern sind absolute Profis. Nutzen Sie diesen Pool an Wissen und Empathie, er ist unfassbar wertvoll. Stimmen Sie auch unserem Antrag zu, denn es geht um die Sicherheit der Kinder, und da darf es kein Wenn und Aber geben. - Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Nächster Redner ist GR Mag. Gremel. Sie sind am Wort.

 

18.46.55

GR Mag. Marcus Gremel, MBA (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Frau Berichterstatterin! Geschätzter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Ja, Frau Kollegin Klika, ich kann Ihnen versichern, dass wir den Pool des Wissens und der Empathie von Krisenpflege- wie auch von normalen Pflegeeltern selbstverständlich sehr wertschätzen. Sie sind ein ganz wesentlicher Eckpfeiler der Unterstützung von Kindern in unserer Stadt, die es nicht leicht haben im Leben. Wir schätzen sie im höchsten Maße und sind daher auch stetig bemüht, die Rahmenbedingungen zu verbessern, unter denen sie ihrer Arbeit nachkommen.

 

Zu den Anträgen, die eingebracht worden sind, einerseits von der FPÖ zur psychotherapeutischen Früherkennung - die GRÜNEN haben dann auch noch einen ähnlichen Antrag nachgeschossen: Es ist vollkommen klar, dass die psychischen Belastungen für Kinder und Familien durch die Pandemie enorm sind. Das ist vollkommen richtig. Es ist leider auch eine Tatsache, die nicht überrascht, die man antizipieren hat können von Anfang an, dass das Auswirkungen auf die Psyche von Menschen haben wird. Deswegen hat die Stadt Wien, genauer gesagt unser Gesundheitsstadtrat Peter Hacker auch von Anfang an reagiert und auch für diesen Bereich sofort mit Beginn der Pandemie einen psychosozialen Krisenstab eingerichtet, der auch zig Maßnahmen gesetzt hat. Ich möchte hier nur das Home Treatment als eine davon erwähnen, weil es sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet, die eben in ihrem vertrauten Umfeld psychiatrische Betreuung bekommen können. Aber auch im präventiven Eck, also auch sozusagen mehr auf der therapeutischen Seite gibt es weitere Angebote, die wir in den letzten Jahren geschaffen haben, sei es in der außerschulischen Jugendarbeit oder eben auch im Bereich der MA 11. Also allein bei der Kinder- und Jugendhilfe ist das Budget für psychotherapeutische Unterstützung in den letzten Jahren von 1,8 Millionen auf 2,7 Millionen erhöht worden. Und zusätzlich dazu gibt es auch noch deutlich mehr Mittel für Vertragspartner in diesem Bereich wie das Institut für Erziehungshilfe, das Institut für Paar- und Familientherapie oder auch den Verein Die Möwe.

 

Es freut mich sehr, dass auch die Bundesregierung jetzt vor wenigen Tagen erkannt hat, dass das ein Themenfeld ist, wo man aktiv werden muss. Das war längst überfällig, wir fordern das seit Beginn der Pandemie ein. Nur, ehrlich gesagt, angesichts dessen, dass das halt über zwei Jahre gedauert hat, bis da Bewegung vom Bund und Investitionen in die psychische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen kommen, sehe ich das nicht wirklich als Vorbildwirkung, wie das im Antrag der GRÜNEN dargestellt wird.

 

Zum Anliegen der ÖVP, was die ambulante Betreuung anbelangt: Sie haben natürlich recht, das ist ein Bereich, wo man nie genug tun kann. Uns allen ist es viel, viel lieber, wenn wir es schaffen, Krisen in der Familie durch ambulante Unterstützung sozusagen abzufedern und Kinder in ihrem Umfeld bei ihren Familien belassen zu können. Also ein Grund, warum wir auch heute die ambulante Arbeit aufstocken.

 

Ein paar Punkte möchte ich schon noch zu Ihrem Antrag sagen: Es klingt ein bisschen durch im Text, als würde die Stadt da grundsätzlich nichts machen und jetzt gibt es so einen Tropfen auf den heißen Stein oder so. Nun, man darf nicht vergessen, wir haben die Regionalstellen mit aufsuchender Sozialarbeit, die ja ohnedies tagtäglich operieren. Wir haben die Familienzentren flächendeckend in unserer Stadt, wo es Angebote ambulanter Natur gibt. Und wir haben auch schon im letzten Jahr mit zwei ganz, ganz wichtigen Vertragspartnern der Stadt, nämlich mit ProSoz und mit SOS-Kinderdorf die ambulanten Angebote deutlich ausgebaut, 1 Mal um 400.000 und 1 Mal um 500.000 EUR zusätzlich. Das ist auch übrigens der Grund, warum wir uns jetzt bei der Ausschreibung auf die genannten Bezirke konzentrieren, weil wir eben letztes Jahr die anderen Bezirke hatten.

 

Zu den Zeiten: Ja, es ist grundsätzlich einmal von Montag bis Freitag bis 20 Uhr vorgesehen. Das hat der Abteilungsleiter aber im Ausschuss auch erläutert, ja, natürlich ist es so wie überall in der MA 11 möglich, bei einem Krisenfall, einem akuten Bedarf steht das selbst

 

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