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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 111

 

boter, und so weiter in Kontakt kommen, das sind alles gute Dinge, aber eine umfassende Strategie, die wirklich von Beginn an, wenn man in Bildungsinstitutionen eintritt, bis hin zu möglicherweise Berufsumsteigerinnen - ich bin ja selber schon 50plus - oder Weiterbildungswilligen Programme bietet, mit denen technische, naturwissenschaftliche Ausbildungen möglich sind.

 

Ich vermisse, ehrlich gesagt, dass da alle an einem Strang, und da kann, glaube ich, die Stadt tatsächlich noch deutlich mehr zulegen und sich, wie gesagt, mit guten Erfahrungen und Good-Practice-Beispielen vernetzen. Die Rahmenbedingungen in Wien sind ja gut, wir haben gute Kinderbetreuungsplätze - auch da ist natürlich Luft nach oben, wenn man an die Jüngsten denkt, an jene, die jünger als drei Jahre sind, an ganztägige Kinderbetreuung, und so weiter -, wir haben eine gute Mobilitätsstruktur, mit der Berufstätigkeit gefördert wird, aber trotzdem sind wir, wenn man die geschlechtsspezifische Berufswahl anschaut, bei einer recht segregierten Arbeitswelt.

 

Das trifft ja nicht nur auf Frauen in Technik zu. Wenn man auf der anderen Seite schaut, wie es mit Männern in Pflegeberufen, in Sozialberufen ausschaut, dann haben wir ja die Rückseite dieser Medaille, wir sehen, dass Geschlechterrollenstereotype wirklich zu Hemmnissen werden, die verhindern, dass junge Menschen ihre Potenziale eigentlich voll ausschöpfen können und die letztendlich verhindern, dass wir als Gesellschaft von diesen vielen Erfahrungen auf jeder Ebene und in allen Bereichen profitieren können. Das ist wirklich schade. Wie gesagt, meine Unterstützung für weitere Initiativen haben Sie definitiv. (Beifall bei den Grünen und von GRin Martina Ludwig-Faymann.)

 

Ich möchte dennoch noch einmal betonen, im Antrag geht es ganz stark um naturwissenschaftliche Berufe, aber Zukunftsberufe sind nicht nur IT-Berufe und Klimaberufe, sie sind definitiv wichtig, aber nicht nur, sondern ich möchte auch daran erinnern, dass Pflege, Soziales, Bildung ebenfalls von diesem Fachkräftemangel, der ja letztendlich dahintersteht, massiv betroffen sind. Also wenn das WIFO von 11.700 Arbeitsplätzen an zusätzlichem Arbeitsplatzbedarf in der IT redet, dann möchte ich daran erinnern, wir haben 10.000 zusätzliche Arbeitskräfte in der Pflege nötig. Wer das „Morgenjournal“ gehört hat, weiß, dass in der Bildung massiver Arbeitskräftemangel besteht, der ist mittlerweile auch aufs Soziale übergeschwappt, denn man kann nicht mehr mit Schulsozialarbeit kompensieren, weil auch dort die Potenziale ausgeschöpft sind. Also, liebe Stadtverantwortliche in diesem Bereich: Bitte noch viel mehr Initiativen, um junge Menschen, egal, welchen Geschlechts, für attraktive Berufe in den Berufsfeldern in Bildung, Pflege, Soziales zu gewinnen.

 

Eines möchte ich noch abschließend erwähnen: Es geht ja nicht nur um das Themenfeld Ausbildung, sondern es geht schon auch ganz stark, und ich glaube, da ist auch der technische Bereich gefordert, um die Gestaltung der Arbeitswelt per se. Wie schauen die Arbeitsbedingungen aus? Wie schauen die Vereinbarkeitsbedingungen aus, wie schaut das Thema Work-Life-Balance - das besonders für junge Menschen immer wichtiger wird, und ich finde das gut so - aus? Wie lässt sich das alles unter einen Hut bringen?

 

Da haben Unternehmen einen massiven Job zu tun, würde ich sagen, und nicht nur, zu sagen, wir haben einen Arbeitskräftemangel. Sie müssen selbst in die Vorlage gehen und schauen, wie sie die Unternehmen so attraktiv machen, dass sie Arbeitskräfte gewinnen können. Ich glaube, diese Unternehmen gibt es, die machen viel, und diese Unternehmen sind auch nicht die Unternehmen, die über Arbeitskräftemangel klagen müssen. Also, liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, bitte schaffen Sie mehr Initiativen für attraktive Arbeitsbedingungen und auch definitiv für Aus- und Weiterbildung für Frauen.

 

Wir wissen, von Aus- und Weiterbildung im betrieblichen Kontext profitieren in erster Linie die Männer, darum ist es wirklich gut, dass wir den WAFF haben, aber wir können uns nicht immer auf so Reparaturen verlassen, ja. Es muss wirklich in die Unternehmen rein, dass dort das Thema Gleichstellung, Frauenförderung explizit und ganz wichtig zu verankern ist. Ich persönlich bin wirklich ein Fan davon, dass öffentliche Mittel an gewisse Kriterien gekoppelt werden, beispielsweise sollte das Kriterium der Frauenförderung viel stärker verankert werden. Es reicht nicht, Geld für Förderungen aufzuhalten, sondern ich erwarte, ehrlich gesagt, auch von Unternehmen, dass sie betreffend Gleichstellungspolitik aktiver vorantreten.

 

Last but not least: Die berufliche Frauenförderung beginnt im Kindergarten, ich habe es schon formuliert, und endet wahrscheinlich erst am Friedhof. Wir wissen, wie wichtig es ist, bereits im Kindergarten Gender Mainstreaming bedingte Maßnahmen zu setzen. Der vorliegende Akt für den Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds wird von uns Grünen definitiv unterstützt, das ist eine gute Sache. Trotzdem, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind es bis 2025 nur 150 Studienplätze, die 300, das ist praktisch die Rhetorik, die geht darüber hinaus, das sind einfach Studienplätze, die zusätzlich geschaffen werden und über ein sehr kompliziertes Rechtskonstrukt ausschließlich Wienerinnen vorbehalten sind.

 

Ich hoffe sehr, dass diese zusätzlichen Plätze nicht dazu dienen, dass die bestehenden Plätze reine Männerplätze werden, denn der Andrang bei diesen Studien ist an sich sehr groß, die brauchen sich auch nicht zu beklagen, dass sich dort niemand meldet, sondern beklagen muss man, dass sich zu wenige Frauen melden. Also wenn da zusätzliche Plätze kommen und die restlichen dann einzig für Männer übrig bleiben, dann ist das Ziel eigentlich verfehlt, denn es sind ja dann nicht zusätzlich mehr Frauen geworden, sondern einfach mehr Plätze, und die bereits vorhandenen sind praktisch Männerplätze geblieben. Also ich hoffe, diese Befürchtung tritt nicht ein, sondern es gelingt, mit dieser Initiative mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern. Ich wünsche der WAFF-Initiative dafür alles Gute. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

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