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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 75 von 111

 

der Lage sind, aber auch mit den Eltern und natürlich mit den PädagogInnen auf eine Policy zu einigen, die auch alle einhalten. Das, glaube ich, wäre eine Grundlage, damit wir zumindest für die Zukunft hier Prävention schaffen können. Dazu werden wir auch einen Antrag einbringen, um diese Kinder-Policy zu installieren.

 

Wir alle haben die schrecklichen Geschichten aus dem Staatsopernballett gehört, die die Kinder- und Jugendanwaltschaft sehr gut aufgearbeitet hat - an dieser Stelle ein großer Dank an die Kinder- und Jugendanwaltschaft, ich habe auch großes Vertrauen, dass sie sich auch da gut einsetzen wird. Nach all den Erfahrungen, die die Stadt bisher gemacht hat, und auch nach den Vorkommnissen im Heim Wilhelminenberg - wir haben schon gelernt, man kann eine Aufarbeitung machen, man muss sich den Themen stellen, und das ist schmerzhaft und das ist traurig und sehr belastend, aber man kann es schon schaffen -, ist es für mich unverständlich, warum hier so lange die Decke darüber gehalten worden ist. Es ist für mich unverständlich, warum der Stadtrat so spät informiert worden ist und warum man sich nicht gleich offensiv mit den Problemen beschäftigt, indem man gleich die Information an die Eltern gibt oder zumindest eine Form findet, wie mein Kollege es vorhin schon gesagt hat, dass es psychologische Betreuung gibt, um einmal das Thema allgemein zu setzen, ohne jemanden zu verurteilen. Es macht keinen Sinn, frühzeitig Leute zu verurteilen. Man muss einmal analysieren, was wirklich passiert ist. Diese Unsicherheit kann man aber nur abfedern, wenn man sofort handelt, wenn sofort untersucht wird, wenn die Kinder sofort in einer Form befragt werden, die für Kinder verständlich ist beziehungsweise in der sie sich äußern können, ohne weiter traumatisiert zu werden. Es braucht eine ständige Supervision, nicht nur der Führungskräfte, sondern der Personen, die direkt mit den Kindern in den Räumen arbeiten. Auch nur durch ständige Supervision, durch ständige gegenseitige soziale Kontrolle kann man erkennen, wenn sich jemand in eine falsche Richtung entwickelt.

 

Mir wäre es ein großes Anliegen, dass eine Kinderschutz-Policy auch eine ständige Supervision integriert und eine ständige Gruppenarbeit, wie man weitergeht. Übrigens wäre auch eine ständige Supervision mit den Eltern, jedes Jahr ein Kinderschutztraining für die Eltern gemeinsam mit den Eltern sehr sinnvoll, damit sie auch sensibilisiert sind, Zeichen der Kinder vielleicht gut deuten zu können, besser deuten zu können.

 

Ich gehe dann noch weiter zu meinen Unterlagen: Ich glaube, wenn wir es schaffen, eine solche Prävention für alle Institutionen in der städtischen Verantwortung zu installieren, am besten für alle Institutionen, die die Stadt fördert, die mit Kindern arbeiten, dann können wir es auch wieder schaffen, ein Vertrauen in diese Institutionen zu geben, und das brauchen wir. Es braucht ein Vertrauen für Pädagoginnen und Pädagogen, damit sie wissen, wie sie reagieren können und damit sie wissen, dass sie Hilfe finden, wenn sie mit einer Situation überfordert sind. Es braucht ein Vertrauen für die Eltern, die ihre Kinder an anfangs unbekannte Leute abgeben und darauf vertrauen müssen, dass sie dort gut behandelt werden.

 

Es ist offensichtlich so, dass auch in der Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen, der Assistentinnen und Assistenten, die mit den Kindern arbeiten, noch Luft nach oben ist im Sinne von, wie da sensibilisiert wird, wie da vorbereitet wird, wie vielleicht auch ausgewählt wird, welche Personen dann wirklich mit den Kindern zum Arbeiten kommen. Auch hierfür werden wir einen Antrag stellen, dass diese Ausbildungskonzepte noch einmal angeschaut werden, dass man noch einmal vertiefend hineinschaut und die Personen sensibilisiert für grenzverletzendes Verhalten, für Übergriffe und Gewalt, für Qualitätsstandards, ganz egal, ob sie in einem Kindergarten arbeiten werden, in einer Schule arbeiten werden, in einer Musikschule, in einem Sportverein oder in einem Freizeitverein. Nur die ständige Reflexion des eigenen Verhaltens von Pädagoginnen und Pädagogen, die direkt mit Kindern arbeiten, und nur, wer permanent achtsam bleibt, kann sexuellen Übergriffen und Gewalt vorbeugen und im Bedarfsfall angemessen reagieren. Der beste Schutz gegen sexuelle Übergriffe durch PädagogInnen und Kinderbetreuende sind klare Strukturen in Bildungseinrichtungen, die allen Beteiligten ermöglichen, die Leitlinien zu Prävention und Kinderschutz zu verstehen, zu akzeptieren und auch umzusetzen. Das ist in diesem Fall offensichtlich noch nicht passiert.

 

Ein Kinderschutzkonzept, eine Kinderschutz-Policy ist ein Instrument, um diese Klarheit in den Institutionen zu gewährleisten und sie in einem gemeinsamen Prozess zu erarbeiten, bei dem die Institutionen auch mit möglichen Risiken für die Kinder in ihren Abläufen und in ihren kontinuierlichen täglichen Routinen konfrontiert werden beziehungsweise diese Risiken aufarbeiten.

 

Im Moment sind diese, die wir haben, nicht ausreichend. Wir haben es gesehen. Ich werde das jetzt nicht weiter vertiefen. Wir wollen die vorhandenen Kinderschutzkonzepte in den Kinderbetreuungseinrichtungen der Stadt Wien verbessern und stellen deshalb unseren Antrag für eine Kinderschutz-Policy. - Danke für Ihre Unterstützung. Ich hoffe, das wird hier breit angenommen.

 

Neben dieser Kinderschutz-Policy in den Institutionen selbst braucht es auch eine Verbesserung bei den magistratsinternen Richtlinien und Erlässen. Dieses in diesem Zusammenhang gesetzte Vorgehen, wie wir das in den Medien erfahren haben, macht es dringend notwendig, alle Richtlinien und Erlässe auf ihre Effizienz und im besonderen Maße auf die Sensibilität im Vorgehen bei behördlichen Vorfällen, besonders, wenn es um Fälle von sexuellem Missbrauch geht, zu überarbeiten.

 

Wir bitten Sie, Ihre Richtlinien zu überprüfen, und ich hoffe, dass Sie sich auch diesem Antrag, der vor allen Dingen die Arbeit im Magistrat selbst betrifft, anschließen können. - Herzlichen Dank soweit.

 

Ich finde, es ist ein Thema, bei dem wir versuchen müssen, möglichst rational zu argumentieren, versuchen müssen, uns den Problemen zu stellen und Maßnahmen zu setzen, die es uns in Zukunft besser machen lassen. Danke für das Engagement für die Kinder dieser Stadt.

 

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